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Eine üppige Theatersaison

«Ändere die Welt» lautet das Motto der kommenden Saison am Theater Chur. Nach einem Auftakt im Zeichen Bertolt Brechts sind auffallend viele Produktionen mit Bündner Bezug programmiert.

Valerio
Gerstlauer
18.06.18 - 04:30 Uhr
Kultur
An einem Tisch: Nikolaus Schmid, Samuel Schwarz, Ute Haferburg und Martina Mutzner (von links) stellen das Programm des Brecht-Festivals vor.
An einem Tisch: Nikolaus Schmid, Samuel Schwarz, Ute Haferburg und Martina Mutzner (von links) stellen das Programm des Brecht-Festivals vor.
OLIVIA ITEM

Soeben noch auf einem Flug durch die fesselnde Gedankenwelt des Thea-terrevolutionärs Bertolt Brecht, im nächsten Moment die harte Landung auf dem Boden der Realität: Nachdem am Freitag im Theater Chur das Programm des Festivals «Brecht!/BB18» vorgestellt worden war, musste Andrea Meuli von der Stiftung Theater Chur eine traurige Nachricht verkünden: «Carlo Portner, Präsident der Stiftung Theater Chur, ist ernsthaft erkrankt.»

Ende dieses Monats werde er von seinem Amt zurücktreten. In Kürze wird der Stiftungsvorstand zusammenkommen, um über die Nachfolge zu beraten.

«Ein dringlicher Appell»

Theaterdirektorin Ute Haferburg äusserte ihr Bedauern über Portners krankheitsbedingten Abgang: «Acht Jahre haben wir zusammengearbeitet – in dieser Zeit hat er uns den Rücken gedeckt und Türen geöffnet.» Im Anschluss präsentierte Haferburg das Saisonprogramm 2018/19 und lenkte die Aufmerksamkeit auf das Motto der Saison: «Ändere die Welt».

Das Zitat aus Brechts «Die Massnahme» bleibe auch heute ein dringlicher Appell an uns angesichts der katastrophalen Verstrickungen von Globalismus, neuem Nationalismus, Völkerwanderung und extremer Armut trotz gigantischen Reichtums, sagte Haferburg.

Zusammen mit Gabi Mojzes, der neuen Dramaturgin am Theater Chur, hob Haferburg die Schwerpunkte des Programms hervor und verwies darauf, dass von den 21 Koproduktionen dieser Saison zehn einen Bündner Bezug aufweisen. Folgerichtig stand denn auch gleich das biennal stattfindende Festival «Höhenfeuer» im Fokus, eine Plattform für einheimische Theaterschaffende.

Zum Auftakt des Festivals am 9. Januar 2019 wird Regisseur Georg Scharegg sein Stück «Kulturrevolution» auf die Bühne bringen – eine Zukunftsvision, in welcher Kultur und Digitalisierung die Führung im gesamten Alpenraum übernehmen. Es folgen die Produktion «Kernschmelze» der Churer Theatergruppe Nukleus um den Dramaturgen Andri Perl sowie ein Gastspiel vom Theater Liechtenstein mit dem Bündner Schauspieler Nikolaus Schmid in einer der Hauptrollen.

Auch ausserhalb des Festivals «Höhenfeuer» sind Bündner Theaterschaffende gut im Programm vertreten. Manfred Ferrari inszeniert beispielsweise «Schnee von gestern» von Daniel Badraun. Jürg Kienberger seinerseits gibt «Eingerockt und ausgesungen» zum Besten, ein «fernes Lied aus Zwinglis Kindheit». Und auch der Saisonabschluss wird von Bündnern gestaltet: Corin Curschellas zeigt ihr Projekt «Femmage an Hortensia», eine Auseinandersetzung mit der visionären Bündnerin Hortensia von Salis Gugelberg von Moos.

Thom Luz lädt in die Fabrik

Besonders viele Höhepunkte lassen sich in dieser Saison im Bereich Musiktheater ausmachen. In «Girl From The Fog Machine Factory» erforscht der Schweizer Regisseur und Musiker Thom Luz die Dilemmas eines Nebelfabrik-Besitzers.

Der Schweizer Komponist und Regisseur Ruedi Häusermann hingegen zeigt mit «Letzter Aufruf für Ursin und Kubus» die Welt eines Orchesterwarts. Im Mai folgt dann die grosse Eigenproduktion mit der Bündner Mezzosopranistin Maria Riccarda Wesseling als Solistin in «Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke», dem Monodram von Frank Martin. Regie führt Nigel Lowery, begleitet wird Wesseling von der Kammerphilharmonie Graubünden.

Und schliesslich wartet auch auf die Kinder und Jugendlichen ein üppiges Theaterprogramm. Das Junge Theater Chur lädt zu 13 Produktionen, wobei wiederum drei der acht Schweizer Produktionen einen engen Bezug zu Graubünden aufweisen.

Valerio Gerstlauer ist Leiter des Ressorts Entertainment & Kultur. Er arbeitet als Kulturredaktor vornehmlich für die Zeitung «Südostschweiz» und die Website «suedostschweiz.ch». Ausserdem ist er einmal in der Woche in der Sendung «Kulturtipp» auf Radio Südostschweiz zu hören. Mehr Infos

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