Anna Netrebko verzichtet auf Rolle als Lady Macbeth in Zürich
Die russisch-österreichische Starsopranistin Anna Netrebko wird am 26. und 29. März nicht im Opernhaus Zürich auftreten. Dies teilte das Opernhaus Zürich am Dienstag mit. Hintergrund ist ihre mangelnde Distanzierung zum russischen Präsidenten Putin.
Die russisch-österreichische Starsopranistin Anna Netrebko wird am 26. und 29. März nicht im Opernhaus Zürich auftreten. Dies teilte das Opernhaus Zürich am Dienstag mit. Hintergrund ist ihre mangelnde Distanzierung zum russischen Präsidenten Putin.

Es sei nicht die Zeit, Musik zu machen und auf der Bühne zu stehen, lässt sich Anna Netrebko in der Mitteilung des Opernhauses zitieren. Sie habe sich entschieden, nicht aufzutreten. Ihr sei diese Entscheidung schwer gefallen, aber sie wisse, dass ihr Publikum diesen Entscheid verstehen und respektieren werde.
Dieser Aussage ist eine Auseinandersetzung vorangegangen, die mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine begonnen hatte. Denn die Starsopranistin gilt als Persönlichkeit, die dem russischen Machthaber Putin nahe steht.
Am vergangenen Samstagabend hatte Netrebko zwar den Krieg in der Ukraine «ausdrücklich verurteilt und den Menschen in der Kriegsregion ihr Mitgefühl ausgedrückt», schreiben das Opernhaus und sein Intendant Andreas Homoki. Er bewertet dieses Statement als «positiv», kritisiert aber gleichzeitig, dass sich die Sängerin darüber hinaus «nicht von Wladimir Putin distanzieren konnte».
«Bewusst» Zeit für eigene Position
Das Opernhaus seinerseits verurteilt den Angriff auf die Ukraine als «völkerrechtswidrige und menschenverachtende Aggression» auf das Schärfste. Diese Verurteilung von Wladimir Putin und seinem Handeln sei «nicht kompatibel» mit Anna Netrebkos öffentlicher Position dazu. Deshalb sei auch die Künstlerin zu dem Schluss gekommen, dass sie die Vorstellungen in Zürich nicht singen wolle.
Die Rolle der Lady Macbeth in in der Oper «Macbeth» von Guiseppe Verdi wird am 26. und 29. März deshalb Veronika Dzhioeva übernehmen.
Erste Forderungen, dass das Opernhaus das Engagement von Netrebko «per sofort» kündigen sollte, sind bereits am Tag nach Putins Einmarsch in der Ukraine laut geworden. Dem hält Homoki nun entgegen, man habe diesen zeitlichen Druck nicht fair gefunden. «Wir haben der Künstlerin ganz bewusst Raum gegeben die Situation zu reflektieren und eine eigene Position zu den Ereignissen zu finden und zu artikulieren.»
«Keine politische Person»
Auch das für den 2. März in der Hamburger Elbphilharmonie geplante Konzert mit ihrem Ehemann Yusif Eyvazov hat Netrebko erst einmal abgesagt; es wird auf den 7. September verschoben. Das Ehepaar wandte sich zugleich dagegen, «Künstler oder irgendeine öffentliche Person zu zwingen, ihre politischen Ansichten öffentlich zu machen und ihr Vaterland zu beschimpfen». Dies sollte eine freie Entscheidung sein. «Ich bin keine politische Person», erklärte Netrebko. «Ich bin keine Expertin für Politik. Ich bin Künstlerin und mein Ziel ist es, über politische Unterschiede hinweg zu vereinen.»
Im vergangenen Jahr hatte die Sopranistin, die auch in Wien lebt, mit einer grossen Gala im Kremlpalast in Moskau ihren 50. Geburtstag gefeiert. Bei dem vierstündigen Konzert verlas Kremlsprecher Dmitri Peskow Glückwünsche des russischen Präsidenten Wladimir Putin, der Netrebkos weltweit bewunderte Gesangskunst würdigte.