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Schweizer Stefan Bachmann wird Direktor des Wiener Burgtheaters

Der Schweizer Theaterregisseur Stefan Bachmann wird neuer Direktor des Burgtheaters in Wien. Der 56-Jährige übernimmt das Haus mit der Spielzeit 2024/25 für fünf Jahre, wie die österreichische Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer am Mittwoch bekanntgab.

Agentur
sda
21.12.22 - 12:35 Uhr
Kultur
Stefan Bachmann am Mittwoch bei seiner Vorstellung vor den Medien in Wien.
Stefan Bachmann am Mittwoch bei seiner Vorstellung vor den Medien in Wien.
KEYSTONE/APA/APA/EVA MANHART

Der 56 Jahre alte Schweizer Regisseur und Theatermanager löst in Wien den Österreicher Martin Kušej ab. Er hatte am Dienstag überraschend seine Bewerbung für eine zweite Amtszeit zurückgezogen. Bachmann ist seit 2013 Intendant am Schauspielhaus Köln und leitete davor das Theater Basel.

Der Schweizer Theatermacher arbeitete bereits mehrfach am Burgtheater und inszenierte dort etwa 2008 Wajdi Mouawads «Verbrennungen». Dafür konnte Bachmann den Nestroy-Preis für die beste Regie entgegennehmen.

2012 gab es für seine Inszenierung von Elfriede Jelineks «Winterreise» am Akademietheater ebenfalls einen «Nestroy». Sein Vertrag in Köln wäre bis 2026 gelaufen; die Eröffnung des sanierten Schauspielhauses wird er nun als Intendant nicht mehr erleben.

«Wenn es ums Burgtheater geht, gibt es kein Zögern», erklärte Bachmann am Mittwoch vor den Medien in Wien seine Motivation, von Köln nach Wien zu wechseln. Beworben hatte er sich ursprünglich nicht, sondern sei aktiv von der betrauten Personalagentur gefragt worden, ob er sich eine Bewerbung vorstellen könne.

In Wien wolle er eine «Schwelle im metaphorischen Sinne abbauen und modern und zeitgemäss auf eine sich verändernde Stadtgesellschaft reagieren. So ein Theater gehört den Menschen, die es bezahlen und das sind die Bürger.»

«Herausragend überzeugt»

Andrea Mayer zollte am Mittwoch vor den Medien dem amtierenden Direktor Kušej Respekt dafür, die traditionsreiche Bühne durch die schwierige Corona-Phase geführt zu haben.

«Dass heute trotzdem eine andere Person neben mir sitzt, liegt einfach daran, dass mich Bachmann im Bewerbungsverfahren herausragend überzeugt hat», sagte sie. Bachmann sei der Richtige, um das Publikum in einer Zeit voller Unsicherheiten wieder in das Theater zu holen.

Bachmann wolle «ohne beliebig zu werden ein grosses Panorama aufspannen». Er sehe keinen Widerspruch zwischen Erneuerung und Tradition. Mayer würdigte Bachmanns «ausserordentliches Gespür für die aktuelle Lage der Theaterwelt».

Was sie überzeugt hat, sei auch sein Ansatz zum Thema Führung: «Er sprach schon in der Bewerbung von flachen Hierarchien und Transparenz. Es ist ein Gebot der Stunde - wahrscheinlich ein zu spätes -, Strukturen am Theater neu zu denken.»

Bachmann selbst bezeichnete sich als «Teamplayer». Mit seinem Team werde er nun ein Programm zusammenstellen. «Es ist sportlich, das in einem guten Jahr zu schaffen.» Nach Kritik an seinem Führungsstil in Köln habe er einige Seminare für Führungskräfte absolviert, die ihm viel gebracht hätten.

Bachmann wurde mit Produktionen an verschiedenen Bühnen mehrfach zum Berliner Theatertreffen eingeladen, zuletzt 2021 mit Max Frischs «Graf Öderland», das er für das Theater Basel und das Münchner Residenztheater erarbeitet hatte.

Kušej war 2019 von der Spitze des Bayerischen Staatsschauspiels in München nach Wien gewechselt. Seine Pläne eines offenen, internationalen Theaters konnte er wegen der Corona-Schliessungen nur teilweise umsetzen und hatte mit Besucherschwund zu kämpfen.

15 Bewerbungen

Laut dem Chef der Burgtheater-Holding, Christian Kircher, gab es 15 Bewerbungen von 18 Personen, darunter sechs Frauen und 12 Männer, fünf aus Österreich und die restlichen international.

Es habe schliesslich - anders als medial kolportiert - keinen Dreiervorschlag gegeben, sondern einen Zweiervorschlag mit «zwei uneingeschränkten Empfehlungen». Auf diesem Vorschlag habe Kušej nicht figuriert, sagte Mayer der österreichischen Nachrichtenagentur APA auf Anfrage.

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