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Mutiges und Magisches auf Maria Bildstein

Die Festspiel-Premiere zum 500-Jahr-Jubiläum des Wallfahrtsortes Maria Bildstein hat das Publikum auf dem Benkner Büchel in ihren Bann gezogen. Die nächste Vorstellung der Geschichte «Miriam und das geheimnisvolle Medaillon» ist am Freitag und beginnt um 20 Uhr.

Südostschweiz
07.08.19 - 04:30 Uhr
Kultur
Mittendrin im Geschehen: Die schwangere Miriam betrachtet das Medaillon.
Mittendrin im Geschehen: Die schwangere Miriam betrachtet das Medaillon.
MARKUS TIMO RÜEGG

von Gabi Corvi

Was die Premierengäste am letzten Freitagabend in Benken zuerst zu Gesicht bekamen, war die riesige Tribüne mit Dach, die rund 700 Zuschauern während 16 Aufführungen eine Theaterloge bieten wird. Vor der Wallfahrtskirche, auf der Bühne des Festspiels, begrüssten Produktionsleiter Willy Hollenstein und Maria-Bildstein-Stiftungsratspräsident Dölf Widmer die zahlreichen Gäste, die von überall her auf Maria Bildstein gekommen waren.

Die Vorfreude stand ihnen ins Gesicht geschrieben. Es war die Gleiche, die schon vor eineinhalb Jahren bei der ersten Information zum geplanten Jubiläumsspiel im «Rössli»-Saal in Benken die interessierten Laienspieler, das Dorf und die ganze Region erfasst hatte.

Und nun war der «Tag X» da. Nach dem Gala-Dinner unter der Ägide der Bürgermusik Benken hiess es: Plätze einnehmen. Mit dem Einsetzen der gefühlvollen und lebendigen Musik von Dany Nussbaumer war man augenblicklich vom Theaterzauber im Wald erfasst.

Mit grosser Kelle und feiner Antenne

Die Eröffnungsszene wirkte vertraut. Menschen strömten zum Gottesdienst, Wanderer marschierten durch den Wald, Velofahrer überquerten den Platz, und eine Dame führte ihren Hund Gassi.

Und doch war alles feierlicher als sonst. Der Bischof war angekündigt, denn auf Maria Bildstein wurde ein Jubiläum gefeiert. In die Szenerie platzten schliesslich Lewis (Nicola Graf) und Miriam (Laura Farisè) mit ihrer knatternden Honda. Das Pärchen hatte sich vernavigiert und diese «Location mit den Extra-Vibes» war nur zufällig ihr Ziel.

Als der Macho mit Motorrad seiner Freundin ein Medaillon vom Flohmarkt schenkte, schien das Glück perfekt. Miriam – aramäisch für Maria – nutzte die Gunst der Stunde, um ihrem Freund zu eröffnen, dass sie ein Kind von ihm erwarte. Lewis wandte sich jedoch geschockt ab. Zum Glück war Schwester Maria Theresia (Claudia Rickenmann) da. Sie fing die verzweifelte junge Frau auf und begann, von Maria Bildstein zu erzählen.

Mit diesen Erzählsträngen, die immer weiter in die Vergangenheit reichten, drängten sich in Miriams Realität geheimnisvolle Bilder. Sie begegnete darin Johann Heinrich Jud, der in der Pestzeit die Marienstatue mit Jesuskind auf den Büchel trug, oder sie landete unter den Augen von Papst Pius V fast auf dem Scheiterhaufen.

Eindrückliche Massenszenen mit Jung und Alt in grossartigen Kostümen und mit Eseln und Pferden boten Dramatik und berührende Momente. Neben der Historie war das Stück (Regie Monika Wild und Peter Locher) aber insbesondere mit gesellschaftskritischen Themen unterwegs. Dorfweiber zeterten über eine Muslimin, die ihren Gebetsteppich ausrollte und bei der heiligen Maria Trost suchte.

Am Ende bleibt Hoffnung

Der Ex-Theologiestudent Patrick (Urs Imhof) erzählte Miriam, dass er der Kirche den Rücken gekehrt habe, ja gar Koliken kriege, wenn er nur den Fuss in ein Gotteshaus setze.

Nebst leisen Momenten, monumentalen Szenen und effektvollen Sound- und Lichteinsätzen durfte natürlich auch das Lachen nicht zu kurz kommen. Die Gauklergruppe bot solch sprühende Augenblicke.

Am Ende der Aufführung wurde es aber nochmals leise. Nach dem Hosanna des Palmsonntags begegneten sich vier Marias vor der Wallfahrtskirche Maria Bildsteins. Doch in die Innigkeit dieser Szene platzte Patrick, der Miriam nach Hause fahren wollte. Wird sie seine Hand ergreifen und werden die Beiden gemeinsam dem nachspüren, was im Leben wirklich bedeutsam ist?

Unter den stehenden Ovationen des Publikums musste sich auf der Tribüne Autor Paul Steinmann fast unbemerkt ins Nastuch schnäuzen. Der grosse Mut, das enorme Engagement und der riesige Aufwand aller Beteiligten haben sich gelohnt. Das Festspiel begeistert.

Weitere Infos und Tickets: www.mariabildstein2019.ch

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