Beim Musikverein dreht sich nicht alles nur um Musik

von Barbara Schirmer

Die Freitagabende sind für die Proben des Musikvereins Eintracht Kaltbrunn reserviert. Dann treffen sich die Musikanten mit ihren Instrumenten in der Aula des Oberstufenzentrums Kaltbrunn und studieren neue Musikstücke ein. Das gilt eigentlich das ganze Jahr über. Doch im Moment laufen die Probenarbeiten auf Hochtouren. Das Frühjahrskonzert steht vor der Tür. Das Perkussionsregister ist schon da. Das Schlagzeug wird in der Aula aufgebaut, das Xylofon inklusive Glockenspiel platziert und die grossen Kesselpauken mit einem Wägeli herbei gerollt. Letztere erscheinen nicht nur gross, sie sind tatsächlich wuchtig und voluminös.

Just dahinter platziert sich das jüngste Mitglied des Musikvereins. Gerade mal 14 Jahre alt ist der junge Mann, der jetzt zu den Schlägern greift und die ersten Takte zu spielen beginnt. «Wir freuen uns immer, wenn junge Musikanten zum Musikverein stossen», erklärt die Präsidentin, Marianne Zahner. Aktuell zähle der Verein 45 Mitglieder. In den letzten Jahren hätten sie sogar ein leichtes Wachstum festgestellt. Doch das komme nicht von alleine.

Jung und Alt zusammen

Marianne Zahner betont: «Wir schenken der Nachwuchsförderung viel Aufmerksamkeit.» Dazu gehört, dass die Jugendmusik zwischendurch gemeinsam mit der Eintracht Kaltbrunn Auftritte wahrnimmt. Dann können die Nachwuchsmusikanten zwischen den Routiniers sitzen und für einmal das volle Klangvolumen hautnah aus der Mitte des Geschehens erleben. Stets in der Hoffnung, dass so der Funke überspringt und die Jugendlichen zu gegebener Zeit den Wechsel in den Musikverein vollziehen.

Auch am bevorstehenden Konzert wird ein gemeinsames Stück gespielt. Dann tauchen die Jungen und die Alten gemeinsam in die Tiefen des Ozeans ein und stossen dabei vielleicht sogar auf Arielle, die Meerjungfrau. Das Motto des Konzertes sei nämlich «Blau». Da passe die Filmmusik von «Arielle» wunderbar dazu, freut sich die Präsidentin.

Die Stückauswahl obliegt der Musikkommission. Die bestimmt in Zusammenarbeit mit dem Dirigenten, was einstudiert werden soll. In der Eintracht wird aber der Mitgliedermeinung eine grosse Beachtung geschenkt. Wer also irgendwo ein tolles Musikstück hört, der darf seinen Wunsch der Musikkommission melden. Zur gegebenen Stunde wird dann das Entsprechende einstudiert und an einem passenden Anlass der Öffentlichkeit präsentiert.

Probe bei Strassenverkehrsamt

Öffentliche Anlässe gibt es verschiedene im Vereinsjahr der Eintracht Kaltbrunn. Vom geselligen Quartierständli über festliche Kirchenauftritte bis zum Frühjahrskonzert – es wird rege musiziert. Schön seien die Einzüge mit den Erstkommunikanten. Dann, wenn die Musik voraus schreitet, und die hübsch zurechtgemachten Kinder mit ernstem Blick hinter den Musikanten zur Kirche laufen. Das seien immer besondere Momente, versichert Marianne Zahner. Für diese Anlässe wird nicht in der Aula, sondern beim Strassenverkehrsamt geprobt. Dann marschieren die Mitglieder der Eintracht Kaltbrunn um das Gebäude und üben den Gleichschritt zum Musizieren. Da sich dort eine Rampe befinde, lasse sich sogar das Bergauf- beziehungsweise Bergabmarschieren üben.

«Das ist gar nicht so einfach», wirft an dieser Stelle Tobias Zahner ein. Er ist einer der Perkussionisten und gleichzeitig der Präsident der Musikkommission. Für ihn beginnt die Probe bereits jetzt, die Perkussionsabteilung feilt noch einige Details vor offiziellem Probenbeginn aus. Tobias Zahner setzt sich hinter das Schlagzeug und beginnt, einen Rhythmus zu spielen. «Päm, päm, päm, pä-dä-bä-däm», erklingt es im Hintergrund, der 14-Jährige an der Kesselpauke antwortet mit einem «Päm, päm – dä-bäm».

Ausflug sorgt für Zusammenhalt

Einmal im Jahr kommt es vor, dass der Musikverein Eintracht ohne Instrumente unterwegs ist. Dann gönnt sich der Verein entweder einen zweitägigen Ausflug oder er unternimmt eine Bergwanderung. Während die Ausflüge gerne ins nahe Ausland führen, bleibt der Verein bei den Wanderungen den Berghängen der Region treu. Da nutzen die Musikanten die Übernachtungsmöglichkeiten in Berghütten und Alpwirtschaften und geniessen das ungezwungene Beisammensein in geselliger Runde. «Diese Ausflüge tun gut und verbessern den Zusammenhalt», versichert Marianne Zahner. In einem Musikverein spielen die verschiedensten Menschen aller Altersklassen zusammen. Umso wichtiger für den Vereinszusammenhalt sei das Eintracht-Wochenende. Denn es gehe nicht nur um die Musik, die Kameradschaft sei in einer Dorfmusik grad so wichtig.

Langsam trudeln weitere Musikanten in der Aula ein. Klarinetten, Waldhörner und Co. werden ausgepackt und eingespielt, der Lärmpegel steigt an. Immer noch üben die Perkussionisten im Hintergrund ihren Rhythmus. Mitten im Geschehen fragt ein Mitglied, sein Instrument noch im Koffer verpackt: «Gömer hüt na dä Prob i ‘Speer’?», und es wird klar, was die Präsidentin betreffend Kameradschaft gemeint hat. Doch vorerst wird geprobt, und zwar zünftig. Damit die Eintracht Kaltbrunn für ihr Frühjahrskonzert fit ist und zusammen mit ihrem Dirigenten Stefan Zindel zeigen kann, was mit Fleiss, musikalischem Können und Kameradschaft alles erreicht werden kann.

Konzertdaten im Kupfentreff Kaltbrunn: Samstag, 10. März, 20 Uhr, und Sonntag, 11. März, 16 Uhr; www.musik-kaltbrunn.ch.

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