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Ein finsteres Stück, das mit den Gefühlen spielt

Bei «In einem finsteren Haus» geht es um Missbrauch, Verführung, Lüge, Gewalt, Verrat und eine mögliche Mordtat. Die sehr ungewöhnliche Vorstellung im Fabriktheater in Rapperswil-Jona liess vieles offen.

Linth-Zeitung
31.01.19 - 07:39 Uhr
Kultur
Überzeugend: Den Darstellern Susanna Hasenbach, Philip Heimke und Nikolaus Schmid (von links) wird «In einem finsteren Haus» viel abverlangt. Bild Antoinette Lüchinger
Überzeugend: Den Darstellern Susanna Hasenbach, Philip Heimke und Nikolaus Schmid (von links) wird «In einem finsteren Haus» viel abverlangt. Bild Antoinette Lüchinger
Antoinette Lüchinger

 

von Antoinette Lüchinger

Der bekannte amerikanische Theaterautor Neil LaBute spielt in diesem Stück mit den Gefühlen der Figuren wie Zuschauer. Hintergründiges kommt zutage, Wahrheit und Lüge werden vermengt und vieles wird nur angedeutet. Die drei Schauspieler vom TAK Theater Liechtenstein, Nikolaus Schmid als Terry, Philip Heimke als Dew und Susanna Hasenbach als Jennifer, erbrachten eine tolle Leistung in Anbetracht der schwierigen, oft unfertigen Texte und der ungewöhnlichen Bühnengestaltung.

Sie bewältigten nebst Rollenspiel, gekonnt Gleichgewichtsübungen über einem Haufen dürrer Äste – und dies während anderthalb Stunden ohne Pause. Heimke studierte Schauspiel an der Hochschule für Musik und Theater in Rostock und war festes Ensemblemitglied am Theater Konstanz. Schmid studierte Schauspiel an der Hochschule der Künste in Bern. Er ist sowohl im Schweizer Fernsehen, wie in Filmen aufgetreten und ist Preisträger der Ernst-Göhner-Stiftung.

Ein Opfer von Missbrauch

Der Krimi und Psychothriller «In einem finsteren Haus» förderte Stück für Stück eine Kindheitsgeschichte mit erschreckenden Strukturen von Gewalt und Missbrauch zutage. Vater und Mutter, gegen aussen nette Leute, verbergen vieles. Die beiden sehr gegensätzlichen Brüder verstehen sich seit ihrer Kindheit kaum und besuchen sich wenig. Dew ist reich, ein gerissener Geschäftsmann, verheiratet und hat zwei Kinder, Terry ein einfacher Handwerker und Single. So der Grundtenor des Theaterkrimis.

Plötzlich ruft der Jüngere seinen Bruder Terry zu Hilfe. Dew wurde eines Verbrechens angeklagt und in eine psychiatrische Klinik überwiesen. Terry soll mit seiner Aussage alles geradebiegen. Dew outet sich als schwul, deutet etwas von Missbrauch an in seiner Kindheit durch den Nachbarn Todd und schildert das Verbrechen unter Qualen. «Ich will reinen Tisch machen mit meiner ganzen Vergangenheit», so Dew. Terry ist fassungslos und setzt sich für seinen jüngeren Bruder ein. Im Nebel des Geschehens taucht immer wieder Todds Tochter, die 16-jährige Jennifer, auf und versucht, Terry zu verführen. Dieser fängt tatsächlich der Feuer.

Die Wahrheit kommt ans Licht

Die Szenen wechseln häufig zwischen Terry und Dew sowie Terry und Jennifer hin und her. Gegen Schluss entwirren sich die Fäden langsam im Dialog. Und die Wahrheit kommt ans Licht. Der ältere Bruder Terry entpuppt sich als das wahre Opfer. Er gesteht, von Todd ebenfalls missbraucht worden zu sein. Trotzdem fand er bei Todd etwas Zärtlichkeit. Da sein Vater ihn oft grundlos verprügelte. Schliesslich wird Dew freigesprochen. Wieder zuhause, organisiert er eine grosse Willkommensparty, zu der Terry nicht eingeladen ist.

Nun durchschaut Terry dessen List und bezichtigt seinen Bruder als Lügner und Verräter. Dew hatte ihn benutzt, um freizukommen. Seine Geschichte vom Missbrauch war eine glatte Lüge. Bereits als Kind hatte er ihn verraten und Terry musste für vier Jahre ins Gefängnis. Nachdem er seinen Vater halb totgeschlagen hatte.

Was war geschehen? War er zum Mörder geworden, nachdem er Todd zum letzten Mal besuchte? Die komplexe Inszenierung von Regisseur Oliver Vorwerk liess vieles offen.

 

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