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Piz Buin: Vom Gipfel des Silvretta-Kamm zum weltbekannten Sonnenschutz

Der Gipfel des Piz Buin Grond in der Silvretta ist weltweit bekannt für eine Sonnencreme. Von der Geschichte der Erstbesteigung bis zur Entwicklung eines der ersten Sonnenschutzprodukte der Welt.

Bündner Woche
05.02.25 - 04:30 Uhr
Graubünden
Bergsteigen vor über 100 Jahren: Die Fuorcla del Confin, mit Gross- und Klein-Buin, aufgenommen 1921.
Bergsteigen vor über 100 Jahren: Die Fuorcla del Confin, mit Gross- und Klein-Buin, aufgenommen 1921.
Bild ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv

Wer bei Google nach «Piz Buin» sucht, erhält ein kunterbuntes Durcheinander an Ergebnissen. Berichte über Gipfelbesteigungen wechseln sich ab mit Produkthinweise zu einer Sonnencreme. Und auch Hotels mit diesem Namen empfehlen sich als heimeliges Zuhause für Feriengäste. Doch der Reihe nach.

3312 Meter hoch ist der Gipfel des Piz Buins. Genauer gesagt des grossen Piz Buins, auf Romanisch «​Piz Buin Grond». Rund 500 Meter Luftlinie entfernt befindet sich der kleine Bruder, auch bekannt als «Piz Buin Pitschen». Die Berge gehören zum Silvretta-Hauptkamm und sind somit Teil der schweizerisch-österreichischen Grenze. Und so gilt der Piz Buin Grond als höchste Erhebung des Bundeslandes Vorarlberg. Doch seine Bekanntheit sollte er wegen eines anderen Grundes erhalten.

Bekannter Auftritt: Das prägnante Piz-Buin-Logo prägte während vieler Jahre den Markenauftritt der Sonnencreme.
Bekannter Auftritt: Das prägnante Piz-Buin-Logo prägte während vieler Jahre den Markenauftritt der Sonnencreme.
Bild zVg

Wichtige Jahreszahlen

Und hier kommen drei Jahreszahlen ins Spiel:

  • 1865 wurde der Gipfel zum ersten Mal bestiegen – zufälligerweise fand am genau gleichen Tag auch die Erstbesteigung des Matterhorns statt.
  • 1938 bestieg der österreichische Chemiestudent Franz Greiter den Berg. Er zog sich dabei aber einen schweren Sonnenbrand zu.
  • 1946 tüftelte der inzwischen promovierte Chemiker zusammen mit seiner Frau Marga – einer Kosmetikerin – an einer Creme, die solche Sonnenbrände verhindern sollte. Sie brachten eine «Gletschercreme» heraus und tauften das Produkt – wie könnte es anders sein – «Piz Buin».

Mit dieser Erfindung schufen die Greiters eine der ersten Sonnencremes weltweit. Doch dies sollte nicht die einzige Pionierleistung sein. Die Fachzeitschrift «Neue Verpackung» hält dazu fest: «Die später gegründete Firma Greiter AG in Altstätten produzierte erfolgreich Sonnenschutzprodukte, definierte den Lichtschutzfaktor und führte 1962 als erster Hersteller die Angabe des Lichtschutzfaktors auf der Packung ein. Viele neue Produkte wie wasserfeste Creme (1975), oder Micro-Pigmente, die UV-Licht reflektieren (1989), und die entsprechenden, zum jeweiligen Produkt passenden Packungen wie Flaschen, Tuben oder Spraydosen sicherten Greiter die Spitzenstellung am Markt. Werbeslogans wie beispielsweise ‹Himalaya bewährt›, ‹In Harmonie mit der Sonne› oder ‹Voll Vertrau’n strahlend braun› unterstützten die Erfolgsstory von Piz Buin zusätzlich.» Wer genau hinschaut, findet auch heute noch in einigen Skigebieten alte Piz-Buin-Werbungen. Sei es auf Skiliftmasten oder an Skiständern. Der orange Schriftzug mit seinen kursiven Grossbuchstaben lässt den Geist des 70er-Jahre-Werbestils wieder aufleben.

Anno dazumal: So sah Werbung aus: Ein Werbeschild von Piz Buin aus früheren Zeiten.
Anno dazumal: So sah Werbung aus: Ein Werbeschild von Piz Buin aus früheren Zeiten.
Bild zVg

Von einem Schweizer Produkt und dem Verlust dieses Bezugs

Wie erwähnt, gründete Franz Greiter im st. gallischen Altstätten eine Produktionsstätte für die Sonnencreme. Diese wurde somit zwar nicht zu einem Bündner, aber immerhin zu einem Schweizer Produkt. Parallel dazu wurde auch in Österreich produziert. 1985 verstarb der Firmengründer jedoch infolge eines Herzinfarktes. Vier Jahre später verlor die Produktionsfirma ihre Eigenständigkeit. Sie wurde an den Konsumgüter- und Pharmakonzern «Johnson and Johnson» verkauft. Die Herstellungsbetriebe in Altstätten und in Lauterach wurden geschlossen. 2023 lagerte «Johnson and Johnson» Piz Buin aus. Seither ist die Marke Teil des Kenvue-Konzerns. Entsprechend scheint der Schweiz-Bezug der Sonnencreme-Ikone stark an Bedeutung verloren zu haben. So gibt es nicht einmal mehr einen Internet-Auftritt auf Deutsch. Und auf verschiedene Fragen der «Büwo» ging die Kenvue-Medienstelle nicht näher ein.

Wie dem auch sei: Piz Buin gibt es immer noch in vielen Geschäften zu kaufen. Und noch immer wirbt der Hersteller mit der «perfekte Balance zwischen schöner Bräune und dem nötigen Schutz». Übrigens gibt es auch einen deutschen Namen für den Piz Buin. Ochsenspitze. Ein Glück, hat sich Franz Greiter nicht für diesen Namen entschieden…

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