Friedenspreisträgerin: Globalisierung kann nicht nur für Waren gelten
Friedenspreisträgerin Tsitsi Dangarembga will sich für gleiche Rechte für alle in einer globalisierten Welt einsetzen. Die Strukturen des Rassismus müssten überwunden werden, sagte die Autorin und Filmemacherin aus Simbabwe am Freitag auf der Frankfurter Buchmesse. Am Sonntag wird sie zum Abschluss der Messe mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels geehrt.
Friedenspreisträgerin Tsitsi Dangarembga will sich für gleiche Rechte für alle in einer globalisierten Welt einsetzen. Die Strukturen des Rassismus müssten überwunden werden, sagte die Autorin und Filmemacherin aus Simbabwe am Freitag auf der Frankfurter Buchmesse. Am Sonntag wird sie zum Abschluss der Messe mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels geehrt.
«Wenn wir eine globalisierte Gesellschaft haben, dann haben wir wirklich eine globalisierte Gesellschaft», sagte Dangarembga, die in Harare lebt, in Berlin studiert hat und mit einem Deutschen verheiratet ist. «Man kann nicht argumentieren, dass sich Geld und Güter frei bewegen dürfen, aber Barrieren errichten gegen die freie Bewegung von Menschen.» Für Geld- und Güterverkehr gebe es mit guten Gründen Prozesse und Regeln - das gleiche müsse natürlich auch für Personen gelten, «aber das ist Teil einer globalen Welt».
Wenn Menschen aus Afrika nach Deutschland kämen, würden sie als Migranten betrachtet - wenn Deutsche sich entschieden, in Afrika zu leben, sehe man sie als Auswanderer. Die Vorstellung, dass Afrikaner begeistert ihre Heimat verliessen, um anderswo mit Fremden zu leben, sei «total unlogisch: niemand will das.» Man müsse sich fragen, warum manche Menschen so unter Druck stünden, dass sie es riskierten, auf dem Meer zu ertrinken. Ihnen zu unterstellen, sie hätten dafür keine guten Gründe, sei eine Art von Rassismus.
Die Gründe dafür wurzelten im Kolonialismus: «Rassismus ist eine Struktur, die vom westlichen Imperialismus geschaffen wurde, um ökonomische Ausbeutung zu rechtfertigen», sagte Dangarembga. Als die afrikanischen Staaten in die Unabhängigkeit entlassen wurden, seien diese Strukturen nicht zerstört worden. Es habe keine wirtschaftlichen oder sozialen Reformen gegeben, die es den Menschen ermöglichen würden, dort gut zu leben. «Die politische Unabhängigkeit war nur eine andere Phase der Fortschreibung dieses Rassismus.»
In der Frage, ob Museen Kulturgüter zurückgeben sollen, mahnte Dangarembga zu Besonnenheit. «Wenn man das ungeduldig oder unbedacht angeht, verursacht es mehr Schaden als es nützt.» Weisse hätten heute bisweilen das Gefühl, dass ihre Identität in Frage gestellt werde, wenn die Stimmen von Menschen mit schwarzer Hautfarbe mehr gehört würden. «Das ist ein guter Moment, Weiss-Sein zu hinterfragen», glaubt Dangarembga. «Was ist Weiss-Sein? Warum fühlen sich Weisse bedroht, wenn Nicht-Weisse sich als Menschen behaupten?» Sich dieser Frage zu stellen, sei ein unvermeidbarer Prozess.
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