×

Ein Auge für Siri, ein Ohr für Brecht

In Thusis findet Ende nächster Woche die zehnte Ausgabe des Bündner Theaterfestivals statt. Zu diesem Amateurtheatertreffen in allen drei Kantonssprachen werden mehrere Tausend Zuschauer erwartet.

Südostschweiz
26.05.18 - 04:30 Uhr
Kultur
Bieten dem Bündner Volkstheater eine Bühne: OK-Mitglieder Lina Frei-Baselgia,  Martin Schulthess und Riccarda Sulser-De Stefani (von links).
Bieten dem Bündner Volkstheater eine Bühne: OK-Mitglieder Lina Frei-Baselgia, Martin Schulthess und Riccarda Sulser-De Stefani (von links).
YANIK BÜRKLI

Das Banner über der Thusner Hauptstrasse hängt nicht ganz mittig, aber sonst ist alles im Lot – eine Woche vorm 10. Bündner Theaterfestival. 20 Gruppen werden von Freitag, 1., bis Sonntag, 3. Juni, ihr Können präsentieren und damit einen Querschnitt durch das Bündner Amateurtheaterschaffen. Gespielt wird an drei Orten: im Kino Rätia, in der Mehrzweckhalle und in der Aula. Kurze Wege und niedrige Eintrittspreise gehören zum Konzept des seit 1990 bestehenden Festivals. Erst im Zwei-, dann im Dreijahresrhythmus ausgetragen, findet der Anlass seit 2014 nur noch alle vier Jahre statt.

Der Wechsel im Austragungsmodus hat mehrere gute Gründe, wie OK-Präsidentin Lina Frei-Baselgia gestern in Thusis vor den Medien sagte. Der Aufwand sei jeweils für alle Beteiligten beträchtlich, um eine Festivalausgabe auf die Beine zu stellen – hinter den Kulissen wie auch davor. «Manche Theatergruppen scheuen den Schritt aus dem vertrauten Dorf heraus auf die grössere Bühne», erklärte Frei-Baselgia. Dazu komme, dass die meisten Vereine im Winter abendfüllende Stücke aufführten, die sich kaum sinnvoll kürzen liessen. Überdies liege die Wiederaufnahme einer Produktion nach mehreren Monaten Spielpause für Laienbühnen nur selten drin.

Der Süden macht sich rar

Das Programm der Jubiläumsausgabe reicht vom volkstümlichen Schwank bis zum Klassiker, von der Schulaufführung bis zum Theaterexperiment. Letzteres präsentiert die Gruppe Agharti mit ihrer Produktion «Shakespeare R-Evolution», einer Art Reigen berühmter Szenen aus Shakespeare-Stücken, bei dem Darsteller im Alter von neun bis 60 Jahren auf der Bühne stehen. Agharti kommen aus Chiavenna und halten die Fahne der Italianità hoch. Anmeldungen von Gruppen aus den Bündner Südtälern blieben diesmal aus, was die Organisatoren bedauern. Erfreut berichteten sie jedoch vom grossen Anteil junger Theateramateure. Ein Drittel der Gruppen seien Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene.

Tschechow im Doppelpack

Das Jugendtheater Arlecchino-Colombina aus Maienfeld zeigt seine Version von «Dr. Jekyll und Mr. Hide», das Clownstheater Anna, Christian und Jachen aus Scuol eine rätoromanische Fassung von Wilhelm Buschs «Max und Moritz». Gleich zwei Stücke von Anton Tschechow sind programmiert: «Der Heiratsantrag», aufgeführt vom Theater GR, und «Der Bär», eine Produktion der Theatergruppe Valendas. Neben weiteren Gästen von Ma-lans über Disentis bis Ftan mischt auch der Thusner Gastgebernachwuchs kräftig mit: Die Kindergärtler spielen «Das tapfere Schneiderlein», die 5./6. Schulklasse präsentiert den Jugendbuchklassiker «Die schwarzen Brüder».

Die Theatergruppe Giuvaulta verlegt mit «Siri und die 7 Follower» Grimms Märchen in die Gegenwart. Und das Junge Theater Graubünden bringt Bertolt Brechts «Live-Radiohörspiel» auf die Bühne – ein kleiner Vorgeschmack auf das Churer Brecht-Theaterfestival ab August.

10. Bündner Theaterfestival: 1. bis 3. Juni, Thusis. Programm online unter www.bvv.ch

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Kultur MEHR