×

Zentrum Paul Klee zeigt das raue Werk Mirós

Das Zentrum Paul Klee (ZPK) zeigt vom 28. Januar bis zum 7. Mai späte und wenig bekannte Werke des spanischen Künstlers Joan Miró (1893-1983). Zu entdecken gibt es eine bisher eher unbekannte raue und energische Malerei.

Agentur
sda
26.01.23 - 17:43 Uhr
Kultur
Das Gemälde "Verbrannte Leinwand 2, 1973" ist eines von 74 Spätwerken Mirós, die ab Samstag im Zentrum Paul Klee in Bern ausgestellt sind.
Das Gemälde "Verbrannte Leinwand 2, 1973" ist eines von 74 Spätwerken Mirós, die ab Samstag im Zentrum Paul Klee in Bern ausgestellt sind.
KEYSTONE/ANTHONY ANEX

Dass die Ausstellung «Joan Miró - Neue Horizonte» ausgerechnet im Zentrum Paul Klee gezeigt wird, ist kein Zufall: Miró habe den Schweizer Künstler Paul Klee und sein Werk sehr bewundert, teilten die Ausstellungsverantwortlichen am Presserundgang vom Donnerstag mit.

Die Schau ist das Ergebnis einer engen Zusammenarbeit und eines Austauschs mit der Fundació Joan Miró in Barcelona, wo derzeit Gemälde von Paul Klee aus dem Besitz der Berner Institution zu sehen sind. Einige der in Bern gezeigten Werke stammen auch aus der Fundació Pilar i Joan Miró auf Mallorca.

Zwischen Figuration und Abstraktion

1956 verwirklichte Miró seinen Traum vom Bau eines grossen Ateliers in Palma de Mallorca, wohin er mit seiner Familie zog: Dies ist der Ausgangspunkt der Ausstellung, wie die Kuratorin Fabienne Eggelhöfer betonte.

Denn hier erkundete der Maler neue Horizonte seines Schaffens und begann eine künstlerische Reise, die sich von seinen traumhaften, surrealistischen Landschaften der 1920er- und 30er-Jahre unterscheidet. Der grosse Raum, der ihm zur Verfügung stand, erlaubte es ihm, seine alten Bilder kritisch zu überdenken und nach neuen Ausdrucksformen zu suchen, so Eggelhöfer. Sein Ziel war es, eine einfache und universelle Bildsprache zu entwickeln.

Ein Beispiel dafür ist das «Selbstporträt 1937-1960»: Miró nahm die Kopie eines sehr feinen und detaillierten Selbstporträts, das er 1937 von sich selbst anfertigte, 1960 wieder auf und fügte abstrakte Elemente hinzu, wie zwei schwarze Kreise, die die Augen darstellen. In diesem Gemälde überlagern sich figurative und abstrakte Kunst und stehen in engem Kontakt, ein Spiel, das nach wie vor im Mittelpunkt von Mirós Praxis steht: «Die direkte Arbeit auf der Leinwand ist das, was ihn interessiert», erklärte die Kuratorin weiter.

In einem anderen Gemälde, «Figure at Sunrise on the River Bank, 1965», übermalte Miró eine auf dem Kopf stehende Landschaft; auch hier gehen Abstraktion und Figuration Hand in Hand.

Jenseits der Leinwand

Die Ausstellung besticht vor allem durch ihre grossformatigen Leinwände und ihre raue Seite. Unter ihnen ist die «Verbrannte Leinwand 2, 1973» hervorzuheben, die, wie der Titel schon sagt, teilweise verbrannt ist und mehrere Löcher aufweist. Sie gehört zu einer gleichnamigen Serie. «Für die Schaffung dieser Werke verwendete der Künstler tatsächlich Feuer: Miró goss Benzin auf Teile der Leinwand, zündete sie an und löschte sie dann», heisst es im Ausstellungstext.

Die Struktur der Leinwand, die teilweise sichtbar ist, wird so auch Teil des Kunstwerks. In diesem Fall entfernt sich der Künstler von der Figuration und wendet sich der Abstraktion zu. Miró legte die Leinwand auf den Boden und liess die Farbe direkt von oben herabfliessen. Man kann sogar die Abdrücke von Schuhsohlen erkennen.

Marko Daniel, Direktor der Fundació Joan Miró in Barcelona, wies darauf hin, dass dies «die Verbindung zwischen seinem Werk und der Welt» zeige. Im Fall der verbrannten Leinwand «wird der Rest der Welt durch die Löcher sichtbar», betonte er.

Freiheit und Minimalismus

Mirós Freiheitsdrang spiegelt sich in der Reduktion auf das Minimum in seinen späten Werken wider: «Miró wollte frei malen», so Eggelhöfer, «sich von der Staffelei befreien und die Farbe auf der Leinwand verteilen».

1947 reiste Miró zum ersten Mal in die Vereinigten Staaten, wo er junge Kunstschaffende wie Jackson Pollock und Louise Bourgeois kennenlernte: «Und in diesen Begegnungen fand Miró die Unterstützung, die Staffelei aufzugeben, gestisch zu arbeiten und sich den grossen Formaten zu widmen.»

Neben den Gemälden sind in der Ausstellung auch einige Skulpturen Mirós zu sehen, und am Ende des Raumes zeigt eine grossformatige Fotografie den Künstler, wie er in seinem Atelier in Palma de Mallorca sitzt und seine Werke betrachtet.

Das Kindermuseum Creaviva, das ebenfalls zum Zentrum gehört, zeigt ab dem 3. Februar die interaktive Ausstellung «La pintura. Nous sommes la couleur».

Die Kommentarfunktion wurde für diesen Artikel deaktiviert.
Mehr zu Kultur MEHR