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Designer lassen ihrer Kreativität freien Lauf

Ein Preis – zwei Sieger: In der Alten Fabrik in Rapperswil-Jona wurde zum vierten Mal der Designpreis der Gebert-Stiftung für Kultur verliehen. Besonderer Fokus lag dieses Jahr auf der Nachhaltigkeit der Produkte.

Linth-Zeitung
19.11.18 - 04:31 Uhr
Kultur
Jung und innovativ: Die Preisträger Fabio Hendry (links) und Thibault Dussex (rechts) zeigen ihre Projekte, für die sie von der Jury um Fredy Hörler, Dimitri Bähler und Alexandra Blättler (Mitte von links) ausgezeichnet wurden.
Jung und innovativ: Die Preisträger Fabio Hendry (links) und Thibault Dussex (rechts) zeigen ihre Projekte, für die sie von der Jury um Fredy Hörler, Dimitri Bähler und Alexandra Blättler (Mitte von links) ausgezeichnet wurden.
HANNAH SCHARNAGL

von Hannah Scharnagl

Ein älter Mann deutet auf eine gepolsterte Sitzgarnitur und meint: «Schön sind sie, aber bequem?» Bei der Ausstellung zum diesjährigen Designpreis der Gebert-Stiftung für Kultur müssen die Eingaben der kritischen Betrachtung der zahlreichen Besucher standhalten. Es wird anprobiert und ausprobiert, betastet und genau unter die Lupe genommen.

Ohrringe aus Knochen und Silber, futuristische Sitzmöbel, die komplett ohne Abfall hergestellt werden, künstlerisch designte Frotteetücher – die Anwärter haben der Jury die Wahl schwer gemacht. Von Mode- über Produkt- bis zum Möbeldesign sind zahlreiche innovative Projekte zusammengekommen.

Der Designpreis im Wert von 10 000 Schweizer Franken wird alle zwei Jahre von der Gebert-Stiftung für Kultur zur Unterstützung von Schweizer Design-Schaffen verliehen. Von allen Eingaben wurden die besten 17 ausgewählt und in einer Ausstellung kuratiert. «Unsere Kriterien bei der Prämierung waren im Grunde genommen Innovation, Ästhetik, Funktionalität und vor allem Nachhaltigkeit», sagt Alexandra Blättler, die die Ausstellung kuratiert und selbst Jurymitglied ist. «Es war uns wichtig, dass die Entwürfe durchdacht sind», erklärt Blättler.

«Unsere Kriterien bei der Prämierung waren Innovation, Funktionalität, Ästhetik und vor allem Nachhaltigkeit.»
Alexandra Blättler, Kuratorin und Jurymitglied

Ob der Energieverbrauch bei der Produktion oder das Wegwerfelement bei der Mode – bei allen Eingaben wurde sich Gedanken gemacht, das Produkt nachhaltiger zu gestalten. Vor allem die Siegerprojekte von Fabio Hendry aus Sedrun und Egli Studio aus Genf hätten in dieser Hinsicht überzeugt, sagt Blättler.

Heisse Drähte für weniger Abfall

Fabio Hendry störte sich an den grossen Mengen an Abfall, die bei anderen Produktionsverfahren entstehen – und entwickelte kurzerhand sein eigenes. Hinter den «Hot Wire Extensions» steckt ein komplexer Prozess, der fast ein bisschen an Alchemie anmutet. Hendry füllt einen Holzkasten mit einem Gemisch aus Nylonpulver und Sand. Im Inneren werden Drähte in der Form seines gewünschten Produktes erhitzt – das Material verflüssigt sich und haftet sich an die Drähte. Je länger es erhitzt wird, desto dicker werden die Stäbe.

«Das Biegbare und Vergängliche wird fest und verbindet sich nahtlos zu einer organischen, knochenähnlichen Idealstruktur», sagt Hendry über seine Methode. So entstehen kunstvoll geschwungene Lampen und Hocker. Das übrig gebliebene Pulver kann für den nächsten Durchlauf wiederverwendet werden – die futuristischen Möbelstücke erzeugen so gut wie keinen Abfall in ihrem Produktionsprozess.

Durchdachte Gartenmöbel

Die zwei Genfer Thibault Dussex und Yann Mathys vom Egli Studio überzeugten in einer anderen Hinsicht. Ihre Gartenmöbel-Garnitur «Easy Aluminium» ist vor allem eines: praktisch. Komplett aus Aluminium gefertigt ist sie leicht, langlebig und nachhaltig. «Wir wollten ein Produkt schaffen, das für den Schweizer Markt und den Export geeignet ist», sagt Dussex. Durch das raffinierte Design können die meisten Teile von der Stange gefertigt werden, das macht sie vor allem eines – günstig und damit auch im Ausland wettbewerbsfähig. «Es ist ein Stück, das Generationen lang halten soll», erläutert der junge Genfer Designer Dussex. Sollte das Möbelstück aber doch einmal im Müll landen, könne man es sehr leicht recyclen, da es fast vollständig aus Aluminium bestehe.

Die beiden Projekte überzeugten zwar die Jury, doch Gewinner sind am Schluss alle 17, die es in die Ausstellung schafften: Der grosse Besucherandrang an der Preisverleihung zeigt das Interesse, auf das die kreativen Projekte bei den Rapperswil-Jonern stossen.

Die Ausstellung ist bis zum 13. Januar 2019 im Ausstellungsraum der Alten Fabrik zu sehen.

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