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Viel Kritik an neuer Gendersprache des Dudens

Sprachwissenschaftler kritisieren den Duden, der für eine geschlechtergerechte Sprache traditionelle Wortbedeutungen aufgibt. Bei dem Streit geht es um Personenbezeichnungen wie «der Mieter».

Agentur
sda
14.02.21 - 09:45 Uhr
Kultur
Das Wort maskulin steht in einem Eintrag des Online-Dudens und dem Wort Mieter. Es ist eine fast unscheinbare Änderung, aber mit gewaltigen Folgen: Im Ringen um eine geschlechtergerechte Sprache prescht der Duden vor und schafft Tatsachen: Mieter sind…
Das Wort maskulin steht in einem Eintrag des Online-Dudens und dem Wort Mieter. Es ist eine fast unscheinbare Änderung, aber mit gewaltigen Folgen: Im Ringen um eine geschlechtergerechte Sprache prescht der Duden vor und schafft Tatsachen: Mieter sind…
Keystone/dpa/Bernd Weissbrod

Sie sind grammatisch männlich, können bisher aber Menschen mit jedem biologischen Geschlecht bezeichnen. Der Duden macht mit diesem sogenannten generischen Maskulinum Schluss. Laut Duden.de ist die Wortbedeutung von «Mieter»: «männliche Person, die etwas gemietet hat».

«Die Festlegung des grammatischen Genus Maskulinum auf das natürliche Geschlecht entspricht nicht der Systematik des Deutschen», warnt die Sprachwissenschaftlerin Prof. Ursula Bredel. Wenn das Wort «Mieter» nur noch männliche Mieter bezeichne, erschwere dies auch die Bezeichnung diverser Menschen, die sich weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zugehörig fühlen: Die bislang häufige Bezeichnung «Mieter (m/w/d)» wäre dann nicht mehr möglich.

Die Grammatik-Expertin Prof. Gisela Zifonun warnte bereits 2018 vor einer Abschaffung des generischen Maskulinums: «Sprachsystematisch führt ein Total-Verzicht auf maskuline Personenbezeichnungen in geschlechtsneutraler Deutung zu empfindlichen Lücken», schrieb sie im «IDS Sprachreport».

Auch die Mannheimer Linguistik-Professorin Angelika Wöllstein gibt zu bedenken: Bei einer Durchsage im Zug «Ist ein Arzt an Bord?» seien nicht nur männliche Ärzte gefragt. Dasselbe gelte für Wendungen wie «zum Arzt gehen» oder «zum Bäcker gehen». Lexikalische Informationen im Wörterbuch sollten solchen Beispielen nicht widersprechen, fordert Wöllstein.

Der Duden hält an seinem Kurs fest. Die Redaktionsleiterin Kathrin Kunkel-Razum erklärt: «Ein geschlechterübergreifender Gebrauch der maskulinen Formen, besonders im Plural (»Die Lehrer dieser Schule engagieren sich sehr«), wird von der Redaktion auch weiterhin in Beispielen gezeigt. Allerdings gerät dieser Gebrauch immer stärker in die Diskussion, da oft nicht eindeutig ist, ob nur männliche oder Personen aller Geschlechter gemeint sind.»

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