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Förderung der Dietschweiler Stiftung: von Rümpeltum bis Klosterplan

Die St. Galler Ria & Arthur Dietschweiler Stiftung unterstützte früher vor allem soziale Projekte. Nun ist sie massgebend an der spektakulären Präsentation des berühmten St. Galler Klosterplans beteiligt, die am 12. April startet.

Agentur
sda
10.04.19 - 08:54 Uhr
Kultur
Herzstück des neuen Ausstellungsraums im St. Galler Stiftsbezirk ist der Klosterplan aus dem 9. Jahrhundert, der erstmals einem breiten Publikum gezeigt wird. (Stiftsbibliothek St. Gallen)
Herzstück des neuen Ausstellungsraums im St. Galler Stiftsbezirk ist der Klosterplan aus dem 9. Jahrhundert, der erstmals einem breiten Publikum gezeigt wird. (Stiftsbibliothek St. Gallen)
Stiftsbibliothek St. Gallen

Ab kommenden Samstag steht der neugestaltete Ausstellungsraum im St. Galler Stiftsbezirk dem Publikum offen. Die Atmosphäre wird speziell sein: Gedämpftes Licht, kontrollierte Temperatur, der Eintritt beschränkt auf kleine Gruppen. Geboten wird eine Multimediaschau rund um den St. Galler Klosterplan, den Mönche irgendwann zwischen 819 und 826 gezeichnet haben.

Zu den treibenden Kräften hinter dieser Präsentation gehört die Ria & Arthur Dietschweiler Stiftung. Die Show ist Teil einer Neuausrichtung des Stiftsbezirks, zu der unter anderem auch eine überarbeitete Website oder ein neuer Museumsshop gehören. Die Stiftung unterstützt das Projekt während zehn Jahren und wird insgesamt 2,5 Mio. Franken beisteuern.

Wildpark-Haus als Wendepunkt

Auskunft über die Stiftung gibt deren Präsident Thomas Dietschweiler - der Sohn der Stiftungsgründer - an einem Mittwochnachmittag in einem sorgfältig gestalteten Holzbau neben dem Eingang zum Wildpark Peter und Paul in St. Gallen.

Das 2012 eröffnete Gebäude steht für einen Wendepunkt in der Arbeit der Stiftung. Arthur Dietschweiler habe an seinem Lebensende etwas unterstützen wollen, das sichtbar sei, erzählt Thomas Dietschweiler. Es sei die Rede von einem Leuchtturm gewesen. Gemeinsam mit den Betreibern des Parks entstand die Idee für Schulungs- und Aufenthaltsräume. 1,2 Mio. Franken liess sich die Stiftung das Projekt kosten, das nun «den St. Galler Klassiker» Peter und Paul bereichere.

Vermögen aus dem Handelsgeschäft

Die Ria & Arthur Dietschweiler Stiftung gibt es bereits seit 1981. Das Vermögen stammt aus dem Lebensmittel-Grosshandel, den Arthur Dietschweiler zusammen mit seiner Frau Ria nach dem Krieg zuerst in München aufbaute und dann von St. Gallen aus weiterbetrieb. Hinter der Stiftung steht deshalb kein bekannter Firmenname. «Die Lastwagen, die das gehandelte Fleisch transportierten, waren ja nicht mit Dietschweiler angeschrieben», erklärt der Sohn.

Er habe seine Eltern nie gefragt, was sie dazu bewog, ihr Vermögen der Wohltätigkeit zur Verfügung stellen. Sein Vater sei ein praktizierender Katholik gewesen, erinnert er sich. «Wahrscheinlich wollten sie einfach etwas zurückgeben.»

Lange sei die Stiftung von seinen Eltern «vom Küchentisch aus» betrieben worden. In diesen Anfängen wurden vor allem soziale Projekte unterstützt. Platz fanden da auch Beiträge an die Autonomen im St. Galler Rümpeltum. Bands erhielten einen Beitrag an die erste CD.

Gefördert wurde der Aufbau von Kindertagesstätten, Geld gab es auch für eine freie Tagesschule in Buchs. Dabei ging es jeweils um Beiträge von ein paar zehntausend Franken. Nach dieser Anfangszeit habe er auf eine Professionalisierung gedrängt, erzählt Dietschweiler. Eine Geschäftsstelle wurde eingerichtet und er engagierte sich in der Stiftungsszene.

Demenz als Schwerpunkt

Die Schwerpunkte veränderten sich. Weiterhin wurde aber auf soziales Engagement abseits der Öffentlichkeit gesetzt. Unter anderem fördert die Stiftung ein neues Beratungsangebot mit Demenz-Coaches für Angehörige im Kanton St. Gallen.

Mehr im Blickpunkt steht die Stiftung mit ihrem Engagement für das Unesco-Weltkulturerbe: 1983 habe der Stiftsbezirk das Label erhalten, erinnert sich Dietschweiler. Das sei damals einfach zur Kenntnis genommen worden. «Man hatte aber nicht das Gefühl, etwas daraus machen zu müssen.»

Um dies zu ändern, bezahlte die Stiftung die Studie eines Beratungsbüros, das nach einer Befragung von Publikum und Fachleuten zum Schluss kam, dass die Schätze des Stiftsbezirks besser präsentiert werden müssten. Aus der bisherige «Archiv-Destination» solle eine «Erlebnis-Destination» werden, lautete einer der Schlüsselsätze.

Daraus entwickelte sich die Idee für die Klosterplan-Show, die das Potenzial hat, zum neuen touristischen Attraktionspunkt eines Besuchs in St. Gallen zu werden. Die Geschichte der Stiftung ist mit dem Engagement nicht abgeschlossen. Sie gehe weiter, wenn auch vorläufig nicht mehr mit Projekten in dieser Dimension, so Dietschweiler.

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