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Beim Circus Knie mischt sich Trauer mit Vorfreude

Nach einer Saison mit Höhen und Tiefen freut sich die Zirkusfamilie auf das Jubiläumsjahr 2019. Auch andere Institutionen feiern den 100. Geburtstag des Nationalzirkus.

20.11.18 - 04:33 Uhr
Kultur

Wenn die Temperaturen sinken, kehrt der Circus Knie heim in sein Winterquartier in Rapperswil-Jona. Nach 324 Vorstellungen in 38 Städten hiess es am Sonntag in Lugano zum letzten Mal dieses Jahr: «Manege frei». Seit gestern sind die 230 Mitarbeiter und 80 Tiere wieder zurück am Obersee.
Welche Bilanz zieht der Circus nach dieser heissen und langen Saison? «Es war ein gutes Jahr», sagt Zirkusdirektor Fredy Knie junior auf Anfrage. «Natürlich hat uns der Verlust von Spidi sehr getroffen.» Ende Juli schied der beliebte Clown, der mit bürgerlichem Namen Peter Wetzel hiess, freiwillig aus dem Leben.


Hitze als Herausforderung


Insgesamt sei er mit der vergangenen Saison sehr zufrieden, sagt Fredy Knie junior. «Das Programm ist in allen Landesteilen sehr gut angekommen.» Spezielle Aufmerksamkeit hätten die hohen Temperaturen während der warmen Jahreszeit erfordert: «Die Hitze des vergangenen Sommers war sicher kein Vorteil für unsere Arbeit.» Sie hätten ihre Zelte klimatisieren müssen, aber jeweils die Besucher darüber informiert. Im Unterschied zu den Menschen sei die Hitze für die Tiere kein Problem gewesen, sagt Fredy Knie junior.
Neben dem Auftritt von Helga Schneider in der Deutschschweiz und Marie-Thérèse Porchet in der Westschweiz im Rahmen des Programms «Formidable» nennt der Circus Knie in seiner Bilanz auch den Einsatz von Mikrodrohnen als weiteres Highlight: «32 Mikrodrohnen, synchronisiert zu Licht und Musik – das gab es weltweit noch nie in einem reisenden Zirkus.» Auch in Zukunft wolle der Zirkus Tradition und Moderne miteinander verbinden.


Satire im Zirkuszelt


Als eines von zwei «Geburtstagsgeschenken» holen die Knies im Jubiläumsjahr 2019 das Satiriker-Duo Viktor Giacobbo und Mike Müller ins Chapiteau. Für Giacobbo ist es nach 2006 bereits der zweite Auftritt in der Manege. Damals stand er als Kunstfigur Fredi Hinz im Sägemehl. Für Mike Müller ist der Auftritt im Knie-Zelt indes eine Premiere.
Das zweite Geschenk ist ein neues Zirkuszelt. Das Spezielle daran: Das Chapiteau soll von den Zuschauern via Crowdfunding finanziert werden. Gestern kurz vor der Redaktionsschluss befanden sich 132 900 Franken auf dem Sammelkonto bei der Raiffeisenbank. Bis zum 7. Januar müssen zwingend 175 000 Franken zusammen kommen. Wird dieser Betrag nicht erreicht, verfallen alle bis dahin abgegebenen Spendenzusagen. Insgesamt braucht es bis März 250 000 Franken für das neue Zelt. Spender, die mehr als 500 Franken bezahlen, können sich mit Namen auf der Zeltplache verewigen lassen (diese Zeitung berichtete).


Geschichte der Zirkuskostüme


Nicht nur der Zirkus selber, sondern auch das Textilmuseum St. Gallen feiert 100 Jahre Knie-Dynastie. In einer von März bis November 2019 dauernden Ausstellung wird die Sammlung von Zirkuskostümen gezeigt. Das Vorhaben wird vom Lotteriefonds mit 280 000 Franken unterstützt.
Auch ein Film befasst sich mit der Geschichte der Familie Knie. «Dynastie Knie – 100 Jahre Nationalcircus» des Schweizer Fernsehens geht der Frage nach, wie die Zirkusfamilie in den Anfängen lebte und wie der Alltag damals aussah. Die 180-minütige Dokufiktion wird im Herbst 2019 ausgestrahlt.

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