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Viel Klamauk und etwas Shakespeare

Eines der berühmtesten Stücke der Weltliteratur ganz alleine aufzuführen, ist ein Wagnis sondergleichen. Der Schauspieler Bernd Lafrenz hat sich in der Alten Fabrik an das Experiment gewagt.

Linth-Zeitung
17.11.18 - 04:31 Uhr
Kultur
Bernd Lafrenz zeigt sich mutig und beleuchtet menschliche Wesensarten.
Bernd Lafrenz zeigt sich mutig und beleuchtet menschliche Wesensarten.
TOBIAS HUMM

von Tobias Humm

In einer etwas dürren Rahmenhandlung eingebettet, die sich auch aus dem Zusammenhang heraus nicht erklärt, wagt der Schauspieler Bernd Lafrenz den Hochseilakt, das berühmteste Liebesdrama der Weltliteratur ganz alleine auf die Bühne zu bringen. Acht andere Stücke von William Shakespeares hat er schon so aufgeführt.

Am Donnerstag trat er mit «Romeo und Julia» in der Alten Fabrik in Rapperswil-Jona auf. Der englische Übervater der Theaterdichtung hat schon zahllose Interpretationen seines Schaffens erlebt und auch überlebt. Die Texte sind zeitlos, gehen alle etwas an, indem sie die menschliche Wesensart von allen Seiten beleuchtet und durchleuchtet. Und besonders das Stück «Romeo und Julia» wird die Menschen bewegen, solange sie lieben können.

Schnelle Wechsel

Lafrenz erzählt, sobald er die Eröffnungsszene der Rahmenhandlung hinter sich gelassen hat, die Geschichte der Liebenden aus verfeindeten Familien linear, entlang dem Handlungsstrang, den der Text vorgibt. Er wechselt Rollen schneller als andere Leute, na was denn? Einfach sehr schnell. Jede Figur hat ihre gestischen und sprachlichen Eigenheiten, doch da es mindestens zu Anfang recht viele Figuren gibt, fordert es hohe Aufmerksamkeit, immer zu verstehen, wer denn gerade zu wem was spricht oder gegen wen gerade wer jetzt ficht. So fällt denn eine Figur nach der andern dem Degen zum Opfer. Lafrenz fällt dabei vom norddeutschen Idiom ins Hochdeutsche und Italienische und streut virtuos noch einige Brocken Lokalkolorit in seine Rede. Die Regie machten Abel Aboualiten und der Schauspieler selbst.

Gestorben wird bei Shakespeare meistens viel. Dadurch lockert sich die Besetzung mit der Zeit etwas auf, was dem Verständnis durchaus dienlich ist. Doch hier werden nicht nur Freunde und Feinde erschlagen. Hier kommt auch die Poesie unter die Räder. Wenn die Liebenden gegen Morgen hin sich fragen, ob sie schon die Lerche hören, die zum Aufbruch ruft, oder noch die Nachtigall über dem Liebeslager singt, ist es schade, wenn das im gleichen Klamauk durchgespielt, und damit verulkt wird, wie die Fecht- oder Tanzszenen. Der übrige Text lässt viel Klamauk zu und viel Deutung.

Shakespeare wollte unterhalten

Shakespeares Theater war kein durchgeistigter Hort der Einkehr, es wollte unterhalten. Und das mit scharf gezeichneten Charakteren und überraschenden Begebenheiten, und Derbheit gehört dazu. Jedoch die zarten Seiten des Stücks bedürften einer andern Tonart, sonst wird es zum Einheitsbrei. Zum Schluss wechselt Bernd Lafrenz wieder in die Figur aus der Rahmenerzählung und entzaubert damit eher, als dass er nützt.

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