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Das Museum Tinguely stellt den Hauskünstler wieder ins Zentrum

Erstmals seit seiner Gründung im Jahr 1996 stellt das Museum Tinguely den Hauskünstler wieder ins Zentrum. Unter dem Titel «La roue = c'est tout» lässt sich Tinguelys populäres und pionierhaftes Schaffen als Wegbereiter der kinetischen Kunst nachvollziehen.

Agentur
sda
07.02.23 - 13:29 Uhr
Kultur

Empfangen wird man unmittelbar nach dem Eintritt ins Museum von einem Neuankauf des Museums, von Jean Tinguelys monumentalen Werk «Éloge de la folie», das eine ganze Wand ausfüllt. 1966 hat der Künstler dieses Werk, das sich an Erasmus' «Lob der Torheit» anlehnt, als Bühnenbild für eine Ballettproduktion von Roland Petit in Paris konstruiert.

Das faszinierende, reliefartige Werk befand sich zwanzig Jahre in Kisten verpackt in einer Privatsammlung. Der inzwischen verstorbene Sammler habe offensichtlich nicht so richtig gewusst, was er mit dem Werk anfangen soll, sagte Museumsdirektor und Ausstellungskurator Ronald Wetzel am Dienstag an einer Medienführung. Zum Aufbau reichen die oftmals unvollständigen Baupläne nicht, da gehören auch Erfahrung und Intuition dazu.

Dank eines Beitrags von der Museumsstifterin Roche konnte dieses Werk nun angekauft werden. Es verweist in zweierlei Hinsicht auf Eckpunkte von Tinguelys Schaffen: Auf das reliefartige Frühwerk, das im ersten Ausstellungsraum folgt, und auf die vielen Kooperationen mit anderen Künstlerinnen und Künstlern, die Tinguely stets hochhielt.

Die innovativen frühen Jahre

Die neue Sammlungsausstellung beginnt also mit den ausgesprochen innovativen Jahren 1954 bis 1959, die Tinguely zusammen mit seiner damaligen Frau und Künstlerinnenkollegin Eva Aeppli in Paris verbrachte. Zu sehen sind die sogenannten «Méta-Méchaniques», feine kinetische Reliefs, die abstrakte Gemälde oder Objekte im Stil von Malewitsch, Calder oder Kandinsky in Bewegung versetzen und auch die entsprechenden Namen tragen.

Es geht weiter mit den berühmten chaotischen Schrott-Maschinen der 1960er-Jahre die Tinguelys Ruf als Schrott-Künstler begründeten. Und mit den grossen schwarzen performativen Arbeiten, die durch ihre ausladenden Bewegungsabläufe für viel Aufmerksamkeit sorgten.

In einem ausführlichen Ausstellungsteil werden Tinguelys zum Teil spektakuläre Kollaborationen dokumentiert und im letzten grossen Ausstellungsraum schliesslich stösst man auf die riesigen Méta-Harmonies, die - wie sich am Rand der Medienführung zeigte - zu den Lieblingen der jüngsten Museumsbesucherinnen und -besuchern gehören.

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