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Pflanzzeit in den Schatzalp-Gärten

Seit dem Septemberschnee ist es klar: Wir nähern uns in grossen Schritten dem Saisonende. Was machen wir also, um den Garten und seine Bewohner winterfest zu machen? Winterfest? Stimmt das überhaupt so? Das Schatzalp-Gartenteam berichtet.

Davoser
Zeitung
07.10.23 - 07:00 Uhr
Klima & Natur
Nach dem Aussäen wird das Saatgut mit dem Bleistift noch etwas verteilt, bevor es angedrückt und mit Quarzsand bedeckt wird.
Nach dem Aussäen wird das Saatgut mit dem Bleistift noch etwas verteilt, bevor es angedrückt und mit Quarzsand bedeckt wird.
zVg

 «Nicht ganz, denn erst mal gilt es, den wundervollen Herbst zu geniessen. Die vielen Farben und würzigen Gerüche, die neuen Pflanzenkataloge und Blumenzwiebelmärkte. Nicht umsonst sind die goldenen Monate Erntezeit. Erntezeit, wieder so ein aufräumendes, abschliessendes Wort. Zum Teil stimmt es ja, denn auch wir botanischen Gärtner und Gärtnerinnen ernten jetzt. Allerdings vor­rangig Saatgut einiger uns wichtigen Pflanzen, um sie mit anderen Gärten zu tauschen oder selber neu auszusäen. So schützen wir Bestände und erhalten ­Arten, welche uns am Herzen liegen. Eine schöne Aufgabe. Hier lassen sich noch mal ganz andere Wunder der Pflanzen beobachten. An Abschluss ist sowieso noch nicht zu denken. Für uns und die Arbeit im Garten ist noch mal Hoch­saison. Herbst ist nicht nur Erntezeit, sondern vor allen Dingen Pflanzzeit. Das nächste, die nächsten Jahre dieser Kunstwerke auf Zeit wollen angelegt werden.

Bevorzugt vor der Winterruhe

Viele Pflanzen lieben den Herbst als Pflanzzeit. Sie bilden jetzt, in Vorbereitung auf ihre Ruhezeit, das Wurzelwerk noch mal stark aus. Kandidatinnen, die ausschliesslich im Herbst gepflanzt werden sollten, sind natürlich die im Frühjahr blühenden Zwiebeln: Tulpe, Narzisse, Schachbrettblume oder die vielen Zierlauch-Arten. Zwiebeln werden in grosser Fülle ungefähr doppelt so tief in den ­Boden gesetzt, wie sie selber gross sind.

Auch viele Stauden und Laubgehölze bevorzugen, im Herbst gepflanzt zu werden. Pfingstrosen zum Beispiel. Sie brauchen, wenn sie im Frühjahr gesetzt werden, mit ihrem Wachstum fast doppelt so lange oder blühen nicht. Hier geben die Herbstknospen, die kleinen, roten, spitzkegeligen Triebe an den Knollen, die Pflanztiefe vor. Nur knapp am obersten Horizont der ­Erde sollten diese zu erahnen sein.

Viele Iris, auch Schwertlilien genannt, bevorzugen ebenfalls den Herbst. Hier kommt es bezüglich der Pflanztiefe ­darauf an, mit welcher Art wir es zu tun haben. Die Vertreterinnen der Iris Germanica-Hybriden zum Beispiel möchten ihr ­Rhizom oberirdisch, also auf der Erde ­gesetzt haben, wohingegen die Iris Spuria-Hybriden tiefer in die Erde möchten. Auch die wintergrünen Polsterstauden wie Schleifenblume und Gänsekresse ­legen jetzt noch einmal los und können nun vermehrt und gesetzt werden.

Die Samen der Reiherschnäbel (Gattung Erodium) besitzen einen gewundenen Schwanz, mit dem sie sich in die Erde bohren können.
Die Samen der Reiherschnäbel (Gattung Erodium) besitzen einen gewundenen Schwanz, mit dem sie sich in die Erde bohren können.
zVg

Schummeln im Herbst

Ein besonders guter Zeitpunkt zum Setzen ist der Herbst auch für kurzlebige, zweijährige Arten wie zum Beispiel die Königskerze. Diese Pflanzen bilden im ersten Jahr eine Blattrosette und überwintern in diesem Zustand. Geht es ­ihnen gut, blühen sie dann schon im darauffolgenden Jahr. Es ist also möglich, mit einer Herbstpflanzung zeitlich etwas zu schummeln und die Blüten schon im ersten Jahr bestaunen zu können.

Beete schonen

Doch wie immer gibt es natürlich auch Pflanzen, welche den Herbst als Pflanzzeit gar nicht mögen. Hierzu gehören zum Beispiel Spezialisten der alpinen Zone. Diese Experten schaffen es nämlich nicht mehr, rechtzeitig ihr Wurzelwerk tief genug in die Erde zu graben und sich genug auf den Winter vorzubereiten. Sicher ist aber, dass ein neu angelegtes Beet mit den sich auf den Winter vor­bereitenden Bewohnerinnen sollte so wenig wie möglich gestört werden. Besser wir verlegen also Skipiste und Curlingbahn an eine andere Stelle, denn ein Meter ­locker gefallener Schnee isoliert bis ­minus 20 Grad. Ein Meter zusammengetretener beziehungsweise -gefahrener Schnee nur noch bis minus 5 Grad. Ausserdem haben die zwar sehr kräftigen neuen Triebe es deutlich schwerer durch Packeis zu wachsen. Falls man sich der Grenzen des Beetes nicht sicher ist, hilft ein kleiner ‹Zaun› mit einer Schnur, um sich auch im Winter an die gesetzten Pflanzen zu erinnern und voller Vor­freude auf ihre Triebe im Frühjahr zu warten. Glauben Sie uns, es ist im Frühjahr jedes Jahr aufs neue aufregender als jeder ‹Action-Thriller› immer wieder einen Blick auf die Beete zu werfen und zu beobachten, was da so passiert.»

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