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Graubünden verabschiedet sich von Vevey

Die Fête des Vignerons in Vevey ist die erste lebendige Tradition der Schweiz, die als Unesco-Weltkulturerbe anerkannt wurde. Das Winzerfest findet nur vier bis fünf Mal pro Jahrhundert statt. Zum ersten Mal ist heute auch Graubünden ein Tag lang als Gastkanton dabei – und wir sind mittendrin.

Südostschweiz
23.07.19 - 20:53 Uhr
Kultur

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Der Tag der Bündner Delegation am Fête de Vignerons in Vevey neigt sich dem Ende zu. In wenigen Minuten werden die Mitglieder der Delegation erneut in den Extrazug steigen und die vierstündige Rückreise nach Chur antreten. 

Die meisten Stimmen ziehen ein positives Fazit. Darunter auch Nationalrat Martin Candinas, der sagt, dass heute ein Freudetag für Graubünden gewesen sei.

Sie jubeln und lachen, die rund 20 Bündner Säumer, die gerade am Seeufer von Vevey ankommen sind. Eine Woche lang war der Säumertrek aus Graubünden unterwegs und mit der Ankunft in Vevey erlebten sie das Highlight ihrer Reise. Ein Highlight, bei dem viele Schaulustige dabei sein wollten. «Habt ihr auch Bündner Bier mitgebracht?», ruft einer von ihnen den rund 20 Frauen und Männern des Säumertreks zu. Tatsächlich haben sie neben ihren elf Pferden auch Bündner Spezialitäten mitgebracht. Und das über mehrere Pässe von Disentis bis Brig. 103 Kilometer weit - 3600 Meter bergauf und 4100 Meter bergab und alles zu Fuss. Das letzte Stück der Reise bis nach Vevey unternahmen sie mit dem Zug.

Der Säumer-Trek soll eine kulinarische Brücke zwischen dem Fest der Sinne von Graubünden Viva und dem Bündner Kantonstag an der diesjährigen Fête des Vignerons schlagen. Mit dem Säumer Trekk werden ausgewählte Bündner Spezialitäten nach Vevey gebracht. Gestartet ist die Säumergruppe mit zwölf Pferden bereits am 16. Juli, in Disentis. Anschliessend sind Säumer und Pferde während gut einer Woche durch die Gebirgslandschaft der Kantone Graubünden, Uri und Wallis unterwegs gewesen.

Am Seeufer von Vevey herrscht buntes Treiben. Auf dem sogenannten Quai Perdonnet stehen so einige Markt- und Essensstände, die ihre Waren anpreisen. Darunter auch die Marke Graubünden und AlpinaVera unter deren Zeltdächern Salziz, Bündnerfleisch, Bündner Bergkäse und Engadiner Bier aus Tschlin zu finden sind. Sie locken zahlreiche Besucher aus dem Schatten, die für die Bündner Köstlichkeiten gerne kurz in der Sonne schwitzen.

Schwitzen tun auch die Bündner Chöre und Künstler, die abwechselnd jeweils am Ende des Quai die Festbesucher mit Bündner Musik unterhalten. 

Trotz all dem Trubel rund um die grosse Show darf eins am Fête des Vignerons nicht fehlen: der Wein. Wer einen Blick auf die Terrasse de la Confrérie wirft, sieht, dass der Bündner Tropfen gut ankommt. Zahlreich stehen die Menschen auf der Holzterasse direkt am See, wo die Bündner Winzer ihre Weine präsentieren. Einen freien Tisch sucht man vergebens und «Santé!» hört man mehr als einmal, das obwohl die Darbietung in der Arena nebenan noch in vollem Gange ist.

Unter dem Motto «Genuss aus Graubünden» geht es heute vor allem darum, den Genusskanton Graubünden in all seinen Facetten – kulturell, sprachlich und auch kulinarisch – zu präsentieren. «Man will aufzeigen, was wir in Graubünden für eine Genusskultur haben», sagte Regierungsrat Marcus Caduff vorab. Beispielsweise solle gezeigt werden, dass es auch in Graubünden guten Wein und verschiedenste Spezialitäten gebe. Das mit dem Wein scheint ja schonmal geklappt zu haben.

Die grosse Show in der Arena beginnt! Es ist wirklich beeindruckend wie gross das Szenario aufgezogen wurde. Alleine in der ersten Szene tummeln sich hunderte Darsteller unter anderem in Ameisen- und Vogelkostümen und singen und tanzen im Chor. Keine leichte Aufgabe bei hohen Temperaturen und Sonnenschein.

In den nächsten zwei Stunden werden sie die Geschichte über ein Jahr im Weinberg erzählen.

Auch die Bündner Delegation sieht sich das Spektakel an, das während des Fête des Vignerons jeden Tag aufgeführt wird.

Ein kleines Rätsel für zwischendurch: Findet Ihr auf dem Bild den Bündner Regierungsratspräsidenten Jon Domenic Parolini?

Die eindrückliche Arena am Genfersee. BILD SERAINA ZINSLI

Nach vier Stunden Zugfahrt ist es soweit: Wir sind mit der Bündner Delegation in Vevey angekommen! Mit Blasmusik und Tambouren wurden wir empfangen und marschierten Richtung Genfersee an dessen Ufer eigens für das Fête des Vignerons eine grosse Arena aufgebaut wurde. Zur Bündner Delegation dazugestossen sind mittlerweile auch Regierungsrat Mario Cavigelli und die Nationalräte Heinz Brand und Duri Campell. Die Feststimmung ist der Stadt richtig anzumerken. Viele Leute tummeln sich rund um die Arena und begrüssen die Bündner - auch schon mal kostümiert.

Hier könnt Ihr unseren Livestream von der Begrüssungsparade anschauen.

Um elf Uhr geht die grosse Show in der Arena los. Wir sind gespannt und melden uns von der Tribüne aus wieder.

Kurzer Zwischenhalt in Bern. Damit jeder die Mitglieder der Bündner Delegation in Vevey erkennen wird, haben sie einen Pin in Form des Bündner Wappens bekommen.

Mit dem Zeitvertreib von Kaffee und Gipfeli ist es 7 Uhr geworden - Halbzeit der Zugreise. Aus dem Fenster war gerade die Bahnhofstafel von Dulliken zu erkennen. Wie es sich für eine Reise zum grössten Winzerfest der Schweiz gehört, stehen auch zahlreiche Weinflaschen bereit. Geöffnet wurde bisher aber (noch) keine.

«Als Puschlaver bin ich es mir gewohnt früh aufzustehen», meint CVP-Grossrat Alessandro Della Vedova während des Frühstücks im Zug. Hier kurz nach Zürich, nach rund eineinhalb Stunden Fahrt, sitzt er unter anderem mit den Regierungsräten Jon Domenic Parolini und Macrus Caduff in einem Abteil. Parolini wird in Vevey eine Ansprache halten und freut sich, die drei anderen Landessprachen in französisch-sprechende Vevey zu bringen. Er werde auch Romanisch sprechen, meint Parolini. Wie viele ihm währenddessen tatsächlich zuhören werden, sei eine andere Sache.

Anders als Della Vedova ist es sich RhB-Direktor Renato Fasciato nicht gewohnt, so früh aufzustehen. «Ich bin nie so früh mit dem Zug unterwegs», meint er. Und auch anderen scheint es so zu gehen, denn im Abteil klingelt irgendwo ein Wecker. Das wäre nun wohl die übliche Zeit, aufzustehen.

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