«The Zurich Affair» - über Richard Wagners Jahre in der Limmatstadt
Am Samstagabend zeigte das 17. Zurich Film Festival «The Zurich Affair», einen Film über die Jahre des Komponisten Richard Wagner in der Limmatstadt. Im Zentrum der Schweizer Produktion steht ein internationales Schauspielduo.
Am Samstagabend zeigte das 17. Zurich Film Festival «The Zurich Affair», einen Film über die Jahre des Komponisten Richard Wagner in der Limmatstadt. Im Zentrum der Schweizer Produktion steht ein internationales Schauspielduo.
Sophie Auster ist Musikerin und Schauspielerin aus New York und die Tochter des weltberühmten Schriftstellerpaars Paul Auster und Siri Hustved. Joonas Saartamo gilt als einer der bekanntesten Schauspieler Finnlands. Zusammen stehen die beiden am Samstagnachmittag auf einem kleinen Balkon des Zürcher Kongresshauses und bestaunen die Aussicht. «Hier ist alles so sauber, so wunderschön», sagt sie, worauf er «die Aussage nur unterstreichen kann». In die Schweiz hätten sie sich schon während der Dreharbeiten zu «The Zurich Affair - Wagners One and Only Love» verliebt.
Der Film von dem in Basel lebenden Regisseur Jens Neubert widmet sich einem bisher nahezu unbekannten Kapitel im Leben des Komponisten Richard Wagner (1813-1883), seiner Zeit in Zürich. Dort pflegte Wagner (Saartamo) zwischen 1849 und 1858 eine Liason mit Mathilde Wesendonck (Auster), Ehefrau des deutschen Kaufmanns und Kunstmäzenen Otto Wesendonck (Rüdiger Hauffe). Wie weit diese führte, ist unklar. Wie aus einem später aufgetauchten Briefaustausch zwischen den beiden hervorgeht, war Mathilde jedoch zumindest die Muse, die Wagner unter anderem zu den Wesendonck-Liedern und der Oper «Tristan und Isolde» inspirierte.
Jens Neubert stiess auf die Geschichte, als er in Zürich eine Wagner-Ausstellung kurartierte, und wusste sofort, dass er diese erzählen will. Nicht einmal in der Schweiz sei man sich bewusst, wie wegweisend die Jahre des Komponisten in der Limmatstadt gewesen seien, sagt der Regisseur gemäss Presseheft zum Film. «Dabei hat er hier die Manuskripte für seine wichtigsten Werke geschrieben.»
Ruhiges Drama
Am ZFF wurde «The Zurich Affair» als Teil des Rahmenprogramms Sounds gezeigt. In Anwesenheit von Crew und Cast und ergänzt durch einen Live-Auftritt der deutschen Opernsängerin Juliane Banse, die die Wesendonck-Lieder vortrug. Entsprechend dieser Mischung aus Konzert und Kinoerlebnis, ist auch «The Zurich Affair» ein Werk für Musik- und Filmfreundinnen - für Liebhaber historischer Filme und Liebesgeschichten, aber ebenso für Fans der klassischen Musik. Für letztere dürfte besonders faszinierend sein, wie Komponist Torsten Rasch die für den Film relevanten Werke Wagners auf das Stadium dekonstruierte, in dem sie während dessen Zürich-Aufenthaltes waren: in der Entstehung.
Trotz seiner aufwändigen Ästhetik und der hohen Präsenz anspruchsvoller klassischer Musik, ist «The Zurich Affair» ein ruhiger Film. «Einer, den sich junge Menschen, die ständig an ihren Handys und Tablets hängen, wohl kaum vorstellen können», sagt Hauptdarsteller Saartamo im Interview. Tatsächlich weist der Film weder dramatische Wendungen noch prickelnde Szenen zwischen Wagner und Wesendonck auf.
In seiner klassischen Erzählweise zeichnet sich allerdings ein ziemlich klares Bild von Wagners dunkler Seite ab (Saartamo: «Er war ein schrecklicher Mann»). Deutlich wird auch, wie schmerzvoll die Zürcher Affäre für Mathildes Ehemann, der den Komponisten gleichermassen förderte und hasste, und Wagners damaliger Ehefrau Minna gewesen sein muss.
Von Hip Hop zu Wagner
In dem Film, der im wesentlichen auf den Tessiner Isole Brissago gedreht wurde, sind zahlreiche Schweizer Schauspielerinnen und Schauspieler zu sehen - Leonardo Nigro, Lotti Happle, Roland Bonjour und Lisa Brand beispielsweise. Wie fanden die beiden internationalen Hauptdarsteller zu diesem Projekt? «Mich hat Jens Neubert auf Arte entdeckt», erzählt Sophie Auster im Gespräch mit Keystone-SDA. Der Sender habe sie seinerzeit porträtiert, weil sie ein Album veröffentlichte, und Neubert habe gedacht: «Die ist es».
Joonas Saartamo hat seine Darstellung in «Gloriously Wasted» (2012) zu der Rolle als Wagner verholfen, wie er sagt. «Da spielte ich einen Säufer, der ständig ausrastete - was nicht schlecht zu Wagner passte.» Auch für «The Zurich Affair» habe man einen «crazy Typ» gesucht.
Ein besonderer Bezug zu Wagners Musik ist keine Bedingung gewesen. Sophie Auster ist als Popmusikerin unterwegs, und Joonas Saartamo hat vor seiner Schauspielkarriere Hip Hop gemacht. «Ich komme also aus einer ganz anderen Ecke,»sagt der 41-Jährige, der dank seiner Rolle als Wagner zwei neue Leidenschaften entdeckt: die klassische Musik und die Schweiz. Letztere wolle er am Sonntag noch einmal ausgiebig geniessen. Wie überall auf der Welt fährt der Finne so schnell wie möglich aus der Stadt heraus in die Natur.
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