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Den Rosenhügel neu entdecken

Der Verein Art Public Chur möchte mit seinem Kunstprojekt «Begegnung» den Rosenhügel in Chur wiederbeleben. Am 1. und 2. Juni gibt es Konzerte, Performances und Führungen.

Valerio
Gerstlauer
27.05.18 - 04:30 Uhr
Kultur
Wasser auf Trommeln: Im Springbrunnen auf dem Churer Rosenhügel zeigt der Perkussionist Peter Conradin Zumthor seine Klanginstallation «Wirbel».
Wasser auf Trommeln: Im Springbrunnen auf dem Churer Rosenhügel zeigt der Perkussionist Peter Conradin Zumthor seine Klanginstallation «Wirbel».
OLIVIA ITEM

Vom Mittelalter bis in die Neuzeit hinein liess der Scharfrichter auf dem Churer Rosenhügel sein Schwert niedersausen. Auf Initiative des Naturwissenschafters Alexander Moritzi wandelte sich der Hügel oberhalb der Churer Altstadt Mitte des 19. Jahrhunderts vom «Galgenbühel» zur Parkanlage. Nach anfänglicher Begeisterung verlor der Park allerdings zusehends an Anziehungskraft. In den vergangenen Jahrzehnten galt der Rosenhügel bei vielen Churern gar als eigentliche No-Go-Zone.

Die Stadt Chur zeigt sich nun entschlossen, die Bevölkerung wieder auf den Rosenhügel zu locken. Wie Harry Wolfensberger, Leiter der Freiraumplanung der Stadt Chur, gestern bei einem Rundgang erklärte, ist die Parkanlage kürzlich um offene Flächen auf dem angrenzenden Hirschbühl erweitert worden. Diese neuen Wege und gemähten Wiesen geben den Blick frei auf die Altstadt und ermöglichen ungewohnte Perspektiven. «Die Stadt Chur will ihre Einwohner aufrütteln, diesen Ort zu entdecken», betonte Wolfensberger.

Dabei behilflich sein will der Verein Art Public Chur, der in den vergangenen Jahren drei grosse Kunstprojekte im öffentlichen Raum von Chur verwirklichen konnte. Der künstlerische Leiter Luciano Fasciati und die Vereinspräsidentin Alda Conrad-Lardelli planen auf dem Rosenhügel Konzerte, Performances, Installationen und Führungen. Unter dem Titel «Begegnung» findet der für Besucher kostenlose Anlass am 1. und 2. Juni statt. Nach den Sommerferien ist am 31. August und 1. September eine zweite Auflage des Kunstprojekts vorgesehen.

Auftakt mit einem Requiem

«Derzeit fristet der Rosenhügel ein Schattendasein», sagte Fasciati beim Rundgang. Das Projekt «Begegnung» solle einen Zugang schaffen zu diesem Ort. «Mit unserem Programm wollen wir es ermöglichen, der Geschichte und den Geschichten des Parks zu lauschen, die Grenzen und Übergänge zwischen Natur und Kultur auszuloten und die vergangenen und künftigen Möglichkeiten der Parknutzung zu entdecken.»

Am Abend des 1. Juni beginnt das Kunstprojekt «Begegnung» mit einem säkularen Requiem für sieben Stimmen. Das Werk «Deer Haven» stammt aus der Feder des Churer Jazzbassisten Luca Sisera. Die Sängerinnen Efrat Alony, Rea Dubach, Yumi Ito, Rahel Kraft, Lisette Spinnler, Saadet Türköz und Isa Wiss werden an den Fenstern und auf den Balkonen eines parknahen Wohnblocks ihre Stimmen erheben. In dem eigens für das Kunstprojekt komponierten Requiem wollte Sisera das Wesen und die Geschichte des Rosenhügels musikalisch einfangen.

Ebenfalls am Freitagabend ist in der Churer Kulturbar «Werkstatt» die Schweizer Musikerin Fatima Dunn zu hören – als Ein-Frau-Orchester.

Textinstallation von Tim Krohn

Weiter geht es am Morgen des 2. Juni mit einer Begehung des Rosenhügels. Dabei wird Remo Albert Alig seine künstlerische Vorgehensweise erläutern. Eine Textinstallation des Schriftstellers Tim Krohn ermöglicht während des ganzen Tages eine Begegnung mit dem Botaniker und Parkbegründer Alexander Moritzi sowie mit der realen und der imaginären Pflanzenwelt des Rosenhügels.

In der 1855 erbauten Brunnenstube auf dem Rosenhügel geben die Pianistin Vera Kappeler und der Perkussionist Peter Conradin Zumthor «Halb sichtbare Konzerte für sehr wenige Personen». Hierfür ist eine Anmeldung erforderlich. Im Springbrunnen präsentiert Zumthor ausserdem seine Klanginstallation «Wirbel».

Der Künstler Pascal Lampert wird im Rahmen einer Aktion die Geschichte des Rosenhügels zum Sprechen bringen. Zu einer Performance mit dem Titel «Rosenkranz» lädt danach die Künstlerin Isabelle Krieg. Das Junge Theater Graubünden bringt zudem sein Stück «Die vier letzten Dinge» zur Aufführung. Ergänzend stehen zahlreiche Führungen auf dem Programm: Die Kunsthistorikerin Ludmila Seifert wird beispielsweise die Geschichte der ersten öffentlichen Churer Parkanlage erzählen, und Landschaftsarchitekt Wolfensberger skizziert die Zukunft der Parkanlage am Rosenhügel.

Für das nächste Jahr plant der Verein Art Public Chur bereits das mehrmonatige Kunstprojekt «Begegnungen», das ebenfalls auf dem Rosenhügel stattfinden soll. Zur Eröffnung am 2. Juni 2019 soll dann auch die Parkerweiterung abgeschlossen sein – unter anderem führt dann eine neue Treppe von der Stadt direkt zur Parkanlage auf dem Hirschbühl.

«Begegnung». Freitag, 1. Juni, und Samstag, 2. Juni. Rosenhügel, Chur. Das detaillierte Programm findet sich im Internet unter begegnung-2018.ch.

Valerio Gerstlauer ist Leiter des Ressorts Entertainment & Kultur. Er arbeitet als Kulturredaktor vornehmlich für die Zeitung «Südostschweiz» und die Website «suedostschweiz.ch». Ausserdem ist er einmal in der Woche in der Sendung «Kulturtipp» auf Radio Südostschweiz zu hören. Mehr Infos

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