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Das ZFF startet mit hohen Gästen und einem Geiseldrama

Das 17. Zurich Film Festival (ZFF) ist am Donnerstag mit der Weltpremiere des Schweizer Streifens «Und morgen seid ihr tot» gestartet. Die Geschichte eines jungen Schweizer Paares, das 2011 in die Fänge der Taliban geriet, ist keine leichte Feierabendkost.

Agentur
sda
23.09.21 - 21:15 Uhr
Kultur
Hoher Besuch zur Eröffnung des Filmfestivals in Zürich: Bundespräsident Guy Parmelin und seine Frau Caroline (beide in der Mitte).
Hoher Besuch zur Eröffnung des Filmfestivals in Zürich: Bundespräsident Guy Parmelin und seine Frau Caroline (beide in der Mitte).
Keystone/ENNIO LEANZA

Mit Sven Schelker und Morgane Ferru in den Hauptrollen erzählt das auf einer wahren Geschichte beruhende Geiseldrama von den dunkelsten Stunden im Leben von Daniela Widmer und David Och. Dem früheren Paar aus Bern, das vor zehn Jahren entlang der Seidenstrasse durch Pakistan reisen wollte, und stattdessen verschleppt und den Taliban übergeben wurde.

Obwohl die Medien die Geschichte seinerzeit breitschlugen und der Ausgang - Widmer und Och konnten nach mehreren Monaten fliehen - bekannt ist, sitzt der Schock tief, als sich die beiden mitten in ihren glücklichsten Stunden mit dem Tod konfrontiert sehen. Die Brutalität ihrer Entführer, die Unberechenbarkeit der Situation und die ständige Panik vor dem Tod sind selbst als Zuschauerin kaum auszuhalten. Dessen muss sich bewusst sein, wer Michael Steiners («Wolkenbruch», «Sennentuntschi») Verfilmung sehen will - es gibt bis kurz vor Schluss kein Aufatmen.

Der neue Palast

Abgesehen davon hat das verfilmte Geiseldrama durch die neue Herrschaft der Taliban in Afghanistan eine dramatische Aktualität bekommen. Diese sollte die Weltpremiere aber in keinster Weise beeinträchtigen. Wie Christian Jungen, Artistic Director der ZFF, im Vorfeld der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte, hat es zu keinem Zeitpunkt Anzeichen für eine Bedrohung gegeben. Das erhöhte Sicherheitsdispositiv am Eröffnungsabend, das dem einen oder anderen aufgefallen sein dürfte, war allein durch die Anwesenheit der «hohen Gäste» zu begründen.

Neben Bischöfen und Botschaftern war dies etwa Bundespräsident Guy Parmelin, der in seiner Eröffnungsrede im neuen Kongresshaus betonte, dass es keine Selbstverständlichkeit sei, «in diesen schwierigen Zeiten physisch hier zu sein und Kultur live zu geniessen». Er sprach dabei natürlich auf die Corona-Situation an, nicht auf aussenpolitische Begebenheiten.

Auch Christian Jungen sprach von «herausfordernden Zeiten», in denen allerdings ein grosser Schritt gelungen sei. Denn ähnlich wie in Cannes und Berlin habe das Festival in der Limmatstadt nun auch einen «Festivalpalast». Im neuen Kongresshaus «können wir Vorstellungen mit bis zu 1300 Besucherinnen und Besuchern machen, was uns eine starke Wachstumsperspektive eröffnet».

Widmer und Och auf dem Teppich

Die Zürcher Stadtpräsidentin Corine Mauch hob in ihrer Ansprache die Wichtigkeit von Filmfestivals insgesamt hervor. «Für viele Filme sind sie die einzige Chance, ihr Publikum zu finden.» Sie meint damit jene Werke, die anschliessend ansonsten weder in den Kinos noch im Angebot eines Streaming-Dienstes laufen.

Wenn nicht Corona wäre, hätte das ZFF also fast wie zu normalen Zeiten in seine 17. Ausgabe starten können: feierlich und mit zahlreichen prominenten Gästen.

Abgesehen von Schauspieler Sven Schelker, der wegen Dreharbeiten nicht am Premierenabend teilnehmen konnte, zeigten sich sowohl Regisseur Michael Steiner als auch weitere Castmitglieder von «Und morgen seid ihr tot» auf dem Grünen Teppich. Und die beiden, die die verfilmte Geschichte am eigenen Leib erfahren mussten: Daniela Widmer und David Och.

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