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St. Galler Tanzkompanie spielt Russisch Roulette

In der letzten Choreografie von Beate Vollack am Theater St. Gallen geht es ums Ganze: In «Verzockt» lässt die Tanzchefin ihre Kompanie Russisch Roulette spielen. Das Premierenpublikum verfolgte am Freitag gebannt die Schicksale der verschiedenen Spielertypen.

Agentur
sda
19.01.19 - 14:17 Uhr
Kultur
Zentrales Element des Stücks ist eine grosse Drehscheibe, die an einen Roulettekessel oder an ein Glücksrad erinnert. Die Tänzerinnen und Tänzer verkörpern in "Verzockt" unterschiedliche Spielertypen.
Zentrales Element des Stücks ist eine grosse Drehscheibe, die an einen Roulettekessel oder an ein Glücksrad erinnert. Die Tänzerinnen und Tänzer verkörpern in "Verzockt" unterschiedliche Spielertypen.
THEATER ST. GALLEN/Ian Whalen

Das Publikum ist mittendrin im Spiel: Am Eingang lässt die Millionenfee die Zuschauer aus der Trommel ein Los ziehen. «Es ist ein Spiel um Leben und Tod in sieben Runden. Wie würden Sie sich entscheiden, wenn Ihre Nummer gezogen würde?», schreibt die Leiterin der Tanzkompanie über ihr Stück.

Mit dieser Frage im Kopf und der Nummer in der Hand versammelt sich das Publikum rund um eine grosse Drehscheibe, die an einen Roulettekessel oder ein Glücksrad erinnert. Sie ist das zentrale Element des Stücks.

Ausstattung vom neuen Tanzchef

Der Spielabend beginnt ganz harmlos: Die Millionenfee zieht Los um Los und platziert die neuen Spielerinnen und Spieler auf den Feldern der Drehscheibe. Mit dem Kennenlernspiel Pferderennen, mit Schnippen, Schmatzen, Pfiffen und Kusslauten quittieren die Mitspieler die neuen Kandidatinnen und Kandidaten.

Beate Vollack engagierte für Bühne und Kostüme nochmals Kinsun Chan. Mit ihm hat sie in jeder ihrer fünf Spielzeiten am Theater St. Gallen zusammengearbeitet. In der kommenden Spielzeit tritt er ihre Nachfolge als Leiter der St. Galler Tanzkompanie an.

Chan kleidete die Tänzerinnen und Tänzer in Alltagskleider, zugeschnitten auf ihre Rolle: Die Palette der Spielertypen reicht vom Adrenalin-Junkie über den Spielsüchtigen bis zum Zauderer.

Es gibt kein Entrinnen

Die Drehscheibe entpuppt sich als Schicksalsrad, die Stimmung verfinsterst sich zunehmend. Es gibt kein Entrinnen: Mit dem Revolver in der Hand müssen sich die Spieler dem tödlichen Glücksspiel stellen. Die Waffe wird zum Fetisch, das Drücken des Abzugs zum Tanz mit dem Schicksal.

Wer sich verzockt hat, der muss sich häuten und steht bald ganz in schwarz auf der Spielfläche. Angeführt von der Glücksfee mit dem Millionenkoffer ziehen die Opfer spinnengleich ihr Netz um die verbleibenden Mitspieler.

Der musikalische Spielmacher ist Goran Kovačević. Der virtuose Akkordeonist war schon vor drei Jahren bei «Peer Gynt» in einer tragenden Rolle in einem Tanzstück von Beate Vollack mit dabei.

Kovačević versteht es gekonnt, mit Eigenkompositionen und Werken von Dave Brubeck oder Erik Satie den passenden Stimmungsteppich für die Tänzerinnen und Tänzer auszulegen. Ein leidenschaftliches Spiel bis zum erlösenden Schuss am Ende des Stücks.

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