×

Fassaden sollen als «Leinwände» dienen

Künstler Fabian Florin alias Bane organisiert Ende Juni in Chur das erste Schweizer Street Art Festival. Bemalt wird unter anderem eine Hauswand im Welschdörfli. 2019 soll der Anlass eine grössere Dimension erhalten.

Valerio
Gerstlauer
10.04.18 - 04:30 Uhr
Kultur
Beflügelnde Bücher: Das Wandbild am Schulhaus Lachen in Chur stammt von Fabian Florin alias Bane.
Beflügelnde Bücher: Das Wandbild am Schulhaus Lachen in Chur stammt von Fabian Florin alias Bane.
YANIK BÜRKLI

Er malte schon Wandbilder in diversen Ländern Europas, Asiens und Nordafrikas – und sogar in die Sperrzone von Tschernobyl wagte sich der Street-Art-Künstler Fabian Florin alias Bane, um mit Spraydosen eines seiner grossformatigen Werke zu realisieren. Dokumentiert wurde die Aktion vom Kultursender Arte.

Auch in seiner Heimatstadt Chur hat der heute in Thalwil lebende Florin seine Spuren hinterlassen. Etwa beim Schulhaus Lachen, wo der 35-Jährige die beflügelnde Wirkung von Büchern in Form eines aufsteigenden Vogels dargestellt hat. Den Mühleturm in der Nähe der Autobahn soll Florin im Auftrag der Stadt ebenfalls bemalen. Einzig die Bewilligung des Bundesamts für Strassen steht noch aus.

Nun will Florin der Street Art in Graubünden zu noch mehr Geltung verhelfen. «In Chur gibt es noch keine richtige Street-Art-Szene», bedauert Florin. Er fühle sich auf einsamem Posten und wolle die Szene fördern. Um dies zu bewerkstelligen, soll vom 21. bis 23. Juni ein Street Art Festival in Chur stattfinden.

«Das kann man besser machen»

An Street Art Festivals in Ländern wie Griechenland, China, England und Zypern wunderte sich Florin zudem stets über die unterschiedliche Qualität solcher Anlässe. «Immer wieder kam mir der Gedanke, dass man das besser machen könnte», erzählt Florin. Ausserdem habe er festgestellt, dass in der Schweiz noch kein einziges Street Art Festival existiere.

So gründete Florin den Verein für urbane Kultur Graubünden, dem er als Präsident vorsteht. Weitere Mitglieder sind unter anderen der Galerist Manuel Solcà, die Künstlerin Yvonne Michel und der Musiker Simri Buchli von der Band 77 Bombay Street. Ideelle Unterstützung erhält der Verein von Caroline Morand, Leiterin der Churer Kulturfachstelle, und Stadtrat Tom Leibundgut, wie Florin verrät.

An drei Standorten

Die erste Ausgabe des Street Art Festival ist mit dem Anhängsel «Light» versehen. «Mit der Light-Ausgabe wollen wir den Weg für das grosse Street Art Festival Chur im Juni 2019 ebnen», erklärt Florin. Dannzumal sollen fünf grosse Hauswände während zehn bis zwölf Tagen bemalt werden. Ausserdem ist vorgesehen, die Churer Galerien miteinzubeziehen und auch Graffiti- und Breakdance-Wettbewerbe durchzuführen.

Das Street Art Festival «Light» wird mit drei Standorten auskommen. Der erste befindet sich auf dem Alexanderplatz, wo die Besucher Schweizer Street-Art-Künstlern beim Malen auf Leinwänden über die Schultern schauen können. «Dazu gibt es Essen und Getränke mit passendem Sound im Hintergrund», so Florin. An einem Siebdruckstand können T-Shirts nach eigenen Wünschen mit verschiedenen Sujets bedruckt werden.

Während des Festivals entsteht des Weiteren im Welschdörfli ein grosses Bild auf der Wand hinter dem Restaurant «Grillhütte». Für die Ausführung konnte das Tessiner Street-Art-Kollektiv Nevercrew gewonnen werden. Das Wandbild soll voraussichtlich auch nach dem Festival erhalten bleiben.

5 Hauswände - Während der zweiten Ausgabe des Street Art Festival Chur sollen im kommenden Jahr fünf grosse Hauswände bemalt werden.

An Street Art Festivals in Ländern wie Griechenland, China, England und Zypern wunderte sich Florin über die unterschiedliche Qualität solcher Anlässe.

Das Kabinett der Visionäre an der Sägenstrasse 75 zeigt schliesslich eine Ausstellung zum Thema Urban & Land Art. Fünf bis sieben Kunstschaffende aus dem In- und Ausland erarbeiten schon zwei Wochen vor dem Festival diese Werke.

«Am Abend sorgt jeweils der ‘Viva Club’ für das richtige Partysetting für Einheimische sowie Kunst- und Kulturinteressierte aus der ganzen Schweiz», ergänzt Florin.

Nächste Station Landquart?

Nach der Ausgabe 2019 könnte das Festival laut Florin durchaus an einen anderen Austragungsort ziehen und nur noch alle zwei bis drei Jahre in Chur stattfinden. Als möglichen Standort nennt der Organisator Landquart, «wo es noch viele graue Flächen zu bemalen gibt». Aber auch gegenüber anderen Orten in Graubünden sei man offen, erklärt Florin.

Doch dies ist Zukunftsmusik. Vorerst wird Florin darum bemüht sein, ausreichend Sponsoren und genügend Hauswände für die grosse Ausgabe im nächsten Jahr zu finden.

Street Art Festival Chur «Light». Donnerstag, 21. Juni, bis Samstag, 23. Juni. Chur. Weitere Infos im Internet unter streetartfestival.ch.

Valerio Gerstlauer ist Leiter des Ressorts Entertainment & Kultur. Er arbeitet als Kulturredaktor vornehmlich für die Zeitung «Südostschweiz» und die Website «suedostschweiz.ch». Ausserdem ist er einmal in der Woche in der Sendung «Kulturtipp» auf Radio Südostschweiz zu hören. Mehr Infos

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Kultur MEHR