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Bühne frei für die Beharrlichen

Am Samstag wird der Churer Arcas zur Open-Air-Bühne. Organisator Stefan Parpan über den langen Weg zum Arcas Rock und die Pläne für eine Fortsetzung.

Südostschweiz
16.06.18 - 04:30 Uhr
Kultur
Stefan Parpan, Projektleiter des Arcas Rock, steht in den Startlöchern.
Stefan Parpan, Projektleiter des Arcas Rock, steht in den Startlöchern.
STEFANIE STUDER

Von Stefanie Studer

Stefan Parpan sitzt auf der Terrasse des «Café Arcas» und bestellt sich eine Kugel Glace. «Jetzt lasse ich es mir gut gehen», sagt der Projektleiter des Arcas Rock, das der Verein Wohlklang organisiert, schmunzelnd. Es ist Freitagmittag, gleich steht die Platzübergabe mit der Stadtpolizei an. Am Nachmittag wird sich Parpan auf den Weg nach Zürich machen, um die Musiker der israelischen Band Lola Marsh abzuholen, dem Headliner der ersten Ausgabe des Arcas Rock. Und am Festivaltag stehen dann noch der Aufbau der Bühne neben dem Restaurant «zum Metzgertor» und weitere Vorbereitungen auf dem Programm.

Es ist noch einiges zu tun bis zum Start am nächsten Tag um 17 Uhr. Dennoch zeigt sich Parpan entspannt: «Der Aufwand ist nicht mehr so gross.» Ja, den grössten Brocken Arbeit haben die Mitglieder des Vereins Wohlklang bereits hinter sich. Ganze zehn Jahre dauerte die Vorarbeit zum Stadt-Open-Air.

Ein kleines Moon & Stars

2006 spielte der US-amerikanische Musiker Ben Harper am Festival Moon & Stars auf der Piazza Grande mitten in Locarno. Parpan war beeindruckt von der Kulisse und fragte sich, weshalb ein Stadt-Open-Air nicht auch in Chur möglich sein sollte. 2007 wurde das erste Gesuch eingereicht, es sollten noch viele weitere folgen. Mehrmals erhielt der Verein Absagen aufgrund der erwarteten Lärmemissionen. 2012 hätte es fast geklappt, wegen negativer Reaktionen von Anwohnern wurde das Gesuch aber nicht bewilligt. Die Bands – darunter Headliner Züri West – waren bereits gebucht. «Ein grosser Rückschlag», erinnert sich Parpan.

Hätte der Verein einen anderen Veranstaltungsort, zum Beispiel auf der Oberen Au, gewählt, hätte er die Bewilligung schon vor elf Jahren erhalten, meint der Projektleiter. Am Arcas habe man aber immer festhalten wollen. «Ich sagte immer: ‘Hier oder nirgends!’» Open Airs im Grünen gebe es im Kanton schon einige, ein solches in einer Stadt aber nicht. Und die Kulisse des Arcas mit seinen farbenprächtigen Häusern sei einzigartig – eben ein bisschen wie am Moon & Stars.

Um 23 Uhr ist Schluss

Die Hartnäckigkeit hat sich nun ausgezahlt: Nach zahlreichen Gesprächen mit Anwohnern und Stadtpolizei erhielt der Verein Wohlklang in diesem Frühling die definitive Bewilligung. Diese ist mit verschiedenen Auflagen verbunden, wie Roland Hemmi, stellvertretender Polizeikommandant, erklärt. Die maximale Lautstärke darf 96 Dezibel nicht überschreiten, zudem muss der Zugang für Anwohner durch eine Absperrung rund um den Platz jederzeit gewährt sein.

Wann der Stecker gezogen wird, steht ebenfalls fest: «Um 23 Uhr ist Schluss – auch Zugaben sind nicht erlaubt», sagt Hemmi. Denn ab dann gilt sommers in Chur die allgemeine Ruhezeit. «Uns wäre 24 Uhr natürlich lieber gewesen», sagt Parpan. «Die Gäste können aber anschliessend an die After-Partys ins ‘Schall & Rauch’ oder ins ‘Takt’.» Denn die beiden Barbetriebe bieten – zusammen mit der «Wannerbar» aus Parpan – ihre Getränkespezialitäten an Ständen an und sind auch nach Ende des Open Airs für die Gäste geöffnet.

Hemmi betont rückblickend: «Es bestand eine gute Zusammenarbeit mit dem Verein Wohlklang. Die Mitglieder haben sich wirklich bemüht. Und nach intensiven Gesprächen haben wir jetzt diesen Kompromiss gefunden.» Parpan sagt: «Für uns war entscheidend zu wissen, dass der Stadtrat hinter uns steht.» Und dem langen Ringen kann er schliesslich auch Gutes abgewinnen: «Menschlich hat es uns extrem weitergebracht.»

Finanzierung ist gesichert

Maximal 1600 Besucher dürfen laut feuerpolizeilichen Vorschriften auf den Platz, diese Grösse werden die Organisatoren aber kaum erreichen. Bis an diesem Freitagmittag wurden rund 550 Eintritte im Vorverkauf gezählt. Eintritte an der Abendkasse sind auf jeden Fall erhältlich, so Parpan. Eine Schätzung abzugeben sei extrem schwierig. «Unser Ziel waren immer 1000 Besucher.» Seien es weniger, sei dies aber auch nicht schlimm. Denn dank der Unterstützung von rund 130 Gönnern – vorwiegend Privatpersonen – sei die Finanzierung des Open Airs bereits gesichert.

Auf die Unterstützung der Musikliebhaber setzt der Verein Wohlklang auch in Zukunft: «Wir wollen uns langfristig über Gönner finanzieren können», sagt Parpan. Denn dass das Arcas Rock auch in kommenden Jahren stattfindet, ist Ziel des Vereins. Ideen beständen schon einige, so der Projektleiter. Er denke beispielsweise an eine zusätzliche Bühne für einheimische Nachwuchskünstler. «Jetzt hoffen wir aber erst einmal, dass das erste Arcas Rock gut über die Bühne geht und es auch für die Anwohner stimmt.»

Und schliesslich habe man noch doppelt Glück gehabt, betont Parpan. Einerseits, dass am Festivalabend die Schweizer Nationalmannschaft nicht auf dem WM-Feld stehe – «bei der Auslosung habe ich ziemlich gezittert», so der Projektleiter. Und andererseits, dass auch Petrus den Organisatoren wohlgesinnt ist. Parpan ergänzt lächelnd: «Das haben wir uns aber auch verdient – nach über zehn Jahren.»

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