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Jodel und Klassik werden eins

Nadja Räss, die beste Jodlerin der Schweiz, und das Streichorchester Concento Stravagante, unter der Leitung von Jens Lohmann, stimmten im Rittersaal des Schlosses Rapperswil mit einem schwungvollen Konzert in eine freudvolle Adventszeit ein.

Linth-Zeitung
04.12.18 - 04:30 Uhr
Kultur
Die Jodlerin Nadja Räss und das Streichorchester Concento Stravagante sorgen für einen freudigen Einstieg in die Adventszeit.
Die Jodlerin Nadja Räss und das Streichorchester Concento Stravagante sorgen für einen freudigen Einstieg in die Adventszeit.
HANSJAKOB BECKER

von Hansjakob Becker

Mit grosser Spielfreude, stupender Präzision, ausgefeilter Dynamik, reiner Intonation und klangvollem Spiel überzeugte das Streichorchester Concento Stravagante schon in den einleitenden rumänischen Volkstänzen von Béla Bartók. Mit dem folgenden «Drei-Mäderlhaus», lüpfig und fast zum Mitsingen animierend, leitete das Ensemble über zu den Auftritten mit der Jodlerin Nadja Räss.

«Ich fühle mich hier im Rittersaal des Schlosses Rapperswil und im Kreis des Streichorchesters sehr wohl und aufgehoben» meinte die Solistin Nadja Räss, was sie gleich mit «Morgeröti» von Markus Flückiger bewies. Aus tiefster Seele stiegen ihre Töne in den Saal und füllten den Raum mit einer Stimme, wie sie selten so sonor, klar und bestimmt zu hören ist. Nach anfänglich feierlicher Stimmung wechselte der Gesang, aufmerksam und virtuos begleitet vom Orchester, in schnellere und rhythmisch anspruchsvolle Teile. Sowohl bei der Solistin wie bei den Musikerinnen und Musikern war die Freude am Musizieren spürbar, was sich durch das ganze Programm manifestierte und für eine durchgehend frohe Grundstimmung sorgte. Auch im Naturjodel «Oberbärgler-Stümpeli-Schorieder» fanden sich Sängerin und Orchester in tief empfundener Einheit.

Volksmusik im weitesten Sinne

Mit dem ursprünglich kroatischen Lied als Thema des dritten Satzes des «Kaiserquartetts» von Joseph Haydn ging es weiter. In den Variationen fällt auf, dass immer eine Stimme das Thema im ursprünglichen Sinn intoniert, während andere darum herum variieren. Beim dritten Satz des Zigeunertrios, original für Klaviertrio geschrieben, brillierten die Ausführenden in einer Adaption für Streichorchester und begeisterten damit das zahlreiche Publikum in jeglicher Hinsicht.

Im «Toggenburger Länderjödeli» konnte man sich ohne Weiteres auf einer Alp im Alpstein fühlen. Ob dort oder im Rapperswiler Schlosssaal, diese Interpretation ging unter die Haut.

Nadja Räss verfügt über eine unermessliche Modulationsfähigkeit ihrer Stimme und verwendet für die verschiedenen Interpretationen die immer passende Vokalisation. Ihre Stimme musste sie im Stück «Rässe Chäs» von Markus Flückiger quasi als Instrument im Verbund mit einem Orchester einsetzen. Es gelang ihr, das Solo so zu gestalten, wie es sich der Komponist wohl vorgestellt hat. Eine Darbietung, die Beifallsstürme auslöste.

Virtuoser Schluss

Mit dem dritten Satz des Divertimentos von Béla Bartók wagte sich das Orchester an ein virtuoses, rhythmisch typisches Bartók-Werk, das in seiner Lebendigkeit, seiner freudigen Umsetzung Bewunderung und Freude bewirkte. Beim anschliessenden ungarischen Tanz Nr. 5 des gleichen Komponisten blieb das Ganze im Bereich der Volksmusik, die einmal mehr bewies, dass sie, ob langsam oder virtuos gespielt, die Zuhörer in Seele und Geist bewegt. Die Zugaben, eine zusammen mit der Jodlerin, bestätigten aufs Schönste das Können und die vom Leiter explizit ausgestrahlte Spielfreude. Es war ein vielversprechender Einstieg in eine hoffentlich ebenso fröhliche Adventszeit.

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