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Dani Landolf verlässt die Solothurner Literaturtage im Sommer

Der Geschäftsführer der Solothurner Literaturtage, Dani Landolf, gibt seinen Posten nach nur zwei Ausgaben im Juli auf. Differenzen zwischen Trägerverein und Geschäftsführer seien der Grund - mit dem Effekt, dass es 2022 keinen Solothurner Literaturpreis geben wird.

Agentur
sda
26.01.22 - 13:32 Uhr
Kultur
Dani Landolf, Leiter der Solothurner Literaturtage, tritt nach zwei Ausgaben zurück.
Dani Landolf, Leiter der Solothurner Literaturtage, tritt nach zwei Ausgaben zurück.
Keystone/GAETAN BALLY

«Unterschiedliche Auffassungen zwischen Geschäftsführung und Vorstand bezüglich Organisation und Weiterentwicklung», gaben die Verantwortlichen der Solothurner Literaturtage in einer Mitteilung von Mittwoch als Grund für den Rücktritt an.

«Ich hatte nicht den Eindruck, dass wir grundlegende Differenzen hatten», sagt Thomas Flückiger, Vorstandspräsident der Solothurner Literaturtage gegenüber Keystone-SDA. Landolf hingegen ist «zu dem Schluss gekommen, dass ich vom Vorstand nicht die Unterstützung bekommen habe, die ich mir gewünscht habe», sagt er auf Anfrage.

Antritt mit grossen Ambitionen

Seine Stelle als Geschäftsführer der Werkschau schweizerischen Literaturschaffens hatte Landolf mit grossen Ambitionen angetreten: Er wollte näher an ein breites Publikum rücken, das Festival zur Plattform für gesellschaftspolitische Diskussionen machen und farbiger werden. Die Ausgabe 2021 hat das bereits gezeigt.

Er kann sich auf seine Fahnen schreiben, dass er zudem literarischen Gattungen wie der Graphic Novel mehr Aufmerksamkeit verschafft hat und dass er den wichtigen Grand Prix Literatur, der jährlich vom Bundesamt für Kultur vergeben wird, an die Solothurner Literaturtage gebunden hat. Auch der Kinder- und Jugendbuchpreis verdankt ihm zu einem guten Teil seine gestiegene Beachtung.

Neues Leben für Solothurner Literaturpreis

Darüber hinaus wollte Landolf den Solothurner Literaturpreis aus dem Dornröschenschlaf erwecken. Er sagt, er habe an einem Konzept mit Partnern gearbeitet, wonach eine Stiftung den Preis «grosszügig finanzieren», der Preis stärker ins Festival eingebunden und mit ihm Masterclasses an Hochschulen verknüpft werden sollten. «Im Vorstand bin ich damit auf grossen Widerstand gestossen», sagt Landolf. Deshalb wird es 2022 überhaupt keinen Solothurner Literaturpreis geben.

Landolf hatte im Sommer 2020 die Leitung der Werkschau schweizerischen Literaturschaffens übernommen und zuvor bereits die Ausgabe 2020 begleitet. Seine Vorgängerin Reina Gehrig wechselte zur Kulturstiftung Pro Helvetia. Die Online-Ausgabe 2021 der Solothurner Literaturtage hat er dann verantwortet. Nun wird er die Literaturtage im kommenden Sommer wieder verlassen.

Unruhe und Wechsel im Team

Bereits im letzten Sommer hatte es Unruhe im Team gegeben, langjährige Mitglieder hatten den Solothurner Literaturtagen den Rücken gekehrt. So die Autorin Gianna Molinari, die als Bindeglied zwischen Geschäftsführung und Trägerverein galt und als rechte Hand von Gehrig die Autorinnen und Autoren betreute. So auch Rico Engässer, der für einen wichtigen Teil der Organisation der Literaturtage verantwortlich war.

Dani Landolf hat sich daraufhin ein neues Team zusammengestellt. Rücktritte gab es auch in der Programmkommission, für deren Ersatz der Vorstand verantwortlich war. Vorstandspräsident Flückiger sagt heute, er sei davon ausgegangen, dass damit eine «tragfähige Lösung» für die Zukunft gefunden worden sei.

Landolf wiederum verweist darauf, dass sein Entscheid für seine Kündigung nichts mit dem Team zu tun habe. «Natürlich treten die neuen Mitglieder in grosse Fussstapfen, aber mit Nathalie Widmer und Omar Blangiardi haben wir viel praktische Festival-Erfahrung im Team», so Landolf. Beide waren bereits an der Organisation von Literaturfestivals in Zürich und Bern beteiligt: Widmer beim Literaturfestival «Zürich liest» und Blangiardi beim Queersicht-Filmfestival.

Chef auf Abruf

Fakt ist, dass dieses neue Team nun erstmals die Solothurner Literaturtage als Präsenzveranstaltung über die Bühne bringen muss. Die 44. Ausgabe ist vom 27. bis 29. Mai geplant. Und Fakt ist auch, dass der Chef Dani Landolf bereits auf Abruf ist. Er räumt ein, dass der Zeitpunkt für die Kommunikation seines Abgangs so kurz vor dem Festival «nicht ideal» sei. Aber: «Es ist in unser aller Interesse, dass der Übergang gelingt», sagt Landolf. Wenn wir damit erst nach dem Festival beginnen würden, wäre die Zeit für die übernächste Ausgabe zu knapp.

Flückiger will die Stelle für eine neue Geschäftsführung bereits in der kommenden Woche ausschreiben. «Die Anstellung soll im März erfolgen, damit die neue Person im Juli beginnen kann.»

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