Ein historischer Tag steht Davos bevor
Kein Dorf, keine Stadt, kein Land ist vorstellbar ohne den Klang von Kirchenglocken.
Kein Dorf, keine Stadt, kein Land ist vorstellbar ohne den Klang von Kirchenglocken.
Glocken gehören zum UNESCO-Weltkulturerbe. Sie begleiten Menschen von der Geburt bis zum Tod und prägen den Rhythmus des Lebens.
Ob Glockengeläute zu Hochzeiten oder Beerdigungen, an Weihnachten und anderen Hochfesten, zu staatlichen Anlässen wie am Bettag, zum Nationalfeiertag am 1. August, am mitternächtlichen Jahresübergang zu Silvester oder neuerdings für Klimaaktionen wie «5vor12»: Glocken schaffen mit ihren stimmungsvollen Klängen ein Gefühl von Heimat, Geborgenheit, Aufmerksamkeit und Festfreude.
Zeitnahe Sanierung notwendig
Bei einer eher zufälligen Inaugenscheinnahme des Glockenstuhl-Bodens (Hourdisdecke) im Glockenturm der Marienkirche durch Liegenschaftsverwalter und Stiftungsrat Livio Minelli wurde festgestellt, dass dieser nach fast 100 Jahren zeitnah restauriert und die Tragfähigkeit durch den Einbau von Stahlträgern unbedingt instandgesetzt werden muss. Dies war für Dekan Pfarrer Kurt Susak der ideale Moment, einen lang gehegten Wunsch endlich in die Tat umzusetzen. Denn als die fünf Glocken der Marienkirche am 3. August 1930 feierlich eingeweiht wurden, musste – wohl aus Kostengründen – auf eine grosse, schwere Glocke verzichtet werden.
Kirchensteuergelder nein – Spenden ja
Der Kirchgemeindevorstand war sich schnell einig: Die Sanierung des bestehenden Glockenstuhls muss unter Einbezug des kantonalen Denkmalamtes, von Glockensachverständigen und Statikern zeitnah durchgeführt werden. Für die Erweiterung des bestehenden Glockengeläuts sei man grundsätzlich offen. Für neue Glocken werden aber keine Mittel aus Kirchensteuergeldern verwendet. Die Kosten müssen durch Spenden voll finanziert werden. Gesagt – getan! Innert kurzer Zeit konnte Dekan Susak nicht nur einen, sondern gleich zwei Spender gewinnen. Dem Spenderwunsch, die Glocken in Passau zu giessen, kam die Kirchgemeinde gerne nach. Denn eine solche Möglichkeit bekommt man wohl nur einmal.
Glockengeläuts der Marienkirche vollenden
Was dieser Glücksmoment für die katholische Pfarrei Davos bedeutet, zeigen alleine schon die Gewichtsangaben. Während das bestehende Geläute mit fünf Glocken auf ein Gesamtgewicht von 4197 Kilogramm kommt, wiegt alleine die neue grosse Glocke etwa 4600 Kilogramm und zählt mit ihrer schweren Rippe zu einer der schwersten Glocken im Kanton. Dank der Spendenfreudigkeit kann als Zugabe die Ton-Lücke zwischen Glocke 7 und 5 mit einer neuen c2-Glocke (etwa 400 Kilogramm) geschlossen werden. Mit einem 7-stimmigen Glockengeläute wird für Davos ein kirchlich-kulturelles Klang-Erbe geschaffen, das künftige Generationen daran erinnert, dass die Kirche nicht nur zu früheren Zeiten Kunst und Kultur geschaffen hat, sondern auch im Jahr 2021 Akzente setzt.
Die neuen Glocken
Mit dem Familienunternehmen der Glockengiesserei Perner in Passau wurde eine theologisch stimmige und ins Landwassertal passendes Glockenzier mit entsprechenden Glockennamen entworfen. Die neue grosse Glocke soll «Friedensglocke» heissen. «Christus ist unser Friede» und ein Christusemblem zieren die Front. Gegenüber ist der Heilige. Bruder Niklaus von Flüe zu sehen. Er ist der Landespatron der Schweiz und Friedensbotschafter. «Heiliger Bruder Klaus beschütze unsere Heimat» und sein überliefertes Wort «Fried ist allweg in Gott» zieren die b0-Glocke. Die neue kleine Glocke bezieht sich ganz auf Davos. Der Heilige Johannes der Täufer ist von alters her Patron des Landwassertals. «Hl. Johannes der Täufer, Patron von Davos, bitte für uns. Seht das Lamm Gottes» ziert dann auch die kleine Glocke.
Ein grosses Fest
Die Busfahrt zum Glockenguss nach Passau ist schon voll ausgebucht. Der grosse Tag in Davos ist dann der eidgenössische Dank-, Buss- und Bettagssonntag, 17. September. Der neue Churer Bischof, Josef M. Bonnemain, wird eigens zur Glockenweihe anreisen. Vertreter von Politik, Gemeinde und den Davoser Kirchgemeinden sowie die ganze Davoser Bevölkerung sind zur «Glockenweihe» mit Mittagstisch, Kinderprogramm sowie Kaffee und Kuchen eingeladen. Mit Jodlerchörli, Musikgesellschaft, Kirchenchor und einer Theateraufführung der Pfarreijugend soll es ein grosses Fest für ganz Davos werden. Kirchgemeinde und Pfarreirat sind bereits voll mit den Organisationsvorbereitungen beschäftigt. Denn einen solch denkwürdigen Tag wird es in Davos nicht mehr so schnell wieder geben. (pd)
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