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Tag 1 als Mönch im Kloster Disentis

Unser Reporter Fabio Theus verbringt eine Woche im Kloster in Disentis. An Tag 1 lief es nicht ganz wie geplant.

Fabio
Theus
15.08.17 - 05:00 Uhr
Kultur

Als ich mich bei der Klosterpforte melde, sage ich: «Mein Name ist Fabio Theus. Ich werde für fünf Tage bei euch sein.» Ein Mann schaut mich an. Er trägt ein langes schwarzes Ordenskleid, dazu eine Brille und sucht nach meinem Namen. Dann schaut er mich wieder an und sagt: «Sie sind nicht auf der Gästeliste!»

Der Mann beginnt zu lachen – er heisst übrigens Bruder Urs – und ergänzt: «Alles halb so wild, wir finden schon ein Zimmer für Sie.» Ich bin erleichtert.

Impressionen von Tag 1.

Es beginnt zu läuten für die Mittagshore. Wir gehen auf den sogenannten Oberen Chor, das ist auf der Empore der Klosterkirche. Ich setze mich hin, höre den Mönchen zu und versuche mitzusingen. Es fasziniert mich, wie sie das über Jahrzehnte hinweg jeden Tag machen können.

Nach der Mittagshore geht es zum Mittagessen. Es ist ungewohnt für mich, weil die Benediktiner während des Essens schweigen. Doch absolute Ruhe kommt nicht auf. Jemand liest einen Text aus der Bibel vor. Dann wird weiter aus einem anderen Buch gelesen. Es geht um Reto Gurtner und seine Bergbahnen. Übrigens: Es ist klar geregelt, wer wann und wie zum Tisch laufen muss.

Das hat bei mir nicht ganz so gut geklappt und ich löste ein kleines Chaos im Speisesaal aus. Am Nachmittag gibt es Kaffee. Ich bin erstaunt, wie offen ich reden darf, aber auch darüber, wie viel die Benediktiner von sich erzählen. Wir sind uns gleich vertraut.

Fabio Theus ist Redaktionsleiter von Radio Südostschweiz und Stv. Leiter Ressort Graubünden. Er studierte Theologie und arbeitet an einem Promotionsprojekt. Fabio Theus arbeitet seit 2012 für die Medienfamilie Südostschweiz. Mehr Infos

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