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Der neue König heisst …

Schänis hat einen neuen Narrenkönig. Die Krönung von Stefan Zahner war ein Höhepunkt von vielen, die es am Schmudo im Mehrzweckgebäude zu feiern gab.

Südostschweiz
10.02.18 - 04:30 Uhr
Kultur
Krönung des Schmudo: Stefan Zahner wird zum neuen Schänner Narrenkönig Stefan I. gekürt.
Krönung des Schmudo: Stefan Zahner wird zum neuen Schänner Narrenkönig Stefan I. gekürt.
BARBARA SCHIRMER

Von Barbara Schirmer

Es war kurz vor 19 Uhr. Die Strassen von Schänis schienen verlassen. Hin und wieder kurvte ein Auto durchs Unterdorf, da und dort huschten Passanten um Häuserecken. Plötzlich gab es Betrieb. Laute Guggenklänge hallten vom Bärenrank her und ein kleiner Umzug näherte sich dem Gemeindehaus. Es war König Amigo der Erste, der begleitet von seinen Königskollegen, den Gassä Tschäderern und einigen eingefleischten Fasnächtlern die bevorstehenden Narrentage eröffnete. Doch erst musste die Narrenfahne gehisst werden.

Gäbe es eine Fasnachtsprognose anhand der Geschwindigkeit, mit der das edle Tuch seinen Platz in luftiger Höhe erreichte, würde nun eine schlechte Nachricht folgen. Die Fahne klemmte nämlich. Nicht nur ein bisschen, nein so sehr, dass König Amigo der Erste Hilfe von seinem Gefolge anfordern musste. Die Guggenmusik wiederholte den Fahnenmarsch, bis den Trompetern die Lippen flatterten. Dann, einmal aus ihrer misslichen Lage befreit, gleitete die Narrenfahne geschmeidig himmelwärts. So gesehen sollten, nach einem harzigen Start, dem Fasnachtstreiben keine Hindernisse mehr im Weg stehen.

Neuwahlen im Hofstaat

Dass besser keine Prognosen abgegeben werden, zeigte ein Blick in die Mehrzweckhalle, wo Amigo der Erste gebührend begrüsst wurde. Maschger wohin man sah, feierten die fünfte Jahreszeit. Da waren Schneemänner, die auf den fehlenden Schnee hinwiesen, oder Briefkästen mahnten an die Postschliessung im Dorf. Ein Team von SRF drehte den Dok-Film über das Schänner Töffunternehmen und die angeblich unverwüstbaren Weihnachtskerzen fielen gleich reihenweise um. Nicht wegzudenken die Radarfalle, die, anstatt am Dorfrand, in der Mehrzweckhalle unaufhörlich blitzte.

In Schänis bedeutet der Schmutzige Donnerstag aber auch Neuwahlen. Wobei das mit den Wahlen nicht ganz wörtlich genommen werden darf. King or no King, Queen or no Queen, hiess das Verfahren, welches sich stark an das Spiel Deal or no Deal anlehnte.

Zehn Kandidaten zur Auswahl

Die Kofferträger waren in diesem Fall allerdings keine gertenschlanken Models, sondern ehemalige Narrenkönige und es lösten sich auch keine Geldbeträge in Luft auf, sondern potenzielle Narrenkönige. Zehn Kandidaten standen zur Auswahl: Von der «Bären»-Wirtin Mira über die schnittige Coiffeuse Doris Schwitter bis hin zum «Südostschweiz»-Dienstchef Pascal Büsser. Narrenkönig aber wurde ein Zahner. Das stand irgendwann fest. Aber welcher? Kurt Zahner oder Stefan Zahner? Der letzte Koffer lüftete das Geheimnis und König Stefan I. wurde erkoren. Dieser schmetterte Traufers «Heiterefahne» von der Bühne und machte das Lied zu seiner ganz persönlichen Stimmungshymne.

Das war das Stichwort für die Gassä Tschäderer. Die zogen mit viel Klangvolumen in die Mehrzweckhalle ein, beschlagnahmten die Bühne für sich und sorgten dafür, dass kaum ein Stuhl mehr besetzt blieb. Schrill, rassig und mitreissend zeigten sie sich in ihrem neuen Tenü, heizten die Stimmung an und liessen es krachen. Dann mischten sich ehemalige Guggenmusikanten, die sich «Deluxe» nennen, unter die Gassä Tschäderer, und die Dezibel schnellten noch einmal nach oben. In dieser Grossformation vereint, widerspiegelten sie ein wesentliches Merkmal der Fasnacht: Es ist niemand zu alt, um dabei zu sein.

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