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«Dieses Werk musste ich haben»

Der Präsident des Kulturvereins in Schänis ist fasziniert von der Künstlerleidenschaft. Eigentlich kauft er normalerweise keine Kunstwerke. Allerdings gibt es da auch wenige Ausnahmen.

Jérôme
Stern
14.04.18 - 04:30 Uhr
Kultur
Das einzige Kunstwerk zu Hause: Fritz Schoch sieht in seinem Schmuckstück ein Spiegelbild unserer Gesellschaft. Markus Timo Rüegg
Das einzige Kunstwerk zu Hause: Fritz Schoch sieht in seinem Schmuckstück ein Spiegelbild unserer Gesellschaft. Markus Timo Rüegg

Fritz Schoch ist Präsident des Vereins Kultur Schänis. Die Leidenschaft von Künstlern fasziniert ihn, doch Kunstwerke kauft er normalerweise keine. Bei der neuesten Skulptur des Schänners Paul Steiner machte er allerdings eine Ausnahme. In seinem Schmuckstück sieht er ein präzises Abbild unserer Gesellschaft.

Fritz Schoch, was hat es mit Ihrem Schmuckstück auf sich?
Es stammt von Künstler Paul Steiner. Bisher machte er ganz grosse Skulpturen, doch nach zwei körperlichen Schicksalsschlägen musste er einen neuen künstlerischen Weg finden.

Welche Schicksalsschläge musste Steiner verarbeiten?
Nach einer schweren Krankheit hatte er einen Arbeitsunfall. Paul bearbeitet momentan kleinere Skulpturen, bei denen weniger körperlicher Einsatz gefordert ist. Er befindet sich auf dem Wege der Besserung.

Sie kennen den Künstler gut?
Ja, und zwar seit 60 Jahren. Wir haben beide den gleichen Jahrgang und sind beide in Schänis aufgewachsen. Steiner ist aus meiner Sicht ein ganz starker Künstler.

Hat dieses Werk einen Namen?
Nein. Aber für mich heisst es: Bewegung des Menschen. Ich sehe darin ein Spiegelbild unserer Gesellschaft. Man erkennt Gruppierungen, mehrere Pärchen und eine Person, die für sich alleine steht.

Seit wann besitzen Sie das Schmuckstück?
Ich habe seine Entstehung beobachtet und wusste, dieses Werk musste ich haben. Gekauft habe ich es erst vor gut einem Monat für einen tiefen vierstelligen Betrag.

Es besteht aus einem verkohltem Holzstrunk sowie frischem Holz. Welche Aussage erkennen Sie darin?
Ich sehe die Auseinandersetzung mit unserem Planeten, die Sorgen um unsere Umwelt. Ein ganz wichtiger Aspekt ist das Erhellende des Menschen über dem schwarzen Grund.

Sie sind Präsident des Vereins Kultur Schänis, was bedeutet Ihnen Kultur?
Sie ist für mich eine feine Auseinandersetzung mit den Menschen. In meiner kulturellen Tätigkeit lerne ich die verschiedensten Leute kennen, zu denen ich sonst keinen Zugang hätte. Da mitwirken zu können, ist goldig. Was ich bei unserem Verein gut finde: Im Vorstand haben wir drei Generationen; von der 20- Jährigen bis zum 60-Jährigen, das lässt hellwach werden.

Entsprechend vielseitig wirkt das Programm Ihres Vereins ...
Wir fahren tatsächlich nicht einseitig, sondern wollen eine breite Palette ins Dorf tragen. Bis jetzt waren wir damit recht erfolgreich – vom Landwirt bis zum Unternehmer kommen alle. Bei uns kann man diskutieren, man ist herzlich willkommen. Bei uns kann es lustig oder ernst sein.

Gibt es bei Ihnen zu Hause weitere Kunstwerke?
Nur wenige von der malenden Künstlerin Yvonne Hönegger. Ich sehe Kunstwerke als etwas Vergängliches – so, wie wir es selber sind. Was ich spannend finde: den Menschen hinter dem Werk kennenzulernen. Ich suche das Gespräch, den Besitztum brauche ich nicht. Mit Künstlern für das Atelier oder einer Ausstellung unseres Vereins diskutiere ich intensiv.

Jedes Wochenende stellen hier mehr oder weniger bekannte Persönlichkeiten aus der Region ihren Lieblingsgegenstand – sozusagen ihr Schmuckstück – vor.

In Schänis fest verwurzelt
Fritz Schoch wurde 1957 in Schänis geboren – und verbrachte fast sein ganzes Leben in seinem Heimatdorf. Er lernte Schriftsetzer und arbeitete unter anderem als Layout-Gestalter für verschiedene Zürcher Zeitungen. Von 1988 bis 1996 amtete Schoch als Gemeinderat in Schänis. Seit 2002 ist er Mehrheitsaktionär der Firma Erni Druck in Kaltbrunn. Den Verein Kultur Schänis präsidiert er seit der Gründung vor zwei Jahren. Fritz Schoch ist verheiratet, hat drei erwachsene Kinder und lebt mit seiner Frau in Schänis.

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