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«Sein Klang erinnert an Whisky»

Die Familie von Viktor Elsener führt seit Generationen das Messerschmied- und Haushaltswaren-Geschäft Elsener in der Rapperswiler Altstadt. In diesem Betrieb arbeitet er seit drei Jahren und kümmert sich dabei um Verkauf wie auch Einkauf. Nebst seinem Beruf liebt er das Saxofon spielen, kommt aber leider nicht mehr häufig dazu.

Jérôme
Stern
24.03.18 - 04:30 Uhr
Kultur
Ein Prachtstück von einem Instrument: Viktor Elseners Saxofon hat einen ganz speziellen, heiseren Sound.
Ein Prachtstück von einem Instrument: Viktor Elseners Saxofon hat einen ganz speziellen, heiseren Sound.
Jérôme Stern

Viktor Elsener liebt sein altes Saxofon. Dass er momentan kaum zum Spielen kommt, nimmt er locker. Sobald er wieder mehr Zeit hat, will er unbedingt mehr spielen.

Viktor Elsener, Ihr Schmuckstück ist ein Prachtexemplar. Woher haben Sie es?
Ich habe es Mitte der 90er-Jahre von Martin Rettenmund gekauft. Er führte damals in Rüti ein Geschäft und hat es mir zugehalten.

Es scheint, als hätte es eine lange Geschichte hinter sich ...
Ja, es wurde zirka 1920 in Amerika von der Firma Buescher hergestellt. Die Tasten sind nicht besonders ergonomisch angebracht, aber ich habe es nicht übers Herz gebracht, etwas daran zu ändern.

Was hat das Instrument gekostet?
Rund 3000 Franken – es war frisch revidiert. Heute zahlen Liebhaber noch einiges mehr dafür.

Klingt das Saxofon speziell?
Es klingt sehr fein, rauchig – ein wenig heiser. Der Klang erinnert an einen guten Whisky. Diesen Sound mag ich noch immer sehr gern. Das Klangbild hängt auch vom Blättchen ab, das man fürs Mundstück verwendet. Da habe ich einen besonderen Trick.

Und wie geht der?
Ich lege das Blättchen in Wodka ein. Das habe ich von einem guten Saxofonisten aus Spanien. Er meinte, die Blättchen müssten feucht sein, bevor das Saxofon richtig gut klinge. Und auch der Musiker kriegt so ein kleines Schlücklein ab.

Verbinden Sie mit diesem Saxofon viele Erinnerungen?
Ja, da gibts ein paar wilde Geschichten. Alles begann, als ich gerade aus der Rekrutenschule kam. Ich traf einige gute Kollegen, darunter auch Patrick Watanabe, heute ein bekannter Drummer, sowie Chrigel Bosshard. In Bubikon richteten wir einen Clubraum ein, um Partys zu feiern. Dort spielten wir zusammen Funk und nannten uns Jazzy James and the Funk Brothers. Das war eine coole Band. Auch Martin Winiger, heute Dirigent der Trigger Concert Big Band, war dabei. Manchmal spielten zwölf oder mehr Leute in der Band.

Wie kamen Sie zum Saxofonspielen?
Als Kind war ich in der Stadtmusik Rapperswil. Einer ihrer Saxofonisten freute sich, dass ich mich für das Instrument interessierte. So durfte ich seines ausprobieren. Danach ging ich mehr oder weniger brav in den Musikunterricht. Wobei mich meine Eltern immer ein bisschen gepusht haben. Ich frage mich, ob es Kinder gibt, die freiwillig und gerne üben, ohne dass die Eltern dahinter stehen.

Wie sieht es heute aus: Kommen Sie aktuell oft zum Spielen?
Im Moment spiele ich gar nicht. Wegen meinen beiden kleinen Kindern komme ich nicht dazu. Ich bringe sie erst um neun ins Bett, dann bin auch ich müde. Meine Tochter wacht drei Mal in der Nacht auf, so muss ich meine Energie halt bündeln. Im Sommer habe ich ein Konzert mit Patrick Watanabe. Es ist zwar ein privater Anlass, aber immerhin. Das gibt mir die Motivation, das Saxofon wieder hervorzunehmen.

Gibt es für die Zukunft weitere Pläne?
Ich will Saxofonklänge schön formen, die Weite der Töne spüren. In der Musik ist weniger mehr, in dieser Richtung würde ich in Zukunft gerne etwas machen.
Jedes Wochenende stellen hier mehr oder weniger bekannte Persönlichkeiten aus der Region ihren Lieblingsgegenstand – sozusagen ihr Schmuckstück – vor.

Musik und Familienbetrieb
Viktor Elsener wurde 1977 in Rapperswil geboren. Nach der Schulzeit lernte er Maschinenmechaniker. Seine Familie führt seit Generationen das Messerschmied- und Haushaltswaren-Geschäft Elsener in der Rapperswiler Altstadt. In diesem Betrieb arbeitet er seit drei Jahren und kümmert sich dabei um Verkauf wie auch Einkauf. Viktor Elsener ist verheiratet, hat zwei kleine Kinder und lebt mit seiner Familie in der Altstadt von Rapperswil.

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