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Erfolgreich im Vorstellungsgespräch: Weshalb euer Outfit nicht in Erinnerung bleiben sollte

Bewerbungsgespräche sind für viele eine grosse Herausforderung. Ein Bündner Experte für Arbeitsvermittlung verrät, welche Fehler ihr unbedingt vermeiden solltet und wie das Gespräch zum Erfolg wird.

09.04.24 - 11:00 Uhr
Graubünden
Angespannte Situation: Während eines Vorstellungsgesprächs werden den Bewerberinnen und Bewerbern oft herausfordernde Fragen gestellt. 
Angespannte Situation: Während eines Vorstellungsgesprächs werden den Bewerberinnen und Bewerbern oft herausfordernde Fragen gestellt. 
Symbolbild Freepik

Die Hände sind schwitzig, die Stimme zittert leicht und im Kopf überschlagen sich die Gedanken – ja, Vorstellungsgespräche können sogar die Selbstsichersten unter uns ins Wanken bringen. Doch jede und jeder muss sich früher oder später mal einem solchen Gespräch stellen und will den zukünftigen Arbeitgebenden dabei natürlich überzeugen.

Wie aber bereitet man sich erfolgreich auf ein Vorstellungsgespräch vor und wie können Bewerberinnen und Bewerber einen positiven Eindruck hinterlassen?

Vorbereitung ist alles 

Nicola Melillo ist RAV-Koordinator und leitet die Abteilung der Arbeitsvermittlung beim kantonalen Amt für Industrie, Gewerbe und Arbeit. Er beschäftigt sich beinahe täglich mit Bewerbungen und Vorstellungsgesprächen. Laut ihm ist eine gründliche Vorbereitung der Schlüssel zum Erfolg. «Ich empfehle immer, sich gut über das Unternehmen zu informieren, bei dem man sich vorstellt.» Heutzutage lasse sich das schnell und einfach über die Website der Firma bewerkstelligen, wo man mit einem Klick herausfinden könne, wer die Geschäftsführung innehabe oder wie gross das Team sei.

Mit diesem Wissen schafft man laut Melillo eine solide Basis. Ebenso wichtig während der Vorbereitung sei die Outfitwahl. Melillos Rat lautet: «Nicht underdressed, nicht overdressed, sondern dem Unternehmen angemessen.» Damit meint er, eine branchengerechte, schlichte und gepflegte Kleidung. «Für ein Vorstellungsgespräch bei einer Baufirma wähle ich eine andere Garderobe als bei einer Bank», führt der Experte aus und fügt an: «Der Grundsatz lautet: ‹Nach dem Gespräch sollte sich der Gesprächspartner nicht unbedingt an das erinnern, was man getragen hat›.»

Nachfragen kann Interesse vermitteln

Auch wenn gerne und oft davon gesprochen wird, dass ein Vorstellungsgespräch ein Kennenlernen ist, so wird den Bewerbenden trotzdem mit Fragen ganz genau auf den Zahn gefühlt. Laut Melillo können das Fragen sein wie: Wieso sind Sie gerade für die Stelle geeignet? Was sind Ihre Lohnvorstellungen? Oder weshalb sind Sie die Person, die wir nehmen sollten? «Natürlich sind solche Fragen immer etwas spitzfindig, aber man kann sich gut darauf vorbereiten», betont der Experte. Gleiches gelte für die Abfrage der Stärken und Schwächen. 

Umgekehrt sollten Bewerberinnen und Bewerber ebenso den Mut haben, Fragen zu stellen, mit denen sie bestenfalls auch gleich noch ihr Interesse bekunden können. «Spezifische Fragen zum Unternehmen oder zu allgemeineren Themen sind immer willkommen, während Fragen zum Gehalt oder Urlaubstagen weniger geeignet sind, um ins Gespräch zu kommen.» Darüber hinaus sei die Körpersprache nicht zu unterschätzen. «Eine aufrechte Haltung und direkter Blickkontakt signalisieren Selbstbewusstsein und Interesse. Diese subtilen Zeichen können entscheidend sein, um während des Gesprächs eine positive Atmosphäre zu schaffen.»

Findet ihr, man sollte allgemein offener über das Thema Lohn sprechen?

Auswahlmöglichkeiten

Besser nicht vom Streit mit dem Ex-Chef erzählen

Ein Tabu in Vorstellungsgesprächen, dem Melillo oft begegnet, sind Geschichten aus der Vergangenheit. Bewerberinnen und Bewerber riskierten häufig ihre Chancen, indem sie während des Vorstellungsgesprächs schlecht über ihren ehemaligen Arbeitgeber sprächen. «Niemanden interessiert es, wie man im alten Unternehmen behandelt wurde oder welche Differenzen man mit seinem Vorgesetzten hatte», betont der Experte. Deshalb sollte man dies unbedingt vermeiden.

Generell gilt laut Melillo, vorbereitet in das Gespräch zu gehen. «Man hat in seinem Leben meist nicht Hunderte von solchen Gesprächen, und natürlich ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, aber das Vorstellungsgespräch kann man üben.» Oft würden sich Arbeitgeber nämlich für die Person entscheiden, die sympathischer und positiver gewirkt habe, auch wenn sie möglicherweise weniger Kenntnisse mitbringe. «Deshalb empfehle ich, das Gespräch zu Hause zu üben, sich Notizen zu machen, etwa zu möglichen Fragen, und eine positive Einstellung an den Tag zu legen.»

Des Weiteren sollte man nicht vergessen, dass in der heutigen vernetzten Welt auch die Onlinepräsenz eine Rolle spielen kann. Viele Arbeitgeber nehmen sich die Zeit, die sozialen Medien ihrer potenziellen neuen Mitarbeitenden zu durchstöbern, um ein ganzheitlicheres Bild von ihnen zu erhalten, wie Melillo sagt. «Man kann sich mit dem eigenen ‹Social-Auftritt› vieles verbauen. Daher ist es ratsam, sich online ebenfalls von seiner besten Seite zu zeigen», so der Experte.

Auf welchen sozialen Plattformen sind Menschen aus Graubünden eigentlich am meisten unterwegs? Dazu gibt es hier mehr: 

Auch digitale Treffen können schiefgehen 

Neben den traditionellen Vorstellungsgesprächen vor Ort nehmen digitale Gespräche immer mehr zu. Besonders seit der Coronapandemie setzen viele Arbeitgeber auf Onlinetreffen. Trotz der Distanz von Bildschirm zu Bildschirm gibt es – wie Melillo betont – einiges zu beachten. Ein wesentlicher Aspekt sei die Wahl der Umgebung. Er empfiehlt, einen ungestörten Ort mit einem möglichst neutralen Hintergrund auszuwählen – in vielen Videotelefonie-Apps sind mittlerweile aber auch voreingestellte Hintergründe verfügbar. Zudem sollte die Kamera so ausgerichtet werden, dass das Gegenüber Gesicht und Oberkörper deutlich sehen kann. «Und es mag banal klingen, aber bei einem digitalen Gespräch ist es ebenso wichtig, für Ruhe zu sorgen und beispielsweise kein offenes Fenster mit Aussenlärm zu haben», ergänzt Melillo.

Unabhängig davon, ob das Vorstellungsgespräch digital oder persönlich stattgefunden hat – das Verhalten nach dem Treffen ist auch von Bedeutung. In der Regel erhält man nicht direkt eine Zusage, und manchmal dauert der gesamte Bewerbungsprozess einfach etwas länger, wie Melillo erklärt. «Es kommt aber immer gut an, wenn sich Bewerbende kurz nach dem Gespräch nochmals melden und klarmachen, dass sie an der Stelle immer noch interessiert sind.» Mit der richtigen Wortwahl und Empathie dürfe man durchaus direkt im Gespräch nachfragen, bis wann man mit einer Antwort rechnen dürfe. Sollte das Interesse an der Stelle aber verloren gehen, empfiehlt Melillo, dies offen zu kommunizieren. «Eine respektvolle Absage per Schreiben oder Anruf hinterlässt immer einen guten Eindruck. Ehrlichkeit ist bei einer Bewerbung ohnehin das A und O.»

Anna Panier arbeitet als Redaktorin bei Online/Zeitung. Sie absolvierte ein Praktikum in der Medienfamilie Südostschweiz und studiert aktuell Multimedia Production im Bachelor an der Fachhochschule Graubünden in Chur. Mehr Infos

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Punkto Bewerbungs-Stress denke ich an: Paradoxe Intention von Prof. Victor Frankl.
SO schreibt:
Des Weiteren sollte man nicht vergessen, dass in der heutigen vernetzten Welt auch die Onlinepräsenz eine Rolle spielen kann. Viele Arbeitgeber nehmen sich die Zeit, die sozialen Medien ihrer potenziellen neuen Mitarbeitenden zu durchstöbern, um ein ganzheitlicheres Bild von ihnen zu erhalten, wie Melillo sagt. «Man kann sich mit dem eigenen ‹Social-Auftritt› vieles verbauen. Daher ist es ratsam, sich online ebenfalls von seiner besten Seite zu zeigen», so der Experte.
Ich schreibe:
Stimmt. Was von uns im Internet sichtbar ist, zählt. Aber deswegen öffentlich nicht mehr sich sein? Ist das Schlimmste nicht das Unpersönliche (Stromlinienförmige)?
Das tragikomischste, lustigste BEWERBUNGSGESPÄCH las ich im Beobachter vor vielen Jahren, unter dem Titel:
"Wir melden uns bei Ihnen"
Social Media sind Fettnäpfchen für Stellensuchende - das muss auch Urs Honegger schmerzlich erfahren. Doch es soll niemand sagen, der junge Mann sei nicht lernfähig.
"Grüezi, Herr Honegger, nehmen Sie Platz."
"Oh, ja, danke schön, Herr Moretti."
"Warum möchten Sie bei uns Sachbearbeiter werden?"
"Nun, ich suche eine neue Herausforderung bei einem Unternehmen, wo ich meine Fähigkeiten ideal einbringen kann. Ich denke, ich wäre bei Ihnen richtig."
"Schön, Herr Honegger, Sie haben sich vorbereitet. Auch ich habe mich etwas schlaugemacht über Sie. Im Internet. Man will ja wissen, mit wem man es zu tun hat."
"Oh, hehe, ja, genau. Natürlich. Ähm, wie schlau gemacht?"
"In Ihrem Lebenslauf geben Sie an, Ihre Interessen seien Literatur, Fotografie und klassische Musik. Auf Facebook steht aber: Ich habe sieben Hobbys: Sex und Saufen. "
"Aaaah, das ist da drin? Das muss ein Miss Ich meine, hehe, ist doch Spass. Ich bin ein aufgestellter, humorvoller Mensch."
"Wenn ich mir Ihr Fotoalbum Weiber und Wein ansehe, dann habe ich schon den Eindruck, dass Ihre Angabe nicht ganz unwahr ist."
"Ach das, ähm, nein, das ist nicht so, wie es aussieht. Das war früher. Wissen Sie, ich kann mich heute mit 34 so gut auf mein Berufsleben konzentrieren, weil ich mich in meiner Jugend voll ausgelebt habe."
"Das Einzige, was auf diesen Fotos wirklich jung aussieht, sind die Frauen, mit denen Sie sich umgeben. Aber lassen wir das. Wir schätzen es, wenn unsere Mitarbeiter früh mit der Arbeit beginnen, Herr Honegger. Auf Twitter äussern Sie sich immer wieder um zwei, drei Uhr nachts. Sie sind nicht gerade eine Lerche, was?"
"Oh doch. Natürlich. Ich brauche nur sehr wenig Schlaf, müssen Sie wissen. Morgens bin ich immer topfit."
"Darum lassen Sie Sätze verlauten wie Morgenstund hat Blei im Schlund und Der frühe Vogel kann mich mal?"
"Ah, haha, lustig, oder?" "Sehr." (Räusper) "In unserem Unternehmen pflegen wir eine gesunde Feedback-und Kommunikationskultur. Glauben Sie, dem gewachsen zu sein?"
"Definitiv! Klare, gewaltfreie Kommunikation ist quasi mein Spezialgebiet. Konflikte sehe ich als Chance, als Mensch zu wachsen und ein Projekt weiterzubringen."
"In einem World of Warcraft-Forum quittieren Sie eine Kritik an Ihrer Spielweise mit einem trockenen Deine Mutter ist schwul."
"Das ist jetzt aber völlig aus dem Zusammenhang gerissen." "Bestimmt. Danke für das Gespräch, Herr Honegger. Wir melden uns bei Ihnen."
Einige schlaflose Nächte später
"Guten Tag, Herr Honegger. Nehmen Sie doch Platz."
"Grüezi, Herr Graber. Vielen Dank für die Einladung."
"Warum möchten Sie bei uns einsteigen, Herr Honegger?"
"Ich suche nach einer neuen Herausforderung. Mit der Firmenphilosophie meines jetzigen Arbeitgebers kann ich nicht viel anfangen, da passt Ihre Unternehmung viel besser zu mir."
"Meine Nachforschungen haben ergeben: Sie haben kein Facebook-Profil, und auch sonst findet man nichts über Sie im Internet."
"Richtig. Nach einigen schlechten Erfahrungen achte ich sehr auf meine Privatsphäre."
"Wir sind ein innovatives, fortschrittliches Unternehmen. Wir legen grossen Wert darauf, mit Leuten zusammenzuarbeiten, die sich der digitalen Welt nicht einfach so verweigern."
"Aber ""Vielen Dank, Herr Honegger. Wir melden uns bei Ihnen."

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