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Der Cliffhanger: «Ein Versprechen, das man nicht brechen sollte»

Ein Gespräch mit dem Regisseur der neuen Schweizer Serie «Nebensaison», Pierre Monnard, über einen der wichtigsten Tricks moderner Serien - den Cliffhanger. Sein neustes Werk startet am Mittwoch auf SRF zwei.

Agentur
sda
29.03.22 - 13:40 Uhr
Kultur

Als Regisseur von Krimiserien wie «Wilder» und «Nebensaison» kennst sich Pierre Monnard auf dem Gebiet der Spannung aus. «Falsche Cliffhanger bringen nur Probleme. Sie sind nichts anderes als Versprechen», sagt er im Interview mit Keystone-SDA. «Und zwar dafür, dass du in einer Woche wieder etwas Gutes oder Spannendes zu sehen bekommst.»

Mit falschen Cliffhangern - die Bedrohung etwa stellt sich als Traum heraus oder zentrale Informationen werden unterschlagen - werde dieses Versprechen gebrochen. «Das sollte man nicht tun. Sonst fühlt sich das Publikum verarscht.»

«Ein guter Cliffhanger muss gleichzeitig die Episode abschliessen und Lust auf die folgende machen. Er muss spektakulär, spannend, oder einfach sehr emotional sein.» Das sei nicht immer einfach. Die Serie «Lost» beispielsweise ist bekannt dafür, oft etwas gar dick aufzutragen. «Da wurde das zentrale Mysterium irgendwann so gross und die offenen Fragen so zahlreich, dass es unmöglich wurde, alle Versprechen einzulösen.»

Im Fall der spanische Serie «La casa de papel» verlaufen die Folgen immer wieder nach dem ähnlichen Schema und dann «kommt da wieder dieser verrückte Cliffhanger, und man schaut trotzdem weiter. Ein guter Cliffhanger kann eine mittelmässige Episode retten», so Monnard.

Erste Folge ist entscheidend

Die Technik des Cliffhangers ist zeitlos, vieles hat sich durch die neue Art des Serienkonsums aber auch verändert. «Wir leben in der Zeit des Binge Watchings. Man kann immer sofort die nächste Episode schauen, ohne lange auf die Auflösung warten zu müssen.» Dabei verhält es sich seiner Ansicht nach bei Cliffhangern wie mit gutem Wein: «In der Woche, in der man auf die Auflösung wartet, beginnt die Fantasie zu spielen. Man kann sich lange freuen, und die Auflösung wird umso dramatischer.» Mit dem Binge Watching sei dieser Reiz des Cliffhangers ein wenig verloren gegangen.

Der wichtigste aller Cliffhanger ist jener am Ende der ersten Episode, weil sich da entscheidet, ob man die Serie überhaupt weiter schaut. «Für Serienmacherinnen und -macher ist die erste Episode die Hölle, denn mit ihr lebt oder stirbt die Serie.» Sie brauche mit Abstand am meisten Zeit - beim Schreiben, Drehen und im Schnitt. Sie muss die ganze Exposition liefern und gleichzeitig unterhalten, und am Schluss auch noch Lust auf alle kommenden Episoden machen. «Wenn man da den Cliffhanger verkackt, hat man verloren, selbst wenn die zukünftigen Episoden alle super sind», sagt Monnard.

«Nebensaison» als Musterbeispiel?

Ein Schicksal, das dem Westschweizer Filmemacher in seiner neuen Krimiserie hoffentlich erspart bleibt. Erzählt wird in «Nebensaison» von einer Polizistin, die einem Serienmörder auf die Spur kommt, der in Frankreich und der Schweiz sein Unwesen treibt. Ihre Ermittlungen werden schwieriger, als ihr eigener Sohn in den Tod seiner Freundin involviert wird.

Um ihm zu helfen, trifft die Ermittlerin die folgenschwere Entscheidung, gewisse Indizien so zu fälschen, dass sie auf den Serienmörder als Verantwortlichen zeigen. «Nebensaison» stellt die Frage, wie weit jemand für seine eigenen Kinder zu gehen bereit ist. Und was passiert, wenn dieser Person dann ein Fehler unterläuft und jemand von dem Plan erfährt? Man erfährt es ab dem 30. März auf SRF zwei und PlaySuisse.

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