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Behindertenrechte in Graubünden sollen mit neuer Fachstelle gestärkt werden

Die Regierung schafft eine Fachstelle für Behindertengleichstellung und Behindertenrechte. Diese setzt sich in verschiedenen Bereichen für die Anliegen von Menschen mit Behinderung ein.

Südostschweiz
23.01.24 - 15:01 Uhr
Graubünden
Die UN-Behindertenrechtskonvention schafft keine Sonderrechte für Menschen mit Behinderungen: Sie sorgt vielmehr dafür, dass Menschen mit Behinderungen ihre Rechte in gleichem Masse ausüben können wie Menschen ohne Behinderungen.
Die UN-Behindertenrechtskonvention schafft keine Sonderrechte für Menschen mit Behinderungen: Sie sorgt vielmehr dafür, dass Menschen mit Behinderungen ihre Rechte in gleichem Masse ausüben können wie Menschen ohne Behinderungen.
Bild Freepik

Im Rahmen der UN-Behindertenrechtskonvention schafft der Kanton Graubünden eine neue Fach- und Koordinationsstelle für die Gleichstellung und Rechte von Menschen mit Behinderung. Die Fachstelle soll die Gleichstellung, Zugänglichkeit und Teilhabe von Menschen mit Behinderung im Kanton Graubünden fördern, wie die Regierung des Kantons Graubünden in einer Mitteilung schreibt. Dazu gehöre auch die Sensibilisierung der Gesellschaft für die Anliegen von Menschen mit Behinderung. 

Zwischenbilanz der aktuellen Angebote

In der Dezembersession 2020 des Grossen Rates wurde die Regierung beauftragt, eine Bestandesaufnahme der aktuellen Angebote für Menschen mit Behinderungen zu machen. Der Kanton Graubünden erreichte dabei ein gutes Zeugnis, wie es in der Mitteilung der Regierung heisst. Die Stärken liegen in den Bereichen der Wohn- und Arbeitsangebote, der integrativen Schule sowie im Bereich Sport und Kultur. Diese Erkenntnisse seien mit verschiedenen Methoden wie Online-Befragungen, Dokumentenanalysen, Interviews und Workshops erarbeitet worden. Die Daten wurden in Verwaltungen, bei Leistungserbringenden und Verbänden sowie bei Menschen mit Behinderungen erhoben.

Die Fachstelle wird sich ab 2025 für die Umsetzung der Massnahmen einsetzen und der Regierung regelmässig Bericht erstatten. Dies sei ein weiterer Schritt zur verstärkten Berücksichtigung der Anliegen von Menschen mit Behinderungen im Kanton Graubünden.

Anlässlich des 10-Jahr-Jubiläums der UN-Behindertenkonvention finden in der Schweiz die Nationalen Aktionstage für die Rechte von Menschen mit Behinderungen statt. Auch Graubünden beteiligt sich mit bunten und vielfältigen Aktionen vom 15. Mai bis 15. Juni. Die Aktivitäten reichen von Sport und Kultur bis hin zu Mobilität und Gesundheit, wie die Regierung abschliessend schreibt. 

Das sagt Procap Grischun:

Procap Grischun, die grösste Mitgliederorganisation für Menschen mit Behinderungen im Kanton Graubünden, freut sich über den Bericht des Kantons Graubünden zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention und bewertet diesen positiv, wie er in einer Mitteilung schreibt.
 Der Bericht umfasse eine detaillierte Bestandsaufnahme, Bedarfsanalyse und Massnahmenempfehlungen, die aufzeigen, inwieweit die Rechte von Menschen mit Behinderungen im Kanton Graubünden respektiert und umgesetzt werden.

«Die Veröffentlichung dieses Berichts ist ein wichtiger Schritt für die Anliegen von Menschen mit Behinderungen im Kanton Graubünden», so Reto Crameri, Präsident von Procap Grischun. «Wir sind zuversichtlich, dass die Empfehlungen zu positiven Veränderungen führen werden, um eine inklusive Gesellschaft für alle zu schaffen.» 

(red)

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SO schreibt:
Die UN-Behindertenrechtskonvention schafft keine Sonderrechte für Menschen mit Behinderungen: Sie sorgt vielmehr dafür, dass Menschen mit Behinderungen ihre Rechte in gleichem Masse ausüben können wie Menschen ohne Behinderungen.
Ich schreibe:
1) Was ist der Unterschied zwischen Sonderrechten und Rechteausübung (in gleichem Masse wie Nichtbehinderte)?
Etwa, dass in vielen Wohnungen inzwischen die Badewanne fehlt (für andere Behinderte, die der Wärme und allfälligen Einwirkung medizinischer Badezusätze bedürften)?
2) Was ist die Definition Inklusion?
Dass Behinderte (Beeinträchtigte) Schutz erhalten (insbesondere beim Wohnen für Menschen, analog Nationalpark für Flora/Fauna), oder umgekehrt, dass sie in die harte Artensterben-Welt "inkludiert" werden?
Manko substituieren durchs Sozialumfeld? Gemäss Ethiker Heinz Rüegger im Beobachter-Interview (sinngemäss): Dass Leistungsreduzierte Hilfe bekommen betreffend Wesentliches, was ihnen infolge Behinderung bzw. Krankheit bzw. Alter nicht mehr möglich ist zu bewerkstelligen?
3) Was ist die Definition Behinderung:
Leider sehe ich in Medien Behinderung ausschliesslich mit Rollstuhl gleichgesetzt (siehe auch das Foto in obigem Medienartikel). Ich kritisiere das seit langem als nicht sachgerecht (menschengerecht) und diskriminierend, exkludierend.
In der Zeitung (oben) steht, der Grosse Rat habe die Regierung beauftragt, und diese habe sich bzw. dem Kanton ein gutes Zeugnis ausgestellt. Na, fabelhaft!
Erstens dürfte die Regierung eben die Definitionen, also die Grundlage, nicht richtig gestellt haben.
Zweitens habe sie "diese Erkenntnisse mit verschiedenen Methoden wie Online-Befragungen, Dokumentenanalysen, Interviews und Workshops erarbeitet. Die Daten wurden in Verwaltungen, bei Leistungserbringenden und Verbänden sowie bei Menschen mit Behinderungen erhoben." – was bedeutet: Mich hat man schon wieder nicht gefragt, aussen vor gelassen.
Drittens habe ich Beispiele von mehreren Menschen in Chur, die krankheitshalber nicht selbst in Apotheke oder Lebensmittelladen konnten, jedoch kein Angebot insbesondere von Kanton oder Stadt Chur fanden, trotz des vor Jahren verkündeten Grundsatzes, man wolle Wohnen ermöglichen möglichst lange daheim statt "ins Heim".
https://www.suedostschweiz.ch/sendungen/so-werden-personen-mit-schweren…
Wolfgang Reuss 03.01.2024 - 15:20 Uhr
SO schreibt:
Schön zuzusehen war vor anderthalb Monaten aber auch, wie Inklusion funktionieren kann und alle eins wurden.
«Beeinträchtigte haben dieselben Sehnsüchte und Wünsche wie die Nichtbeeinträchtigten.»
Zorica Reithebuch, angehende Sozialpädagogin
Ich schreibe:
Das widerspricht für mich zumindest teils bzw. tendenziell den Naturgesetzen.
Auch wenn Obiges für einen (kleineren) Teil von Behinderten vermutlich zutreffen mag, finde ich diese Definition des Begriffs Inklusion, oder Inklusion per se, falsch. Um hier nur zwei Stichworte aus der Medizin, Indikation, zu nennen: Expositionsstopp und Milieuwechsel.
Ebenso, wie ich die Definition von Behinderung und Barriere – die ich in Medien einzig mit Rollstuhl gleichgesetzt sehe – falsch, und deshalb diskriminierend, ausgrenzend (!) finde.
Ein bisschen eine Ahnung, dass ich Recht habe, scheint auch bei Reithebuch durchzuscheinen, etwa in ihrer Bemerkung: «Eine barrierefreie Party muss den Bedürfnissen der Gäste gerecht werden», sagt die 39-Jährige.
WER den Preis verleiht (Nominiert als «Glarnerin des Jahres 2023»), und WER "Behinderung" und WER "Bedürfnisse" definiert: Sind es Unbeteiligte? Sind es irgendwelche "Sozial-Institutionen" (wie etwa "Höheren Fachschule Agogis in St. Gallen"), wo Gesunde über Behinderte mutmassen? Oder gar ein Behinderter selbst, wie Neu-Nationalrat Islam Alijaj (Initiant https://www.inklusions-initiative.ch/ ), der das jedoch aus seiner Rollstuhl-Perspektive sieht, soweit ich diese Volksinitiative und Medienartikel betreffend "Was ist Inklusion" bisher begreife.
Das Letzte, was sich ein Schwerkranker wünscht oder benötigt, ist "Party". Das ist meine Aussage als Direktbetroffener. Aber ist es nicht bezeichnend, dass mich nicht nur nie jemand fragte (obwohl es angeblich eben um Behinderte geht bei der ganzen Schose), sondern sogar wenn ich mich "proaktiv" an angeblich zuständige Fachstellen wende, meine Hilferufe bisher auf kalte Schultern und taube Ohren stossen, was ich umso divergenter zu offiziellen Verlautbarungen (Motto: Wir sind sooo sozial. Wir wollen nuuur Ihre Gesundheit oder gar Wohlbefinden) finde, als ich sogar leicht verwirklichbare Lösungen gleich mitliefere. Also ich nicht einzig die Problematik diagnostiziere und belege (was aber auch schon eine Leistung ist). Ich erlebe "Inklusion" statt als Hilfestellung sogar als Gesprächsverweigerung.
https://www.suedostschweiz.ch/klima-natur/iltis-ist-tier-des-jahres-202…

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