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«Thomas Mann in Amerika» im Strauhof in Zürich

Die Ausstellung «Thomas Mann in Amerika» im Strauhof in Zürich dokumentiert die Exiljahre des Schriftstellers von 1938 bis 1952. Tagebücher, Reden oder Fotografien sind vom 24. Oktober bis 19. Januar zu besichtigen.

Agentur
sda
22.10.19 - 11:00 Uhr
Kultur
Thomas Mann und seine Tochter Elisabeth (l) weilen im Jahr 1946 im Garten ihres Hauses in Pacific Palisades (Kalifornien). (Archiv)
Thomas Mann und seine Tochter Elisabeth (l) weilen im Jahr 1946 im Garten ihres Hauses in Pacific Palisades (Kalifornien). (Archiv)
Keystone/EPA Thomas Mann Archive/THOMAS MANN ARCHIVE HANDOUT

Die nationalsozialistische Regierung entzog Thomas Mann 1936 die Staatsbürgerschaft. In Amerika wurde der aus der Schweiz angereiste Schriftsteller begeistert empfangen. 1944 wurde er amerikanischer Staatsbürger, 1952 reiste er zurück in die Schweiz, wo er 1955 starb.

15 amerikanische Tagebücher

«Ich glaube, nichts Lebendes kommt heute ums Politische herum. Die Weigerung ist auch Politik; man treibt damit die Politik der bösen Sache», schrieb Thomas Mann im April 1945 seinem Kollegen Hermann Hesse. Auch in Tagebüchern setzte sich der Schriftsteller mit politischen Ereignissen auseinander. Die Ausstellung im Strauhof widmet den 15 Tagebüchern, die im amerikanischen Exil entstanden, einen ganzen Raum.

Politik auch in Reden und am Radio. Mann setzte alles daran, die Welt von der Gefährlichkeit des Nationalsozialismus zu überzeugen. Auf Vortragsreisen rief er seine Landsleute dazu auf, sich von Hitler abzuwenden. «The Coming Victory of Democracy» hiess die Rede, die er in 15 Städten hielt. Als Radiosendungen waren diese Appelle auch im totalitären Deutschland zu hören. Auf Vermittlung seiner Tochter Erika bat die BBC Thomas Mann 1940, sich direkt an das deutsche Volk zu richten und es zur Kapitulation aufzufordern.

Familie gegen die Diktatur

Gegen den Faschismus engagierte sich die ganze Familie. Thomas Manns Frau Katia und deren Kinder Elisabeth, Erika, Klaus, Michael, Golo, Monika ebenso wie Thomas Manns Bruder Heinrich, der 1940 nach einer abenteuerlichen Flucht aus Frankreich ebenfalls nach Amerika gelangte. «A Family Against a Dictatorship» hiess ein Vortrag, den Klaus Mann Ende der Dreissiger Jahre in Amerika hielt.

Nach sieben Jahren im Exil bedeuteten das Ende des Zweiten Weltkriegs und der Tod des US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt eine Zäsur in Manns Verhältnis zu Amerika. Sieben Jahre später entschieden sich die Manns zur Rückkehr in die Schweiz. In Briefen, Aufsätzen und Vorträgen hatte Thomas Mann nach Kriegsende seine gesellschaftspolitische Verantwortung weiterhin ausgelotet.

Drei Romane verfasste der Autor im amerikanischen Exil: «Joseph, der Ernährer», «Doktor Faustus» und «Der Erwählte». Auch zu diesen Romanen legt die Ausstellung Dokumente vor. Mit «Der Erwählte» (1951) verlangte es Mann danach, «bei düsterer Weltlage das Heiterste zu erfinden», wie er in einem Brief an Agnes E. Meyer schrieb.

Autor im Rampenlicht

Schliesslich versammelt die Ausstellung eine Reihe von Fotografien. Denn Thomas Mann war einer der meist fotografierten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Einerseits hatte er ein starkes Bedürfnis zur Selbstdarstellung, anderseits gab es ein öffentliches Interesse an seinem Werk und seiner Position zu politischen Fragen.

Stets elegant gekleidet inszenierte sich Mann als Intellektueller und Autor. Als Redner auf der Bühne und im Garten seiner Villa erschien er aber auch in der Rolle des Politikers.

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