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Die Krokus-Stimme wird in Ennenda aufblühen

Rocksänger Marc Storace, Frontmann der Schweizer Kultband Krokus, lässt für einmal Geigen-, Bratschen- und Cello-Saiten klingen. Was mit einer «Bieridee» im «Glarnerstübli» beginnt, mündet am 24. März in Ennenda in eine Premiere.

Martin
Meier
17.03.18 - 13:30 Uhr
Kultur

Wie «bastelt» man sich eine neue Band? Man bedient sich «Dirigent» Zufall! Wie im Fall der Acoustical mountain live strings. Da macht ein heisser Stein den Anfang. Besser gesagt: das brutzelnde Stück Fleisch darauf. Eine Spezialität des Restaurants «Glarnerstübli», wo die Bandidee kreiert wird.

Im «Glarnerstübli» wärmt im Herbst 2017 nebst dem Stein auch ein Ölofen die linke hintere Ecke, die rechte erhitzt ein Spiel. Was zählt, ist: «Stöck, Wys, Stich». In einer weiteren Ecke hockt Maurizio Galluccio, der an diesem Abend kein Glück im Spiel, dafür in der Liebe hat, wie sich bald zeigen wird: mit einer Bekanntschaft. Einer, die zu einer Liebesbeziehung führt – der Liebe zur Musik. Doch alles der Reihe nach.

Die Wirklichkeit erträumt

«Da hinten?», fragt Maurizio Galluccio, Inhaber der Ennendaner Auto Nart AG. «Die da, die vor dem brutzelnden Fleisch sitzt. Ist das nicht die Geigerin von Gotthard?» Sie ist es – und so kommt es: Zum Smalltalk mit Glarnerin Barbara (Babs) Kubli, welche nicht nur bei Robbie Williams, Rod Stewart oder Gotthard berufeshalber Bogen- und Saitenerfahrung hat.

Erst langsam kommt Galluccio dann zur Sache: «Wie wäre es, einmal Klassik mit Pop in Einklang zu bringen? Du Barbara, mit ein paar Streichern und einem stimmgewaltigen Hardrockstar.»

Erträumt wird so die Idee, die zur Wirklichkeit wird, welche die Musikwelt begeistern soll und in die Klanggeschichte eingehen könnte. Die Wirklichkeit ist ein Zusammenspiel – nämlich zwischen Schlagzeug, Rockgitarre und zart besaiteten Instrumenten, welche in Vollendung auch von den Wiener Symphonikern gestrichen werden – «als Streicheleinheiten für die Ohren», wie Babs Kubli immer zu sagen pflegt.

Zartbesaiteter Rock vom Feinsten

Szenenwechsel ins zürcherische Wald, in ein luftiges Fabrikgebäude, das zu einem weitläufigen Loft aufgelebt wurde. Tage nach der ersten «Bieridee» findet hier tatsächlich schon die erste Probe statt. Da ist Babs, und da sind ihre Kolleginnen: die Cellistin Chantal Steiner, die Violinistin Susanne Dubach und die Bratschistin Eurydice Devergranne. Da ist auch Schlagzeuger Daniel Zimmermann – als Teil des Projekts.

Der zweite Part kommt erst noch, in der Person von Claudio Matteo, einem Urgestein der Rockmusik, der internationale Erfolge feiern konnte. Er war der Gitarrist der Band «China», die es bis in die japanischen Charts geschafft hat. Nach Japan, ins Land des Lächelns, haben es China allerdings nie geschafft. «Das war damals viel zu teuer», erinnert sich Claudio an vergangene Zeiten zurück.

Mann mit der Hammerstimme

Wer auch noch kommt, ist Marc – Marc Storace, der Sänger von Krokus. Und wie er kommt? Mit seinem Markenzeichen. Der Mann mit Dächlikappe, der Hammerstimme und der Fähigkeit, die hohen Oktaven wie ein Herrgott zu beherrschen. Der Mann, dem die australische Hard-Rock-Band AC/DC den roten Teppich ausrollte und der sich dafür entschied, Krokus treu zu bleiben. Der Band, die weltweit auf Musikgehör stösst und es in die amerikanische, englische und deutsche Hitparade schaffte. Die Gruppe, die mit «Dirty Dynamite», «Big Rocks», «Hoodoo» oder «Rock the Block» auf Platz 1 der Schweizer Charts stürmte.

Im weitläufigen Loft in Wald: «Dann lassen wir mal los», meint Storace. «In was für einer Tonart?», will Babs wissen. Angespielt wird c-Moll. Und dann, dann verschmelzt sich des Sängers Stimme mit den feinen Tönen der Saiteninstrumente und diese mit den Streicherinnen, «den Engeln», wie Storace die Musikerinnen im Interview nennt. «Zu einer explosiven Mischung mit unerforschten Nebenwirkungen», wie Babs die entstandene Musik umschreibt.

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