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Aus Teenager mach Popstar: Verjüngt sich die US-Musikindustrie?

Während einige Kids noch die Pubertät durchmachen, tasten sich andere ins Showbusiness. Ein Mindestalter scheint es in den USA kaum zu geben, viele Sänger sind um die 20 Jahre alt oder jünger. Auf der grossen Bühne landeten solche Youngster aber schon vor Jahrzehnten.

Agentur
sda
23.03.18 - 10:39 Uhr
Kultur
Grace VanderWaal ist erst 14 und hetzt schon von Termin zu Termin. Teeniestars wie sie sind aber beileibe kein neues Phänomen. (Archivbild)
Grace VanderWaal ist erst 14 und hetzt schon von Termin zu Termin. Teeniestars wie sie sind aber beileibe kein neues Phänomen. (Archivbild)
Keystone/AP Invision/JACK PLUNKETT

Wer Popsängerin Grace VanderWaal zum Interview sprechen will, wird von ihrer Assistentin vorgewarnt. «Sie ist ein bisschen müde von der Probe und steigt jetzt in einen Flieger.» VanderWaal ist eine halbe Stunde zu spät dran. Seit Veröffentlichung ihres Debütalbums sei ihr Zeitplan «extrem eng» getaktet, sagt sie. Grace VanderWaal ist 14 Jahre alt.

VanderWaal, bekannt vor allem als Gewinnerin der Castingshow «America's Got Talent», ist ein Extremfall. Aber auch Künstler wie Shawn Mendes (19), Miley Cyrus' Schwester Noah (18) und Erick Brian Colón (17) von der Boyband CNCO zeigen, dass Teenager früh an ihren Karrieren basteln. Adele benannte ihr Debütalbum 2008 nach ihrem damaligen Alter: «19» (später folgten entsprechend «21» und «25»).

Ganz junge Stars gab's immer schon

«Junge Künstler können mehr riskieren. Wir haben keine Angst und sind von der Welt nicht verdorben», lässt das Geschwister-Duo Chloe X Halle (17 und 19) aus Atlanta wissen. Bei der «Formation»-Tour von Beyoncé hatten die beiden als Vor-Band Eindruck hinterlassen - «und das ist erst der Anfang», schreiben die Schwestern auf ihrer Website.

Justin Bieber wiederum wirkt mit seinen 105 Millionen Twitter-Followern und fünf millionenfach verkauften Alben wie ein alter Hase. Zur Erinnerung: Er ist 23.

Verjüngt sich die Industrie? Nicht, wenn man die letzten 50 Jahre Musikgeschichte heranzieht: «The Kinks»-Frontmann Ray Davies war 20 Jahre alt, als sein Titel «You Really Got Me» 1964 an die Chartspitze steig. Dennis Seatons brachte seinen Reggae-Hit «Pass the Dutchie» 1982 mit 15 Jahren heraus und Michael Jackson war beim Release von «ABC» mit den Jackson 5 elf Jahre alt. Britney Spears wurde 1998 mit 18 mit «...Baby One more Time» schlagartig bekannt. Und Stevie Wonder war 12, als 1962 sein Hit «Fingertips» erschien. «Little Stevie Wonder» hiess er damals noch.

Morgen: Kids' Choice Awards

Bei den Kids' Choice Awards, die am Samstag zum inzwischen 30. Mal vergeben werden, sind ebenfalls Kinder am Drücker: Sie wählen per Abstimmung ihre Lieblinge aus Musik, Film und Fernsehen, und auch wenn ältere Namen wie Dwayne Johnson (45) und Luis Fonsi (39) dabei vertreten sind, legt der Sender Nickelodeon den Fokus auf Stars um die 20. Die nominierte britische Schauspielerin Millie Bobby Brown (14) aus der Netflix-Serie «Stranger Things» ist sogar im selben Alter wie VanderWaal.

Die nennt es «verrückt und so überwältigend», als Jugendliche schon ein professionelles Album veröffentlicht zu haben. «Just The Beginning» heisst das bei Columbia erschienene Debüt, auf dem sie ihr Talent mit zehn verträumten bis kraftvollen Titeln. Vielleicht müssen sich ältere Hörer auch einfach daran gewöhnen, dass hier eine 14-Jährige Passagen singt wie: «Du redest von einer Hochzeit / Und einem Leben zusammen / Aber oh Honey, ich suche nichts von dem / Was du suchst, oh».

Zwölf Jahre war die aus Kansas stammende Sängerin alt, als sie als AGT-Gewinnerin eine Million Dollar einsackte. Für das Album hat sie acht Monate lang hart gearbeitet, sagt VanderWaal. Und sie ist sich sogar über die dabei geltenden Gesetze für Kinderarbeit bewusst: Drei Stunden Arbeit sind in den USA für 14- und 15-Jährige an einem Schultag legal, an Tagen ohne Schulunterricht acht Stunden.

VanderWaal sieht's nicht verbissen

Trotz Lob und Segen von Grössen wie Taylor Swift, Katy Perry, Reese Witherspoon und Shawn Mendes beharrt sie aber darauf: «Ich bin nicht berühmt.» Über ihr Album spricht sie mit Schulfreunden auch nicht, sagt sie, denn «das wäre so seltsam». Und ob das ganze Ding mit der Musik überhaupt zu einer richtigen Karriere werden und ihr Leben bestimmen soll, weiss sie auch noch nicht: «Vielleicht wachse ich da auch einfach raus.»

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