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Das ganze Land streikt – Graubünden streikt mit

Sechs Tage im November 1918 hielt ein landesweiter Streik die Schweiz in Atem. Zum 100. Jahrestag erinnert ein Theatergrossprojekt daran.

Südostschweiz
02.08.18 - 17:29 Uhr
Kultur
Bündner Trio für Olten: Roman Weishaupt, Erwin Ardüser und Notta Caflisch (v. l.).
Bündner Trio für Olten: Roman Weishaupt, Erwin Ardüser und Notta Caflisch (v. l.).
OLIVIA ITEM

Von Carsten Michels

Bereits Anfang Jahr war der Landesstreik ein Thema. Damals zeigte das Schweizer Fernsehen die Doku-Fiktion «Generalstreik 1918». Mit prominenter Bündner Beteiligung: Peter Jecklin verkörperte den damaligen Bundesrat Felix Calonder, Regie führte Daniel von Aarburg. Demnächst werden die dramatischen Novembertage unter dem Titel «1918.CH» in Olten zum Theatergrossereignis – an jenem Ort also, wo das Streikkomitee seine Forderungen an den Bundesrat formulierte. Dazu gehörten unter anderem die Sicherung der Lebensmittelversorgung, die Einführung der 48-Stunden-Arbeitswoche, das aktive und passive Frauenwahlrecht sowie die Alters- und Invalidenversicherung.

Gespielt wird in der alten SBB-Hauptwerkstätte in Olten vom 16. August bis 23. September. Die künstlerische Leitung der mit Amateurgruppen realisierten rund zweistündigen Aufführung hat Regisseurin Liliana Heimberg. Neben den über 100 Mitwirkenden stehen ein Theaterchor sowie die Basel Sinfonietta im Einsatz. Im Wechsel nehmen an den Aufführungen insgesamt 20 Gastkantone teil, die jeweils regional entwickelte Spielszenen zum Theaterprojekt beisteuern.

Calonders bange Nacht

Für den Bündner Beitrag ist Roman Weishaupt verantwortlich. Er greift jene Nacht auf, in der Calonder einen heiklen Beschluss fasste: nämlich die Armee gegen die Streikenden aufzubieten. Felix Calonder (1863–1953) war nach Simeon Bavier der zweite Bündner Bundesrat und bis heute der einzige Rätoromane in diesem Amt. Zur Zeit des Landesstreiks im November 1918 war Calonder Bundespräsident und Innenminister. «In dieser Funktion hatte er mit dem Oltener Aktionskomitee zu verhandeln und musste folgenschwere Entscheidungen für unser Land treffen, deren Ausgang völlig unabsehbar war», sagte Weishaupt am Dienstag in Chur bei der Vorstellung des Bündner Beitrags. Gespielt wird Calonder von Erwin Ardüser – teils in romanischer, teils in deutscher Sprache.

Kartonschachteln als Zeitkapseln

Beim Projekt «1918.CH» wirkt auch die Bündner Künstlerin Notta Caflisch mit. Aus 20 landesweit gefüllten Kartonschachteln hat sie eine Installation geschaffen, die nun die Decke der ehemaligen Oltener SBB-Hauptwerkstätte schmückt. Wie Zeitkapseln bergen die von den Theatergruppen bestückten Schachteln Dokumente, Fotos oder sonstiges Material, das zur Erarbeitung der regionalen Zusatz-Szenen diente.

Auftritt der Bündner beim Projekt «1918.CH: Mittwoch, 22., und Don-nerstag, 23. August, jeweils 20 Uhr, Olten. Tickets online: www.1918.ch

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