×

Positionslichter an: Die Kirche wird zum Schiff

Der Seemannschor Thetis Crew vom Oberen Zürichsee hat in Schmerikon Halt gemacht und mit seinen Liedern für weihnachtliche Stimmung auf «hoher See» gesorgt.

Südostschweiz
13.12.17 - 04:30 Uhr
Kultur
Lieder, die es in sich haben: Die Thetis Crew nimmt die Zuhörer mit zu einer Weihnacht auf hoher See.
Lieder, die es in sich haben: Die Thetis Crew nimmt die Zuhörer mit zu einer Weihnacht auf hoher See.
BARBARA SCHIRMER

Für einmal drehte sich in der Kirche in Schmerikon alles um die Seefahrt. Die Kirche selber verwandelte sich in ein grosses Schiff. Die Thetis Crew stand vorne im Chor, flankiert von zwei antiken Positionslichtern, und nahm die Zuhörer mit auf eine Reise, geprägt von wilden Stürmen und vom Wind geblähten Segeln. Steuermann Martin Kälin sorgte dafür, dass das Schiff im richtigen Tempo den Kurs hielt.

Die musikalische Abfahrt erfolgte am letzten Sonntagnachmittag pünktlich zum Stundenschlag, auch wenn die Matrosen vorne im Chor der Kirche, vom singenden Fernweh gepackt, langsam nervös wurden. Als dann auch der Steuermann über die Brücke schritt, konnte das Schiff auslaufen. Von nun an hallten die gefälligen Seemannslieder und Shanties durch das Gotteshaus.

Die Heimat der Matrosen ist der Ozean. Das wurde schnell klar. Mal sang der Gesamtchor mit beeindruckendem Stimmvolumen, mal sorgten Solopassagen für Abwechslung. Noch während die Männer die Schönheit des Nordmeeres besangen, dabei den norddeutschen Akzent betonten, wütete draussen ganz ordentliches «Schietwetter». Der Regen prasselte an die Kirchenfenster und die Bäume davor wiegten sich im Wind, als wären es Wellen, die das Schiff hin und her schaukelten.

Weihnachtliche Seemänner

Bald aber waren in der Kirche leisere Klänge angesagt. Bachs «Ave Maria», von Leo Bruner mit der Mundharmonika gespielt und Martin Kälin an der Orgel begleitet, sorgte für einen stilvollen Übergang zum weihnachtlichen Teil des Konzertes. Es war die Kombination des einfachen «Mulörgelis» mit dem mächtigen Kircheninstrument, die für ein besonderes Hörerlebnis sorgte. Bescheidener, für einmal nicht von grossen Stimmen dominiert, dafür viel näher am Leitgedanken des Christentums, erklang die bekannte Melodie.

Da passte die Samichlaus-Geschichte, welche der Feder von Gründungsmitglied Bernhard Kay entsprungen ist, wunderbar ins Programm. Kay erzählte den Anwesenden von einem Buben, der so gerne Mandarinen und Feigen bekommen hätte, dem der Samichlaus aber nur Biberfladen und Weihnachtsguetsli brachte. Zum Glück konnte der Bub am Ende mit dem grössten Grittibänz im ganzen Dorf trumpfen.

Geschichten und Seemannsgarn, das gehört zu einer richtigen Weihnacht auf hoher See dazu. Mit passenden Liedern sorgte der Chor für Weihnachtsstimmung. Geht es um das Christenfest, macht das Fernweh bei den Seemännern offensichtlich dem Heimweh Platz. Das bewiesen die Gesangsvorträge. Das Schiff am Quai gelegen, die Matrosen auf Heimaturlaub und nur die Hafenwache noch an Bord; da trat unweigerlich ein wehmütiges Gefühl auf. Als dann im Refrain die Sänger noch «Leise rieselt der Schnee» summten, fröstelte es mit Bestimmtheit den einen oder anderen Zuhörer in der Schmerkner Pfarrkirche.

Für einen guten Zweck

Der Erlös des Konzerts werde für Menschen eingesetzt, die finanziell einen Zustupf gebrauchen könnten, versicherte Präsident und Kapitän Roland Förstler und entliess seine Gäste mit dem Seemannssegen «O Herr, zeig ihnen stets den Kurs nach Haus». Vor der Kirche konnten sich die Konzertbesucher bei einer Tasse Glühwein aufwärmen. Ohne nachzufragen, hörte man von verschiedenen Seiten ein begeistertes «isch das schön gsii!».

Geschichten und Seemannsgarn gehören zu einer richtigen Weihnacht auf hoher See.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Kultur MEHR