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Orchester probt mit spanischem Temperament

Das Regionalorchester «con brio» beendet sein 20-Jahr-Jubiläum mit einem Höhepunkt, der auch in Rapperswil-Jona das Publikum verzücken soll. Die «Südostschweiz» war bei den Proben mit dabei.

Südostschweiz
21.12.17 - 04:30 Uhr
Kultur

Von Barbara Schirmer

Im Dachgeschoss des Gemeindehauses Niederurnen soll geprobt werden. Von allen Seiten reisen die Instrumentalisten an. Das Regionalorchester «con brio» probt zwar in der Gemeinde Glarus Nord, doch viele Mitspieler, sowie Dirigent und Konzertmeisterin, kommen aus dem Linthgebiet.

Noch werden die Instrumente ausgepackt, Stühle in Position geschoben und Notenständer auseinandergeklappt. Da kichern zwei Teenager, dort erzählen sich zwei erfahrene Geigerinnen Neuigkeiten. Die erste Tonleiter erklingt, der Klarinettist wärmt Instrument und Finger. Plötzlich erhebt sich ein heller Klang, die Oboe bläst den Stimmungston an. Sofort übernimmt Konzertmeisterin Caroline Thoma mit ihrer Violine, schraubt ein wenig an der Feineinstellung der Saite und gibt ihr «a» weiter, bis alle Streicher und Bläser sich der Oboe angepasst haben. Stefan Zindel greift zum Dirigentenstab. Die Probe kann beginnen.

Jetzt gilt es, heisse Rhythmen und gehörfällige Melodien miteinander zu verbinden. Temperament ist gefordert, viel Temperament sogar. Der erste Teil des Programms des Jubiläum-Gala-Konzerts ist ganz der spanischen Musik gewidmet. Angefangen mit Rossinis Ouvertüre zu «Der Barbier von Sevilla» über verschiedene spanische Werke bis zu Augustin Laras «Granada» – in diesem Konzert wird das Land südlich der Pyrenäen ins Zentrum gerückt. Kastagnetten werden klappern und leidenschaftliche Tänze aufleben. Während «con brio» den musikalischen Teil übernimmt, reist für die Tanzeinlagen Bettina Castaño an. Sie lebt als gebürtige Schweizerin bereits viele Jahre in Sevilla, ist in die spanische Kultur und den Flamenco-Tanz hineingewachsen.

Pünktlich zum Abschluss des Jubiläumsjahres konnte sich die Chorleitung diesen Wunsch erfüllen.

Wer spielt die Kastagnetten?

Stefan Zindel und Caroline Thoma haben vor einiger Zeit ein Konzert mit spanischer Musik und Flamenco-Tanz besucht. «Da wussten wir sofort, dass wir mit ‘con brio’ auch einmal so etwas machen möchten», erklärt Caroline Thoma. Sie freut sich, dass dieser Wunsch, pünktlich zum Jubiläum des Orchesters, zusammen mit Bettina Castaño nun umgesetzt wird.

Zindel erzählt, dass die erste Probe mit der Tänzerin bereits erfolgt sei. Es gebe noch einiges zu tun, doch das Orchester befinde sich auf Kurs. Tatsächlich lassen bereits einige Stellen ein Zurücklehnen zu und zaubern die vielseitigen Facetten Spaniens vor das innere Auge der Probebesucher. Eine Frage drängt sich auf. Wer von den Musikern spielt die Kastagnetten? Es ist der Schlagzeuger, der konzentriert mit den Hölzchen klappert. Natürlich in Perkussionsausführung und nicht in der Tänzervariante. Letztere überlässt er Castaño.

Erfreulich viele junge Mitglieder

Während der Probe unterbricht Zindel die Spielenden, weist auf Ungereimtheiten hin, zeigt, wo ein präziseres Spiel gewünscht wird und wo die Musik fliessen kann. Am Anfang hätten sie Registerproben gemacht, erklärt der Dirigent. Was heisst, dass die Bläser und Streicher getrennt übten. Längst werde aber am Ganzen gefeilt und allfällige Fehler würden auspoliert. Parallel zu den Proben üben die Orchestermitglieder für sich zu Hause. Für sie ist professionelles Arbeiten selbstverständlich. Das Orchester kann auf viele erfahrene Musiker zählen. Das hilft auch den jungen Nachwuchsspielern, die in erfreulich grosser Anzahl mitwirken.

Im Dachgeschoss des Gemeindehauses lässt Zindel seine Musiker eine Stelle repetieren. «Weil es so schön war», ist seine Begründung. Das Lob wirkt und die Spielenden interpretieren die Stelle noch gefühlvoller als zuvor. Wieder tritt die Oboe in den Vordergrund. Diesmal nicht, um den Stimmungston anzugeben, sondern um eine Solopassage einzuleiten. «Spanien wird sich an der geplanten Konzertreihe von seiner schönsten Seite präsentieren», erklärt Stefan Zindel und lacht verschmitzt. Weiter versichert er, dass auch die Wiener Musik nicht zu kurz kommen werde. Jene Stilrichtung, die ein Kernthema von «con brio» ist. Der Wiener Musik ist die zweite Programmhälfte am Jubiläum-Gala-Konzert gewidmet.

Bettina Castaño 
als Special Guest

Bettina Castaño ist eine der bekanntesten Flamenco-Tänzerinnen. Sie ist eine aussergewöhnliche Künstlerin, die auch gerne experimentiert. So beispielsweise mit World-Music, Appenzeller Streichmusik oder zu Zigeunermusik. Durch ihre aussergewöhnlichen Flamenco-Darbietungen ist sie eine weltweit begehrte Künstlerin. Davon zeugen Programme mit dem Opern-Orchester Kairo, der Philharmonie Montevideo oder mit der württembergischen Philharmonie. Sie war auch Gast am Lucern Festival und trat in Bratislava, Dubai, Indien, Uruguay, Finnland oder Belgien und Holland auf. Die 
Zusammenarbeit mit dem Orchester «con brio» ist eine einmalige Gelegenheit, diese aussergewöhnliche Künstlerin einmal live zu sehen.

Konzertdaten: Freitag, 29. Dezember, Aula Kantonsschule, Glarus; Samstag, 30. Dezember, Mehrzweckhalle, Altendorf; Mittwoch, 3. Januar, Stadtsaal «Kreuz», Jona; Donnerstag, 4. Januar, Flumserei, Flums; Konzertbeginn ist jeweils um 19.30 Uhr; Eintritt frei (Kollekte); mehr unter www.orchester-conbrio.ch.

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