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Im Glarnerland gesucht: Beobachtungen von stacheligen Dorfbewohnern

Das Naturzentrum Glarnerland sammelt seit über 15 Jahren Tier- und Pflanzenfunde aus der Bevölkerung. In diesem Jahr stehen Beobachtungen von Igeln im Fokus.

Südostschweiz
03.06.23 - 04:30 Uhr
Klima & Natur
Wer im Glarnerland eine Igel entdeckt hat, kann seine Sichtung dem Naturzentrum Glarnerland melden.
Wer im Glarnerland eine Igel entdeckt hat, kann seine Sichtung dem Naturzentrum Glarnerland melden.
Bild Keystone/Carlo Reguzzi

153 Igel-Beobachtungen kamen 2009 im Kanton Glarus in einem Jahr zusammen. Damals widmete das Naturzentrum Glarnerland seinen jährlichen Beobachtungsaufruf erstmals dem sympathischen Stacheltier. Die Bevölkerung half rege mit und meldete ihre Funde. 14 Jahre später wird die Aktion wiederholt. Grund dafür ist die Sorge um den Igel: In gewissen Regionen der Schweiz und anderen europäischen Ländern wurde ein Rückgang festgestellt.

Die Gründe dafür sind noch nicht bekannt. Vermutet wird eine Kombination aus Lebensraum-Verlust, sinkender Lebensraum-Qualität, schlechterem Nahrungsangebot und Pestiziden. Möglicherweise spielt auch ein erhöhter Feinddruck durch Dachse eine Rolle. Nun möchte das Naturzentrum wissen, wie es um die Igel im Glarnerland steht.

Vom Kulturland in die Dörfer

Igel sind dank ihrem Stachelkleid unverwechselbar. Am häufigsten trifft man sie auf nächtlichen Streifzügen durch die Dörfer an. Das war nicht immer so. Der Igel war früher ein Bewohner von offenen Kulturlandschaften mit Wiesen, Hecken, Baumgruppen und anderen Strukturen. Durch die intensivere Landwirtschaft und den Rückgang der Strukturvielfalt in der Landschaft verschob sich sein Vorkommen in die Siedlungen. Dort lebt das Stacheltier in naturnahen Gärten, Grünflächen und Parkanlagen. Aber nur, wenn das Nahrungsangebot stimmt, Versteckmöglichkeiten vorhanden sind und die Grünflächen gut miteinander vernetzt sind. Letzteres ist wichtig, weil Igel einen beachtlichen Aktionsradius haben: Pro Nacht legen sie zum Teil über 1,5 Kilometer Wegstrecke zurück.

Den Tag verschlafen die dämmerungs- und nachtaktiven Tiere in Nestern in dichten Hecken, im hohen Gras, unter Asthaufen oder auch in einem Gartenschopf. An solchen Orten werden zwischen Juni und Ende August die Jungen geboren. Igel sind Wildtiere und kommen in intakten Lebensräumen alleine zurecht. Benötigt ein in Not geratener Igel doch einmal Unterstützung, sorgt der Verein «Igel-Hilfe Glarnerland» für seine fachgerechte Pflege.

Igel melden und fördern

Doch wo im Kanton sind Igel überhaupt noch unterwegs? Um diese Frage zu klären, hofft das Naturzentrum Glarnerland wieder auf die Unterstützung der Bevölkerung. Es bittet um Meldungen von lebend oder tot aufgefundenen Igeln im Glarnerland. Neben genauen Angaben wie Ort und Datum der Beobachtung sind auch Fotos zur Dokumentation der Funde willkommen.

Wer den Igel in seinem Garten fördern möchte, findet im Naturzentrum praxisnahe Anleitungen. Im Sommer wird zudem mit einer Themenwand über die Lebensweise und Ansprüche des Stacheltiers informiert. (mm)

Für Meldungen und Fragen: Naturzentrum Glarnerland, info@naturzentrumglarnerland.ch, Telefon 055 622 21 82 sowie in der Infostelle im Bahnhofsgebäude von Glarus. Weitere Infos unter www.naturzentrumglarnerland.ch.

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