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«Ich bin facettenreich wie kein anderer Komiker»

Der Zürcher Komiker Peter Pfändler zeigt am Donnerstag im Forum Würth in Chur sein Soloprogramm. Im Interview erzählt Pfändler von der schweren Geburt von «Fadegrad und ungeschminkt!».

Südostschweiz
28.10.18 - 04:30 Uhr
Kultur
Peter Pfändler tritt am Donnerstag in Chur auf.
Peter Pfändler tritt am Donnerstag in Chur auf.
PLANBENTERTAINEMENT.CH

von Reinhold Hönle

Peter Pfändler ist auf Tournee durch die Schweiz. Mit seiner Wortakrobatik, Situationskomik und mit spitzbübischen Zwischentönen will er der Gesellschaft den Spiegel vorhalten. Mit seinen Parodien von Hausi Leutenegger, Mike Shiva, Jorge Gonzales, Kurt Aeschbacher und vielen anderen zerlegt er die Schweizer Prominenz in köstliche Häppchen und bringt das Publikum zum Lachen.

Pfändler, der zwei Jahrzehnte mit Cony Sutter das Comedy-Duo Sutter+Pfändler bildete, zeigt am Donnerstag sein Programm «Fadegrad und ungeschminkt!» im Churer Forum Würth. Am 15. Dezember ist Pfändler ausserdem in Falera zu sehen. Im Interview spricht er über seine Erfahrungen beim Freilichttheater «Winnetou II» im Sommer in Engelberg, die schwierige Zeit, als sein Bühnenpartner schwer erkrankt war, und die schwere Geburt des Soloprogramms.

Herr Pfändler, wie gut können Sie böse?

Peter Pfändler: Sehr gut. Ich hätte nicht gedacht, dass mir das so einfach fällt, ehrlich. Es ist fast einfacher, ein Böser zu sein, als der Lustige. Als Bandit in «Winnetou II» konnte ich in so einer «Leck mich am Arsch»-Stimmung auf die Bühne raus gehen, als wäre ich ein typischer Stadtzürcher, der an der HSG studiert hat – und schon war ich der Böse. Das war jetzt vielleicht zu viel Sarkasmus ... Nein, ernsthaft. Mir hat es richtig Spass gemacht, immer so eine «Schnurre» zu reissen und ein perfider «Siech» zu sein.

Auf einer Freilichtbühne wie bei «Winnetou II» in Engelberg muss man auch übertreiben, damit es bei den Zuschauern ankommt.

Ja, sie sind viel weiter entfernt, und die Bühne ist 400 Meter breit. Das ist beim Spielen definitiv eine andere Geschichte, aber es ist trotzdem Theater. Ungewohnt war, dass ich wegen der Distanz keine richtige Beziehung zum Publikum aufbauen konnte. Auf einer Comedy-Bühne guckst du den Leuten in der ersten Reihe in die Augen. Da spürst du förmlich, was sie von dir denken.

Haben Sie die Rolle des Bösewichts wegen der hohen Gage angenommen oder um mit Ihren Reitkünsten brillieren zu können?

Erstens ist das Leben zu kurz, als dass man je richtig reiten könnte. Als langjähriger Springreiter kann ich mich allerdings schon auf einem Pferd halten (lacht). Mein Manager hatte die Idee, ich solle doch mal etwas gänzlich anderes machen. Dann habe ich Cony gefragt und der meinte: «Du, es ist Sommer, da haben wir eh nichts vor. Mach es doch!»

Wie leicht haben Sie Ihr Geld in Engelberg verdient?

So leicht nicht. Wir standen bei jeder Witterung draussen, manchmal im Regen, oder dann war es so heiss, dass ich einmal sogar Angst hatte, zu kollabieren. Als ich in der Pause hörte, dass die Hälfte der Kollegen ähnlich erschöpft war, war ich erleichtert.

Was erwartet die Leute bei Ihrem Soloprogramm «Fadegrad und ungeschminkt!»?

Dort bin ich wieder der alte Pfändler, der – in aller Bescheidenheit – facettenreich wie kein anderer Komiker ist. Ich freue mich, dass ich meine Stand-up-Comedy machen kann und all die Parodien auf Hausi Leutenegger oder Kliby & Caroline, die die Leute zum Lachen bringen. Übrigens im Wissen und mit Bewilligung der Protagonisten. Hausi sagte: «Der Pfändler ist der Einzige, der das machen kann. Ich bin ja Olympiasieger!»

Sind das Ihre ersten Soloauftritte seit dem Ende von Sutter+Pfändler?

Vor Salto Natale waren wir noch davon ausgegangen, dass wir als Duo auftreten können. Als ich Rolf Knie mitteilen musste, dass Cony das nicht durchhalten würde, sagte er, ich solle es alleine machen. Inzwischen habe ich auch einige Firmenevents solo gemacht und den «Comedy Club« von Das Zelt, aber es war ein seltsames Gefühl, wenn du 20 Jahre mit einem Partner aufgetreten bist. Sein Krebs war aber zu heftig. Wobei Cony sich an einem Tag fit fühlte und am anderen völlig am Boden war.

Sind Sie auch an Ihre Grenzen gekommen?

Ja, auf verschiedenen Ebenen. Zu wissen, dass Cony krank war, hat mich belastet, aber auch die Frage, wie es mit der Marke Suter+Pfändler weitergehen wird. Als indirekt Betroffener bekam ich zudem keinen Verdienstausfall. Das belastete mich, weil ich meine junge Familie ernähren musste.

War diese Zeit konfliktreicher oder harmonischer?

Konflikte hatten Cony und ich eigentlich kaum. Wir haben manchmal bei einer Nummer hart in der Sache diskutiert, aber danach war das erledigt. Schwierig wurde es, als Cony von seinen Depressionen gelähmt war und an Krebs erkrankte. Wir wussten lange nicht, wie es um ihn stand, mussten seine Informationen abwarten, die Tournee immer wieder verschieben und schlussendlich absagen. Ich habe in diesen eineinhalb Jahren nur eine knappe Woche frei gehabt.

Wie ist Ihr Soloprogramm entstanden?

Vom Duoprogramm, das «Jetzt!» geheissen hätte, konnte ich keine einzige Nummer brauchen. Es ist eine komplett andere Art von Comedy, wenn du auf der Bühne ständig frotzelst und dir die Pingpongbälle zuwirfst. Während wir früher stundenlang über Gott und die Welt redeten und daraus Ideen und Gags entwickelten, musste ich nun alleine arbeiten. Ich konnte ihn ja schlecht anrufen und fragen, ob er nicht ein wenig lustig sein und mir bei meinem Soloprogramm helfen möchte. Als wir Kontakt hatten, freute es mich aber, dass er sagte, ich sei der Einzige, der ihn noch zum Lachen bringen könne. Nun geht es ihm zum Glück wieder besser, doch muss er sich noch schonen.

«Peter Pfändler – Fadegrad und ungeschminkt!». Donnerstag, 1. November, 20 Uhr. Forum Würth, Chur (ausverkauft). Weitere Auftritte: Samstag, 15. Dezember, 20 Uhr, La Fermata, Falera.

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