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Wie der Surrealismus das Wohnzimmer eroberte

Wie Marcel Duchamps «Rou de Bicyclette» zum Tischbein mutierte: Das Vitra Design Museum in Weil am Rhein bei Basel zeigt, wie der Surrealismus von den Kunsthallen in die Wohnzimmer gelangte.

Agentur
sda
26.09.19 - 14:08 Uhr
Kultur

Die traumhaften Bildwelten von René Magritte und Salvador Dalì, die Ready Mades von Marcel Duchamp oder die ironischen Spielereien von Meter Oppenheim sind längst Ikonen der Kunst der Moderne. Im Surrealismus hatten Alltagsobjekte stets eine zentrale Bedeutung.

Kein Wunder, dass diese Kunstbewegung in der Gegenrichtung auch dem Design wichtige Impulse verlieh. Das Vitra Design Museum geht bis 19. Januar 2020 mit der Ausstellung «Objekte der Begierde - Surrealismus und Design 1924-heute» dieser Wechselwirkung auf den Grund.

Offensichtlich zeigt sich diese beim Beispiel von Duchamps berühmten Velorad («Rou de Bicyclette») von 1913. Der Künstler montierte ein Velorad mit seiner Gabel auf einen Schemel und erklärte dieses Konstrukt zur Kunst. Der Designer Gae Aulenti nahm dieses berühmte Readymade auf und versah seinen 1993 entworfenen Glastisch «Tour» mit vier Velorädern als «Tischbeine».

Ein weiteres Beispiel ist das voluminöse Lippensofa («Bocca») des Studio65. Die Möbeldesigner adaptierten damit Dalìs «Mae West Lips Sofa», das er als Teil eines raumgreifenden, begehbaren Gesichts für sein Teatre-Museu in Figueres anfertigen liess.

Eintauchen ins Unterbewusstsein

Der Surrealismus wurde 1924 vom Schriftsteller André Breton mit dem ersten surralistischen Manifest begründet. Das künstlerische Eintauchen ins Unterbewusstsein entwickelte sich zu einer breiten Bewegung, die bis heute in vielen Bereichen von der Kunst bis zur Mode sicht- und spürbar geblieben ist.

Die Ausstellung wartet mit vielen bekannten Beispielen aus der Kunst und dem Design auf: so zum Beispiel mit René Magrittes Verschmelzung von Füssen und Stiefeln in seinem Gemälde «Le modèle rouge», Dalìs «Riesige fliegende Mokkatasse mit unerklärlicher Fortsetzung von fünf Metern Länge», Man Rays «Gadeau», einem Bügeleisen mit Nageloberfläche oder Meret Oppenheims vogelfüssiger Tisch «Traccia».

Die Ausstellung wird von einer ganzen Reihe an Veranstaltungen begleitet. Unter anderem mit einer Doppelführung durch das Vitra Design Museum und durch das Kunstmuseum Basel am 7. Dezember. Der Zufall will, dass das Basler Museum gegenwärtig surrealistische Meisterwerke aus der Basler Privatsammlung von Esther Grether zu Gast hat.

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