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Wo Bündner Design und Handwerk eine Heimat haben

Mit der ersten offiziellen Ausstellung öffnet die Churer Galerie Okro ihre Tore für Liebhaber von Design und Handwerk. Inhaber Heinz Caflisch schliesst damit im Kanton eine Lücke.

Valerio
Gerstlauer
01.04.18 - 04:30 Uhr
Kultur
Heinz Caflisch in seiner Galerie in Chur.
Heinz Caflisch in seiner Galerie in Chur.

Einen Hinweis gibt lediglich der Schriftzug: «Okro» steht da in unaufdringlichen Lettern an der Wand. Ein Schaufenster, das Passanten anlocken würde, gibt es nicht. Bisher wussten denn auch nur Eingeweihte, dass sich hinter den Mauern des ehemaligen Industriegebäudes an der Tittwiesenstrasse 21 in Chur die erste Bündner Galerie für Handwerk und Design befindet.

Hier Objekte und Möbel zeigen zu dürfen, sei ein grosser Glücksfall, meint Inhaber Heinz Caflisch, während er durch den Ausstellungsraum führt. «Eine Galerie, die mal nicht in der Altstadt ist – das schätzen viele Leute.» Seit Herbst des vergangenen Jahres betreibt der ehemalige Architekt die Galerie Okro «unterhalb» des Bahnhofs.

Im Internet markiert Okro bereits seit drei Jahren Präsenz: Auf der Website okro.com bietet Caflisch die Arbeiten «seiner» Designer und Handwerker feil. Darunter sind die Bündner Carlo Clopath, Serge Borgmann, Zumbühl/Birsfelder und Niedermann/Frommelt, aber auch «Auswärtige» wie Ueli Frischknecht, Laurin Schaub und Annika Staudt. Weiterhin entwickelt Caflisch Konzepte zur Gestaltung von Innenräumen.

Kooperation mit Kuratorin

In den Räumlichkeiten an der Tittwiesenstrasse zeigte Caflisch bereits zwei Ausstellungen – an die Öffentlichkeit trat er mit diesen indes nicht. «Erst jetzt fühlt es sich für mich richtig an, mit meiner Galerie ein grösseres Publikum ansprechen zu wollen», erklärt Caflisch. Für seine erste offizielle Ausstellung arbeitete er mit der Kuratorin Giovanna Lisignoli zusammen. Ihre Schau «A Sense Of Belonging – Ein Gefühl der Zugehörigkeit» besteht aus Arbeiten von Aita Bott, Carlo Clopath, Dimitri Bähler, Kueng/Caputo, Reto Crameri und Studio Illio. In ähnlicher Form war die Ausstellung im Februar an der internationalen Designausstellung «Nomad» in Samedan zu sehen.

Die Exponate nehmen laut Caflisch Bezug auf das Erbe alpiner Möbeltypologien. «Die Arbeiten erkunden das Thema Handwerk nicht lediglich durch die Wertigkeit der Objekte, sondern ebenso durch einen neuen Blick auf dessen Tradierung.» So zeigt das in London ansässige Studio Illio des 32-jährigen Designers Fabio Hendry aus Disentis und Seongil Choi aus Südkorea archaisch anmutende Hocker und Leuchten. Diese entstehen in einem neuartigen Produktionsverfahren aus Drahtgerüsten und Nylonpulver verbunden mit Quarzsand.

Carlo Clopath seinerseits kreierte für die Ausstellung handgedrechselte, mit Grafit überzogene Holzgefässe. Für ein Regal aus Ulmenholz liess sich der Industriedesigner aus Trin zudem von einfachen Holzgestellen bei landwirtschaftlichen Bauten inspirieren. «Er steckte Stäbe und Bretter ineinander und verkeilte die Holzelemente nach der japanischen Konstruktionsmethode Kigumi miteinander», erzählt Caflisch. Der Churer Möbelschreiner Serge Borgmann stand Clopath dabei zur Seite.

Bereits sind zwei weitere Ausstellungen in der Galerie Okro geplant. Ab dem 27. April zeigt Laurin Schaub seine Keramikobjekte, und im August wird eine Schau den Fokus auf das Schaffen Clopaths richten.

Werkgespräche geplant

Zurück zur Führung im Ausstellungsraum: Caflisch öffnet eine Türe, steigt die Treppe hinab ins Untergeschoss der Galerie. Hier soll ab Sommer ein grosser Schauraum entstehen, wo ein Teil der eigenen Objekte zu bestaunen sein wird. Der Galerieraum, der derzeit auch als Laden dient, soll dann ganz den Wechselausstellungen vorbehalten sein. Im neuen Schauraum sind ab Sommer zudem Werkgespräche geplant. Dabei wird vor allem die junge Generation der Bündner Architekten zu Wort kommen, die laut Caflisch eine enge Beziehung zum Handwerk verbindet. Weitere Besucher will Caflisch schliesslich am diesjährigen Langen Samstag anziehen. Dann wird sich die Galerie als Gastinstitution präsentieren.

«A Sense Of Belonging – Ein Gefühl der Zugehörigkeit». Bis 13. April. Galerie Okro, Tittwiesenstrasse 21, Chur.
Öffnungszeiten: mittwochs bis freitags von 14 bis 18 Uhr.

Valerio Gerstlauer ist Leiter des Ressorts Entertainment & Kultur. Er arbeitet als Kulturredaktor vornehmlich für die Zeitung «Südostschweiz» und die Website «suedostschweiz.ch». Ausserdem ist er einmal in der Woche in der Sendung «Kulturtipp» auf Radio Südostschweiz zu hören. Mehr Infos

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