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Platz 4: Luca Hänni holt die Schweiz aus dem ESC-Sumpf

Glanzresultat für die Schweiz am 64. Eurovision Song Contest in Tel Aviv: Der Berner Luca Hänni hat es am Samstagabend mit seinem Song «She Got Me» auf Platz 4 geschafft. Der grosse Gewinner des diesjährigen Wettbewerbs heisst Niederlande.

Agentur
sda
19.05.19 - 02:32 Uhr
Kultur

Duncan Laurence, der den Sieg mit dem Song «Arcade» in seine Heimat holte, hat schon im Vorfeld als der grosse Favorit gegolten. Sein Land soll sich des Sieges gar derart sicher gewesen sein, dass sich bereits einzelne Städte als Austragungsort für den nächsten ESC beworben haben, wie SRF-Kommentator Sven Epiney erwähnte.

Doch es war knapp: Den letzten Nervenkitzel vor der Siegerverkündung musste Laurence mit dem schwedischen Teilnehmer John Lundvik aushalten. Letzterer hatte mit seinem Song «Too Late For Love» insbesondere bei der ESC-Jury gut abgeschnitten.

Dass es Luca Hänni weit schaffen würde, hat sich ebenfalls schon länger abgezeichnet. Der Jubel und die Unterstützung in den Tagen vor dem Wettbewerb waren riesig. Im Interview mit dem Schweizer Fernsehen kurz vor der Finalsendung erzählte Hänni von spürbarer Freude von allen Seiten. «Sogar mein Oberstufenlehrer hat sich bei mir gemeldet», sagte er. Ausserdem habe ihm die ESC-Teilnahme rund 30'000 mehr Follower auf Instagram beschert.

Wenig Exzentrik

Hännis orientalisch angehauchter Popsong «She Got Me» war einer der auffälligsten unter den 26 Finaltiteln. Nicht nur, weil das Publikum dazu deutlich lauter jubelte als bei anderen, sondern auch, weil die Tanzshow feurig, voller Energie und der durchtrainierte und gutgelaunte Luca Hänni ein wahrer Hingucker war.

Bezüglich Exzentrik stachen bei dieser Ausgabe nur sehr wenige heraus. An die Auftritte von Hatari, einer Art isländischen Version der Deutschrocker Rammstein, und des französischen Teilnehmers Bilal Hassani - sein modisches Vorbild ist US-Popstar Lady Gaga - dürfte man sich allerdings noch länger erinnern. Viele weitere Darbietungen, insbesondere die Balladen, sind jedoch schon jetzt bis zur Unkenntlichkeit ineinander verschwommen.

Dagegen blieb eine Nummer wie «Zero Gravity» von Kate Miller-Heidke aufgrund ihres Bühnenbildes in Erinnerung. Die Australien-Vertreterin wackelte wie eine aufgespiesste Prinzessin-Puppe über der Erdkugel. An dieses Spektakel kam höchstens noch der aserbaidschanische Teilnehmer Chingiz heran, den es während seines Songs «Truth» über sich hinaus beamte.

Spott für Madonna

So oder so: Für Gaststar Madonna waren alle Sängerinnen und Sänger des Abends Sieger. «Denn bis hier zu kommen, ist nicht einfach», sagte die 60-jährige US-Popikone vor ihrem Auftritt kurz vor der Gewinnerbekanntgabe. Und man dürfe an diesem Abend die Kraft der Musik nicht vergessen. «Musik bringt die Menschen zusammen.»

So viel zum schönen Teil ihres bis vor wenigen Tagen unsicheren Auftritts. Die Live-Bühneneinlage, für die sie gemäss Medienberichten über eine Million Franken bekommen haben soll, begann sie dann mit Glockenschlag und Mönchschor - und ziemlich schiefem Gesang. Dabei sollte diese Version ihres Hits «Like A Prayer» eigentlich eine feierliche Angelegenheit zum 30-jährigen Jubiläum des Songs sein.

Eine grosse Party ohne falsche Töne ist zu erwarten, wenn Luca Hänni am Sonntagnachmittag in die Schweiz zurückkehrt.

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