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Knallbunte Travestie-Show «Priscilla» mischt St. Gallen auf

Mit schrägen Kostümen, nackter Männerhaut und bekannten Pop-Hits hat das Musical «Priscilla - Königin der Wüste» das St. Galler Publikum erobert. Die rasante Geschichte um drei Travestie-Künstler trifft mitten ins Herz.

Agentur
sda
24.02.19 - 13:00 Uhr
Kultur
Das Musical bringt viel nackte Männerhaut und schräge Kostüme auf die Bühne.
Das Musical bringt viel nackte Männerhaut und schräge Kostüme auf die Bühne.
Theater St. Gallen

Das 2006 in Sydney uraufgeführte Musical erzählt von drei schillernden Persönlichkeiten. In einem abgetakelten Bus mit dem Namen Priscilla fahren die Travestie-Künstler von Sydney quer durchs australische Outback zu einem Auftritt in Alice Springs.

Auf ihrer Reise begegnen ihnen unterschiedliche Leute. Nicht alle können mit der offen zur Schau gestellten Andersartigkeit der beiden Dragqueens Tick (Armin Kahl) und Adam (Michael Heller) und der Transsexuellen Bernadette (Erwin Windegger) umgehen. Die Grossstädter aus der homosexuellen Szene Sydneys stossen mit ihren schrägen Auftritten in den Dorfkneipen bei vielen auf Ablehnung.

Das knallbunte Musical mit rasanten Tanzaufführungen ist gleichzeitig eine Geschichte über ganz normale Menschen und ihre Sorgen und Nöte. Zentrale Figur ist Tick, der in Alice Springs Frau und Sohn hat.

Die 2700 Kilometer weite Reise zum Uluru (Ayers Rock) ist eigentlich die verzweifelte Suche der Männer nach Liebe und Freundschaft und einem Platz im Leben. Tick fürchtet sich davor, sich vor seinem Sohn Benji (Jakob Tiehlemann) zu outen. Der Achtjährige wohnt mit seiner Mutter, der Casino-Betreiberin Marion (Esther Mink), in Alice Springs und hat seinen Vater noch nie gesehen.

Suche nach Anerkennung und Liebe

Auch den andern beiden Protagonisten fühlt Autor Stephan Elliott auf den Zahn. Adam ist jung, schwul und lebenshungrig. Er leidet unter der Feindseligkeit heterosexueller Männer, welche ihm auf dem Land entgegenschlägt. Als er bei einem Beizenbesuch beinahe zusammengeschlagen wird, weint er sich an Bernadettes Silikonbusen aus.

Die Transsexuelle war einst Mitglied der berühmten Travestieformation «Les Girls» und steht am Karriereende. Nach dem Unfalltod ihres jungen Liebhabers hat sie mit dem Leben abgeschlossen. Doch da lernt sie Bob (Frank Berg) kennen und verliebt sich Hals über Kopf in den attraktiven Mechaniker. Bob will weg von seiner wunderlichen Frau und begleitet das Trio, um dem pannenanfälligen Bus immer wieder auf die Sprünge zu helfen.

Erfolg überraschte

Das Musical von Stephan Elliott und Allan Scott basiert auf dem gleichnamigen Film, der 1994 zum Überraschungshit wurde und einen Oscar gewann. Noch erfolgreicher als im Kino war der Film auf DVD und im Fernsehen. «Viele Leute wollten keinen 'schwulen Film' sehen - denn sie glaubten, dass es einer sei - und waren hinterher über sich selbst schockiert, wie viel Spass er ihnen machte» , wird der Autor im Programmheft zitiert.

Für die Musicalversion wurde das Drehbuch um zahlreiche Discohits der 1970er- und 1980er-Jahre ergänzt, zum Beispiel «It's Raining Men» oder «Go West». Hinzugefügt hat der Autor auch die drei Diven (Inga Krischke, Martina Lechner und Stefanie Köhm). Die Sängerinnen stellen die drei Alter Egos von Tick, Adam und Bernadette dar und begleiten die Handlung musikalisch.

Koproduktion mit München

Uraufgeführt wurde das Musical 2006 in Sydney. Danach eroberte es die Bühnen der Welt. Die Neuinszenierung mit deutschen Dialogen ist eine Koproduktion des Theaters St.Gallen mit dem Münchner Staatstheater am Gärtnerplatz. Regie führt Gil Mehmert, die musikalische Leitung hat Jeff Frohner.

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