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Literaturtage in Klagenfurt eröffnet - Setz warnt eigene Branche

Der Schriftsteller Clemens J. Setz hat bei der Eröffnung der 43. Tage der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt vor der Vermischung von Fiktion und Realität gewarnt.

Agentur
sda
26.06.19 - 21:33 Uhr
Kultur

Als Ausgangspunkt wählte der 36-Jährige dabei überraschend das Thema Wrestling und die Geschichten, die dort anhand der Ringer erzählt werden.

Setz betonte bei seiner Rede am Mittwochabend, dass die Darsteller dazu neigten, ihre fiktive Figur nicht mehr vom realen Leben unterscheiden zu können. Letztlich wirkte die Rede des Schriftstellers wie eine Warnung an alle Schauspieler, Politiker und auch Literaten, nicht in ähnliche Muster zu verfallen.

Konkret kritisierte Setz etwa «die Ansicht, dass man sich monatelang wegsperren müsste, um in Ruhe schreiben zu können». Auch hier sei die Gefahr gross, dass diese Attitüde überhand nehme und man sich irgendwann auch von den eigenen Kindern gestört fühle.

«Als wäre Geschichtenerzählen nicht die von Natur aus geselligste Tätigkeit überhaupt», sagte Setz, der selbst 2008 beim Wettlesen dabei war und damals den Ernst-Willner-Preis gewann. 2011 erhielt Setz den Preis der Leipziger Buchmesse für seinen Erzählband «Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kindes».

Wettlesen ab Donnerstag

Setz hat mit seiner Rede die Literaturtage in Klagenfurt eröffnet, das Wettlesen um den Bachmann-Preis beginnt am Donnerstag. Die Vergabe des nach der Schriftstellerin Ingeborg Bachmann (1926-1973) benannten Preises ist für Sonntag geplant.

Die deutsche Autorin Katharina Schultens eröffnet den Wettbewerb am Donnerstag um 10 Uhr. Insgesamt nehmen 14 Autorinnen und Autoren teil, drei von ihnen aus der Schweiz: Tom Kummer, Andrea Gerster und Silvia Tschui.

Kummer sorgte um die Jahrtausendwende für einen veritablen Medienskandal mit gefälschten Interviews von internationalen Stars wie Brad Pitt oder Sharon Stone. 2017 veröffentlichte der Berner mit «Nina & Tom» einen berührenden Roman über das Sterben seiner Frau.

Unter anderem als Journalistin verdient auch Silvia Tschui ihr Geld. Mit «Jakobs Ross» gelang ihr 2014 ein fulminantes Romandebüt. Andrea Gerster arbeitet interdisziplinär als Autorin und Performerin. Sie hat bereits fünf Romane sowie Erzählbände und Jugendgeschichten publiziert.

Aus Deutschland treten neben Schultens die Autoren Martin Beyer, Yannick Han Biao Federer, Daniel Heitzler und Ronya Othmann an. Sechs Scheibende im Wettbewerb stammen aus Österreich. Erstmals sind dieses Mal mehr Frauen als Männer dabei.

Sich in Frage stellen

«Wir suchen seit Jahren Texte aus, die keine unterhaltsame Immersion bieten», sagte der Vorsitzende der Jury, Hubert Winkels. «Sondern Literatur, die sich permanent in Frage stellt und ein reflexives Verhältnis zu sich selbst hat. Das geht weder in der Kirche noch im Kino.»

Im vergangenen Jahr kürte die Jury die Ukrainerin Tanja Maljartschuk zur neuen Preisträgerin des Bachmann-Preises. Die Autorin, die erst seit 2014 auf Deutsch schreibt, präsentierte damals mit «Frösche im Meer» einen Text über das fehlende Interesse der jüngeren Generation an den Alten. Letzte Schweizer Gewinnerin ist Nora Gomringer (2015).

Neben dem Bachmann-Preis werden vier weitere Preise vergeben, darunter ein Publikumspreis. Insgesamt werden so ein Preisgelder in Höhe von 62'000 Euro vergeben.

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