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Comedy-Duo liefert sich pfeilschnelles Wort-Pingpong

Helge und Udo tanzten in der Rotfarb in Uznach Dialekte, fegten Bühnenbretter, stöpselten lebende Gitarren ein und sassen mit E.T. auf dem Zahnarztstuhl. Sprachliche Niagara-Fälle ergossen sich übers Publikum, wobei schwäbische Koi-Karpfen Saltos vollführten und am Ende Tell mit dem Flitzebogen das Kernobst traf.

Südostschweiz
16.04.18 - 04:30 Uhr
Kultur
Lebende Gitarre: Helge und Udo bringen das Rotfarb-Publikum mit skurrilen Einlagen ein ums andere Mal zum Lachen.Bild Gabi Corvi
Lebende Gitarre: Helge und Udo bringen das Rotfarb-Publikum mit skurrilen Einlagen ein ums andere Mal zum Lachen.Bild Gabi Corvi

Helge Thun und Udo Zepezauer haben etwas von Marcello Weber und Marco Rima, die damals in den 80er- und 90er-Jahren mit Marcocello die Comedyszene aufmischten. Der kleine quirlige Udo mit dem herrlichen Hundeblick und den zappelnden Armen und der schlaksige Helge, der Erzähler, der grossspurige Entertainer.

Mit dem Programm «Läuft!» waren sie am vergangenen Samstag in der Rotfarb in Uznach zu Gast. Sie gaben mit Velohelm anstelle der Nietenhose den Biker oder rissen auf der Titanic Löcher in die Lachmuskeln der Zuschauer. Dies taten sie singend, reimend, swingend und in grösstmöglichem Kauderwelsch, fabelhaften Nonsens fabulierend.

Kabellos durch die Nacht

Zugegeben, es brauchte ein bis zwei Nummern, bis der Kieler und der Schwabe mit ihrem deutschen Charme das Uzner Publikum im Sack hatten. Die Zuschauerinnen und Zuschauer mussten sich ja auch zuerst ans Tempo der Dialekt-Derwische gewöhnen.

Pfeilschnell kamen die Worte aus den Mündern von Helge und Udo und bei manchem Reim kamen die Hirnwindungen von Herrn und Frau Schweizer eben nicht simultan nach. Spätestens aber bei der Zahnarzt-Zungenbrecher-Nummer fing das Publikum an, im Sauseschritt der kompetenten Komik mitzulaufen. Beim Titanic-Fangis auf der Bühne war dann buchstäblich das Eis gebrochen.

Was den Zuschauern natürlich auch gefiel, war das Auswahlverfahren, welches Helge und Udo ihnen jeweils anboten. Im Stile eines Wunschprogramms konnte per Applaus darüber abgestimmt werden, welche Nummer jetzt folgen soll.

So wurden Hunde und Übergewicht gekippt, dafür kam Digitales, Putzen und E.T. aufs Tapet. Besonders der kleine Ausserirdische, natürlich gespielt vom glatzköpfigen Udo, trieb das Lachbarometer in der Rotfarb in die Höhe.

Politisches Cabaret wider Willen

Auch bei den Medleys hatte das Publikum das letzte Wort. Zweistimmig intonierten die kurrligen Barden einmal in rockiger Queen-Manier, dann wieder näselnd à la Comedian Harmonists, die hanebüchensten Dialoge. Lösungsorientiert zeigten sich die zwei beim Abgesang auf zeitgenössische Persönlichkeiten der globalen Politlandschaft. Die besungenen Köpfe rollten munter und verliehen dem Programm «Läuft!» gleich nochmals einen richtigen Schub.

Am Ende wurde es mit dem schwarzen Ritter, dem wippenden Helmpuschel und Wilhelm Tells Apfelschuss noch etwas historisch. Und ja, da kam die wohlig nostalgische Assoziation zu Marcocellos «Lasst hören aus alter Zeit» wieder.

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