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Endlich wieder Open Air!

Nach der Coronapause melden sich die Südostschweizer Festivals zurück. Den Musikliebhabern steht ein aufregender Sommer bevor. Eine Auswahl.

Südostschweiz
08.06.22 - 04:30 Uhr
Kultur
Im Juli live zu erleben: Der Musiker Simon Neil wird mit seiner Band Biffy Clyro am Open Air Lumnezia auftreten. 
Im Juli live zu erleben: Der Musiker Simon Neil wird mit seiner Band Biffy Clyro am Open Air Lumnezia auftreten. 
Bild Grant Pollar / Keystone

von Marco Nüssli

Das Erfreuliche vorweg: Fast alle Festivals haben die Pandemie überstanden; einige wie Malans und Chapella fanden sogar schon 2021 wieder statt. Einzig das One Love in Filisur, das mehrtägige Goa-Fest mit Tausenden von Besuchern, hört nach knapp zehn Jahren auf. Ganz auf World Music setzt das Grin Festival in Roveredo. Ansonsten bietet der hiesige Festivalsommer jede Menge Rock wie etwa die Band Biffy Clyro (Bild), bemerkenswert viele sanfte Klänge – und das übliche Who is Who des Schweizer Musikschaffens..

Bad Ragaz, 24. und 25. Juni

Das älteste Festival der Südostschweiz konnte sein ursprünglich für 2020 geplantes, exquisites Programm zusammenhalten. Es gibt geschmeidigen Indie-Folk von The Gardener And The Tree, wunderbar wütenden Frauen-Rap von KT Gorique und als Höhepunkte Wanda aus Wien, die wohl interessanteste Live-Rock-Band aus dem deutschsprachigen Raum, sowie Patent Ochsner. Hochklassig und abwechslungsreich.

Roveredo, 30. Juni bis 3. Juli

Die erneute Austragung des Ethnofestivals wartet mit mehreren ansprechenden Bands auf, die von Chile über Georgien bis Indien aus der ganzen Welt kommen und entsprechend unterschiedlich klingen. Es konnte sogar ein veritabler Star verpflichtet werden: Sona Jobarteh, die mit dem zauberhaften Stück «Gambia» über ihre Heimat mal eben auf 22 Millionen Youtube-Views kommt. Ein Muss für Freunde der World -Music.

Nufenen, 8. bis 10. Juli

Der Freitag ist ganz auf Lokalhelden -ausgerichtet: Es steht ein reiner Bündner Abend an. Attraktiver präsentiert sich der Samstag. Da dürften die nigerianische Soulsängerin Justina Lee Brown mit ihrer wunderbar kraftvollen Stimme sowie die feinfühligen Indie-Folk-Songs von Amistat für Gänsehautmomente sorgen. Die beiden deutschen Brüder bespielten schon weitaus grössere Bühnen.

Grüsch, 15. und 16. Juli

Eine Veranstaltung exklusiv für Hip-Hop-Fans. Unter den vielen Schweizer Rappern sticht Luuk mit seinen tiefgründigen, politischen Texten heraus. Auch vom Kölner Untergrundartist Timey gibt es zum Nachdenken anregende, jedoch grimmigere -Gesellschaftskritik. Das Kontrastprogramm dazu kommt von Weekend, auch er aus Deutschland und der bekannteste Name des Festivals. Er packt seine Eindrücke in satirische Verse mit Hang zum Klamauk.

Safien Platz, 15. bis 17. Juli

Der idyllische Anlass mitten im Wald feiert seinen 20. Geburtstag. Ein überaus beeindruckendes Jubiläum. Einerseits angesichts der Festivaldichte im Kanton. Andererseits aber auch, weil das Programm traditionell von unbekannten Bands bestritten wird. Das ändert sich auch in diesem Jahr nicht grundsätzlich. Zum Jubiläum gibt es Punk, Rock – und mit der Urban-Reggae-Band Open Season sogar einen vergleichsweise prominenten Headliner.

Degen, 21. bis 23. Juli

Das grösste aller hiesigen Festivals liefert einen soliden Überblick über die Schweizer Populärmusik. Von Lo & Leduc über Bastian Baker bis zu 77 Bombay Street ist für alle was dabei. Unter den ausländischen Bands befinden sich auffallend viele Rocker wie zum Beispiel die insbesondere in Grossbritannien äusserst erfolgreichen Schotten Biffy Clyro. Musikalischer Geheimtipp ist allerdings der träumerische Indie-Pop von Lola Marsh aus Israel.

Malans, 5. und 6. August

Rockliebhaber kriegen hier Vorzugsbehandlung. Ob Indie, Alternative oder Southern Rock: Die Palette ist breit, der Bekanntheitsgrad der Interpreten dagegen eher tief. Qualitativ ragen Basemaint Saints heraus mit ihrem erdigen, mitunter durchaus dreckigen Rock’n’Roll. Freunde zarterer Klänge dürften an der Stimme von Femi Luna Gefallen finden. Und dann sind da noch die Churer Liv & Geesbeatz für die Anhänger des Hip-Hops.

S-chanf, 5. bis 7. August

40 Jahre: Kein Bündner Festival hat mehr Tradition. Die Ausrichtung auf Familien (Kinderbetreuung inklusive!) zahlt sich ganz offenbar aus. Die Bands kommen (auch) dieses Jahr aus der Schweiz, sind allerdings mit feiner Hand ausgesucht – und familientauglich. Make Plain aus dem Tessin dringen mit ihrem Power Folk direkt ins Herz. Daneben konnte mit James Gruntz einer der bedeutendsten Schweizer Gegenwartsmusiker engagiert werden.

Chur, 10. September

Anstatt zum Auftakt des kantonalen Festivalsommers kommt die dritte Ausgabe neu zum Schluss. Passend zur malerischen Kulisse dominieren die leisen Töne. Nicht unbedingt bei Kaufmann, dem spannendsten Ostschweizer Mundart-Rocker der letzten Dekade. Sicher dann aber beim diesjährigen Schweizer «Eurovision Song Contest»-Vertreter Marius Bear sowie bei der Indie-Folkband Black Sea Dahu, die mit ihrem neusten Album die Top Ten der Schweizer Hitparade geknackt hat.

Nachfolgend eine Übersicht der Südostschweizer Festivals:

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Schade haben die Menschen nichts von der Pandemie gelernt und man macht weiter wie vorher als ob nichts ist, wir brauchen eine grosse positive Veränderung ins Neue und zwar jetzt, bevor es bald wirklich zu spät ist!

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