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In Arosa liegt ein Wachmann im Sterben, was nun?

Der Regisseur Julian M. Grünthal arbeitet an einem neuen Kurzfilm. «Sabotage», so der Name des Films, spielt in Arosa und dreht sich um die Frage, wie viel Radikalität es braucht, um die Welt zu verändern.

Südostschweiz
03.10.20 - 04:30 Uhr
Kultur

Sie hört einen Schrei. Dann steht da ein Mann. Sie will wegrennen, aber er kommt auf sie zu. Sie rennt nach oben, nimmt ein Metallteil und schlägt ihm damit ins Genick und auf den Hinterkopf – das ist die Schlüsselszene des neuen Films «Sabotage» von Regisseur Julian M. Grünthal aus Chur.

Ein Film, der das Recht auf Leben des Einzelnen gegen die Radikalisierung zum Wohl der Gesellschaft zeigt. «‹Sabotage› ist die Geschichte von der Nacht, in der eine Gruppe von politischen Aktivisten zerbricht, weil sie ganz unterschiedlich radikal sind», erklärt Julian M. Grünthal im Interview mit Radio Südostschweiz. Die Gruppe im Film wollte in der besagten Nacht in einem Verteillager Milchpulver vergiften. Es war jedoch ein Wachmann vor Ort, der nicht hätte da sein sollen. Die Gruppe schlug ihn nieder, er verletzte sich so stark, dass er im Sterben liegt. «Der Film zeigt dann die Diskussion in der Gruppe, ob man den Mann sterben lässt und mit seinen Idealen, die man für wichtiger als die Gesellschaft hält, weitermacht. Oder ob der Krankenwagen gerufen wird und die Gruppe so auffliegt, da der Sterbende zwei Personen erkannt hat», so Grüntal weiter.

Radio Südostschweiz hat mit Julian M. Grünthal über den Film gesprochen:

 

Hochaktuelles Thema

Für Grüntal hat die die Thematik des Films einen starken Bezug zum aktuellen Weltgeschehen «Mir ist es wahnsinnig wichtig, den Film jetzt zu produzieren. Passend zur globalen Pandemie und der globalen Angst, die sie ausgelöst hat.» Die Coronakrise zeige zum einen, wie schnell radikale, einfache Lösungen verführen können, weil die Menschheit Sehnsucht nach einfachen Lösungen spüre. Zum anderen gebe es auch die Sehnsucht, endlich was zu tun und das mit möglichst allen Mitteln. Sabotage zeige genau dieses Thema, also wie viel Radikalität es brauche, um die Welt zu verändern.

Mit Aroser Landschaft ... 

«Das Drehbuch spielt im Herbst und dafür haben wir eine wunderschöne Location gefunden: die ehemalige Talstation des Hörnli-Lifts in Arosa». Diese befindet sich auf rund 1800 Metern über Meer und wurde daher vom plötzlichen Schnee am vergangenen Wochenende nicht verschont.

Davon waren auch Grünthal und sein Team betroffen, wie er erzählt. Der Wintereinbruch habe die Produktion vor Herausforderungen gestellt. Man habe das Drehbuch sogar teilweise umschreiben müssen. «Aber grundsätzlich war der Wintereinbruch ein riesiges Geschenk für uns.» Im Schwarzweiss-Film arbeite man mit extremen Kontrasten. Die neue, durch den Schnee weisse, und die bisherige schwarze Landschaft seien daher genial. «Ich bin wahnsinnig dankbar für die Arschkälte», so Grünthal.

Gedreht wird der Kurzfilm in der ehemaligen Talstation des Hörnlilifts in Arosa.
Gedreht wird der Kurzfilm in der ehemaligen Talstation des Hörnlilifts in Arosa.
MOMIR CAVIC

... und viel Bündner Unterstützung

Nebst Grünthal, der als Film- und Theaterregisseur, Schauspieler, Drehbuchautor und Kameramann in Chur arbeitet, sind auch weitere Personen aus der Region bei «Sabotage» mit von der Partie. Einer davon ist der Schauspieler Christian Sprecher. Er ist in Arosa geboren und aufgewachsen, spielte in der Vergangenheit schon auf diversen Bühnen Deutschlands und stand für einige Rollen für Film und TV vor der Kamera.

Auch Charlotte Engelbert, die in Chur lebt, ist keine Unbekannte. Sie spielte in Chur unter anderem die weibliche Hauptrolle in Cyrano bei den Freilichtspielen Chur 2016 und die Hauptrolle in Findling. Für die Postproduktion des Tons ist der Bündner Sandro Dietrich vom Studio Klangstark in Chur verantwortlich.

Der zweite Teil vom Gespräch zwischen Radio Südostschweiz und Julian M. Grünthal:

In die weite Welt hinaus

Für den Regisseur Julian M. Grünthal ist es aber wichtig, den Film über die Kantons- und Landesgrenzen hinaus bekannt zu machen. Das Ziel sei es, dass der Film an internationalen Filmfestivals gezeigt werde. «Wir haben jetzt vier Tage lang in Arosa gedreht. Nun kommen noch der Schnitt und die Postproduktion, sodass wir im Frühjahr den Film bei den ersten Festivals einreichen können.» Die Aufführung bei Festivals sei jedoch immer ein bisschen Glückssache, erklärt Grünthal. «Ich bin trotzdem zuversichtlich, dass der Film gute Chancen hat. Gerade weil er thematisch so aktuell ist und schauspielerisch so heiss, dass ich sogar hinter der Kamera Gänsehaut bekomme», so Grünthal. (paa)

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